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Bundespräsident: Wer folgt auf Gauck? Die schwierige Suche nach einem Kandidaten

Bundespräsident

Wer folgt auf Gauck? Die schwierige Suche nach einem Kandidaten

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    Will nicht mehr weitermachen: Bundespräsident Joachim Gauck.
    Will nicht mehr weitermachen: Bundespräsident Joachim Gauck. Foto: Maurizio Gambarini, dpa

    Eine Frau soll es im Idealfall sein, erfahren in der Politik, aber mit Distanz zum Berliner Tagesgeschäft: Eine Frau wie Annegret Kramp-Karrenbauer vielleicht, die Ministerpräsidentin des Saarlandes, oder wie Petra Roth, die frühere Frankfurter Oberbürgermeisterin. Beide passen in das Anforderungsprofil für die Nachfolge von Joachim Gauck. Ob Angela Merkel und Sigmar Gabriel sich auf eine von ihnen einigen können, ist allerdings mehr als fraglich. Fünf Monate vor der Wahl des neuen Bundespräsidenten (oder der ersten Präsidentin) ist nur eines klar: dass nichts klar ist.

    Das ist Joachim Gauck

    Bundespräsident Joachim Gauck hat ein bewegtes Leben hinter sich. Seine wichtigsten Stationen.

    Gauck kommt 1940 in Rostock zur Welt. Sein Vater ist Kapitän, seine Mutter gelernte Bürofachfrau. Sein Vater wird von den Russen wegen angeblicher Sabotage in einem Lager in Sibirien verschleppt, als Gauck sechs Jahre alt ist. Er kommt erst viele Jahre später wieder frei.

    Nach dem Abitur studiert Joachim Gauck Theologie in Rostock und arbeitet dann ab 1967 als Pastor in Lüssow. Sein eigentlicher Berufswunsch Journalist zu werden, lässt sich in der DDR nicht erfüllen.

    Ab 1974 wird Joachim Gauck wegen seiner kritischen Predigten von der Stasi beobachtet.

    Als sich in der DDR Ende der achtziger Jahre Widerstandsgruppen formieren, wird Gauck Mitbegründer und Sprecher des „Neuen Forums“. Er leitet unter anderem Gottesdienste und führt Großdemonstrationen an.

    Das Ende des DDR-Regimes und die Wendezeit nennt Gauck die "prägende Zeit meines Lebens".

    1990 leitet er als Abgeordneter der frei gewählten DDR-Volkskammer den Sonderausschuss zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit.

    Am Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 übernimmt Joachim Gauck die nach ihm benannte Stasi-Unterlagen-Behörde. Bis zum Jahr 2000, als er die Leitung an Marianne Birthler abgiebt, avanciert Gauck zum bekanntesten Gesicht der DDR-Demokratiebewegung.

    Nach dem Mauerfall trennt sich der Theologe von seiner Frau und findet eine neue Lebenspartnerin aus dem Westen - eine Journalistin aus Nürnberg. Bis heute sind beide nicht miteinander verheiratet.

    2003 wird Joachim Gauck aus den Reihen der FDP erstmals als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten ins Spiel gebracht.

    2005 wird Joachim Gauck, damals 65 Jahre alt, Ehrendoktor der Universität Augsburg.

    Der Vater von vier Kindern und mehrfache Großvater engagiert sich auch im Verein „Gegen Vergessen für Demokratie“. Als Vorsitzender kümmert er sich zusammen mit vielen Mitstreitern um die Aufarbeitung der Geschichte der Diktaturen in Deutschland.

    Im Sommer 2010 wird er von SPD und Grünen zum Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten nominiert. Dass er bei der durch Horst Köhlers Rücktritt nötig gewordenen Wahl knapp an Wulff scheitert, ändert nichts an seiner Beliebtheit.

    2011 sorgt Gauck für Schlagzeilen, als er Thilo Sarrazin für sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ Mut attestiert. „Er hat über ein Problem, das in der Gesellschaft besteht, offener gesprochen als die Politik“, sagte Gauck, wobei er sich den den Inhalten des Buches distanzierte.

    Nach dem Rücktritt von Christian Wulff wird Gauck von Union, FDP, Grünen und SPD zum gemeinsamen Kandidaten für die Wahl eines neuen Bundespräsidenten nominiert.

    Am 18. März 2012 wählt ihn die Bundesversammlung mit großer Mehrheit zum Bundespräsidenten, am 23. März wird er vereidigt.

    In der SPD denken viele wie der Abgeordnete Johannes Kahrs, der Anführer der Parteirechten, der Außenminister Frank-Walter Steinmeier für die „Idealbesetzung“ im höchsten Staatsamt hält. Die Kanzlerin dagegen, heißt es, beanspruche Schloss Bellevue für die CDU. Dazu aber müssten spätestens im dritten Wahlgang auch Grüne, Liberale und Sozialdemokraten mit der Union stimmen. Für die 72-jährige Roth spricht dabei, dass sie ihre Stadt lange mit den Grünen regiert hat und auch sonst keine konservative Hardlinerin ist. Die 54-jährige Kramp-Karrenbauer wiederum regiert in Saarbrücken mit einer Großen Koalition und hat sich auch in der

    Geheimfavoritin: Annegret Kramp-Karrenbauer.
    Geheimfavoritin: Annegret Kramp-Karrenbauer. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Gewählt wird Gaucks Nachfolger am 12. Februar 2017

    Eine Reihe diskreter Sondierungsversuche hat es inzwischen gegeben, sowohl zwischen Riexinger und Gabriel als auch zwischen Gabriel und der Kanzlerin. In die Karten blicken lässt sich aber im Präsidentenpoker niemand. Angela Merkel hat nur versprochen, vor Weihnachten Klarheit zu schaffen, es geht schließlich auch um ihren Ruf als Präsidentenmacherin. Ihre beiden letzten Kandidaten Horst Köhler und Christian Wulff scheiterten jäh, den populären Gauck dagegen wollte sie partout nicht – er wurde ihr von der FDP aufgezwungen.

    Wer könnte 2017 als Bundespräsident auf Gauck folgen? 

    Im Gespräch sind neben der angeblichen Geheimfavoritin Kramp-Karrenbauer auch noch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Finanzminister Wolfgang Schäuble und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (alle CDU), die CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt und der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani, der bei Grünen und Linken viele Anhänger hat.

    Fest für die Wahl am 12. Februar nominiert sind bereits der Fernsehrichter Alexander Hold für die Freien Wähler (FW) und der ehemalige Frankfurter Stadtkämmerer Albrecht Glaser für die AfD.

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