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Bundestag: Zoff um Papst Benedikts Auftritt

Bundestag

Zoff um Papst Benedikts Auftritt

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    Papst Benedikt XVI.
    Papst Benedikt XVI.

    Der geplante Auftritt des Papstes im Bundestag schlägt bereits jetzt Wellen - vor allem bei den Grünen. "Die Bedenkenträgerei meiner Kollegen geht mir ganz schön auf den Nerv", schimpft der rheinland-pfälzische Abgeordnete Josef Winkler. Dass sein Parteifreund Volker Beck die Einladung im Ältestenrat heftig kritisiert hat, sei ein "ziemlicher Alleingang des Kollegen", sagt Winkler, der selbst Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken ist. Er jedenfalls begrüße es ausdrücklich, dass Benedikt XVI bei seinem Deutschlandbesuch im September auch vor dem Parlament reden wolle. Dies sei "ein großes Ereignis, nicht nur für Katholiken."

    Über die Ankündigung des Altlinken Christian Ströbele, den Plenarsaal zu verlassen, wenn der Papst rede, hat Winkler im Gespräch mit unserer Zeitung nur Spott übrig: Ströbele, sagt er,, "braucht ihn gar nicht erst betreten. Niemand wird gezwungen, einem Redner zuzuhören. Wir sind freie Abgeordnete."

    Ströbele hatte auch bei den Auftritten von George Bush und Wladimir Putin im Bundestag den Saal verlassen. Dem Papst nimmt er übel, dass er sich in Lateinamerika nicht zu seiner Schuld und der seiner Kirche bekannt habe. Als Präfekt der Glaubenskongragation war der damalige Kardinal Ratzinger in den achtziger Jahren scharf gegen lateinamerikanische Befreiungstheologen vorgegangen, denen er vorwarf, sie kämpften im christlichen Gewand für den Marxismus. Unter anderem hatte er dem populären brasilianischen Theologen Leonardo Boff die Lehrerlaubnis entzogen.

    Fraktionsgeschäftsführer Beck lehnt den geplanten Auftritt des Papstes aus anderen Gründen ab. Der Bundestag, argumentiert er, "sei weltanschaulich neutral." Wenn Benedikt XVI als Oberhaupt einer Religionsgemeinschaft dort rede, stelle sich zwangsläufig die Frage, welche Repräsentanten anderer Religionen noch eingeladen werden müssten. Nach dieser Logik könnte Bundestagspräsident Norbert Lammert den Plenarsaal sogar dem Dalai Lama öffnen - was prinzipiell auch kein Problem wäre, vom diplomatischen Flurschaden in China einmal abgesehen. Wer vor dem Parlament rede, sagt Stefan Müller, der Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, "ist immer eine Einzelfallentscheidung. Es gibt hier keinerlei formale Regelungen."

    Der grüne Katholik Winkler hält die Bedenken von Beck und Ströbele für "kleinlich." Viele Mitglieder seiner Fraktion, mit denen er gesprochen habe, hätten nichts gegen den Auftritt des Papstes vor dem Parlament seines Heimatlandes einzuwenden. Auch Parteichefin Claudia Roth sieht die Sache gelassen: "Wenn der Papst im Bundestag reden will, soll er das tun. Zu dieser Rede sollten dann Vertreter aller Religionsgemeinschaften eingeladen werden. Ich werde da natürlich im Plenum sein." Ähnlich denkt die Neu-Ulmer Abgeordnete Ekin Deligöz. Es irritiere sie zwar, sagt sie, dass ein Kirchenoberhaupt sich auf eine so weltliche Bühne wie die der Politik begebe. Deshalb aber, wie Ströbele, gleich die ganze Veranstaltung zu boykottieren - das, findet sie, gehe schon gar nicht. "Schließlich ist der Papst unser Gast."

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