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Bundesregierung: Keine Kabinettsumbildung: Merz blitzt bei Merkel ab

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Keine Kabinettsumbildung: Merz blitzt bei Merkel ab

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    Für Friedrich Merz gibt es aktuell keinen Platz in der Bundesregierung.
    Für Friedrich Merz gibt es aktuell keinen Platz in der Bundesregierung. Foto: Wolfgang Kumm, dpa

    Kurz vor dem für Friedrich Merz entscheidenden CDU-Bundesparteitag spielte sich eine Szene ab, die in der Nachbetrachtung hohe Symbolkraft hatte. Beim traditionellen Presseabend federte Bundeskanzlerin Angela Merkel sichtlich entspannt durch die Reihen, entdeckte einen Tisch mit vier Berliner Journalistinnen und gesellte sich dazu. Die Frauen-Runde plauderte munter, die Männer beäugten es misstrauisch. Als sich einer von ihnen an den Tisch drängen wollte, machte die Noch-CDU-Vorsitzende Merkel mit den Ellenbogen dicht. Männer, so die Botschaft, will ich hier nicht haben.

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    Wenig später wusste ein anderer Mann, dass er auch nicht willkommen ist. Die CDU-Delegierten votierten in Hamburg mit Mehrheit gegen Merz und für Annegret Kramp-Karrenbauer als Parteivorsitzende. Das war die Ablehnung der Partei. Seit Mittwoch weiß Merz offiziell, dass Merkel ihn an dem aus Edelholz gezimmerten Kabinettstisch auch nicht haben will. „Die Bundeskanzlerin plant keine Kabinettsumbildung“, wies Regierungssprecher Steffen Seibert die Ambitionen des früheren CDU/CSU-Fraktionschefs zurück.

    In seiner Partei wurde die Bewerbung des Zwei-Meter-Mannes Merz mit Kopfschütteln aufgenommen. „So richtig versteht das bei uns keiner“, meinte ein hoher CDU-Präsidialer. Warum Merz glaube, dass die Kanzlerin für ihn das Kabinett umbilden werde, sei doch sehr rätselhaft.

    Im politischen Berlin hatte sich das Interview, das Merz derFrankfurter Allgemeinen Zeitung gegeben und in dem er sich als Arbeitssuchender geoutet hatte, da gerade erst so richtig gesetzt. Ein Ministeramt würde er sich „aufgrund meiner Erfahrung in der Wirtschaft und Politik zutrauen“, sagte Merz, er betonte gleichzeitig aber auch, die Entscheidung liege nicht in seiner Hand, sondern sei „Sache der Kanzlerin“. Womit er im Grunde genommen schon die Unmöglichkeit seines Vorhabens eingestand.

    Denn es gibt eine alte Rechnung zwischen Merkel und Merz, und die trägt die Jahreszahl 2005. Damals hatte Merz bei der Bundestagswahl sein Direktmandat mit Bravour zurückerobert, doch die kurz vor der Wahl zur Bundeskanzlerin stehende CDU-Chefin Merkel hatte für ihn keinen Platz in ihrer Führungsriege.

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    Und die Wirtschaft? Ein Funktionär aus dem Unternehmerlager konnte sich bei der Nachfrage nach Merz eines Schmunzelns nicht erwehren. „Glauben Sie wirklich, dass ein Mann mit der Vita eines Friedrich Merz ein Ministeramt anstrebt? Parteivorsitz ja, aber Minister?“

    Der Merz’schen Unterstützung müde scheinen auch seine bisherigen Gefolgsleute zu sein. Der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann, zum Beispiel hielt sich am Mittwoch bedeckt. Linnemann und seine mächtige Organisation hatten sich zuvor für Merz starkgemacht. Ebenso der neue CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, der sich zu den neuen Ambitionen von Merz ebenfalls nicht sichtbar äußerte.

    Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hätte für Merz eintreten können. Der CDU-Grande hatte das schließlich schon vor dem CDU-Parteitag und sehr zum Ärger vieler Mitglieder getan. Symbolträchtig übrigens ebenfalls in der FAZ, in der Angela Merkel vor ziemlich auf den Tag genau 19 Jahren die Abnabelung der CDU von Helmut Kohl einleitete. Schäuble blieb jedoch stumm. Es muss eigentlich kaum erwähnt werden, dass der Vorstoß von Merz auch im Konrad-Adenauer-Haus keine Wellen schlug. Annegret Kramp-Karrenbauer hatte sich schon diskret zurückgehalten. Ein Gespräch fand statt, man habe aber Stillschweigen vereinbart, bestätigte Merz im Interview. Und derjenige, der ein Merz-Revival wohl am meisten fürchten müsste, gab sich ganz gelassen. Er sei diesbezüglich nicht ängstlich, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

    Wie es weitergeht mit Merz? Ein altgedienter CDU-Politiker brachte die Hoffnung auf Normalität so auf den Punkt: „Wir haben ja nun Weihnachten, das Fest der Ruhe. Und der Besinnung.“

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