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Bundespräsident: Joachim Gauck denkt an eine zweite Amtszeit

Bundespräsident

Joachim Gauck denkt an eine zweite Amtszeit

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    Eine Mehrheit in der Bundesversammlung hätte er sicher: Joachim Gauck. Nach bislang unbestätigten Berichten liebäugelt er mit einer zweiten Amtszeit.
    Eine Mehrheit in der Bundesversammlung hätte er sicher: Joachim Gauck. Nach bislang unbestätigten Berichten liebäugelt er mit einer zweiten Amtszeit. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Das Wort Ruhestand hört Joachim Gauck nicht gerne. Früher, ja, da habe auch er sich das Älterwerden so vorgestellt wie die meisten Deutschen: Bis 65 arbeiten, wenn überhaupt – und es dann gemütlich angehen lassen. Mittlerweile jedoch, räsonierte der Bundespräsident vor einem Jahr bei der Eröffnung einer Ausstellung über den demografischen Wandel, rieten die Mediziner einem mit fortschreitendem Alter genau das Gegenteil: „Sie wollen, dass wir aktiv sind.“

    Er selbst ist im Januar 76 geworden – und wenn es stimmt, was die Bild-Zeitung behauptet, dann wird er sich am Ende seiner Amtszeit im März nächsten Jahres keineswegs in den präsidialen Ruhestand verabschieden, sondern noch einmal antreten. Mitten in der Flüchtlingskrise, heißt es, wolle Gauck der Großen Koalition die absehbare Zerreißprobe um seine Nachfolge ersparen. Angesichts der unklaren Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung ist das amtierende Staatsoberhaupt, Stand heute, der einzige Kandidat, der eine breite Mehrheit hinter sich versammeln würde. Nur auf die Linkspartei kann der frühere Chef der Stasi-Unterlagenbehörde aus naheliegenden Gründen nicht zählen.

    Im Moment ist Gauck in Nigeria unterwegs, von dort aus reist er weiter nach Mali, wo er am Freitag auch ein Feldlager mit den dort stationierten Soldaten der Bundeswehr besucht. Dem Vernehmen nach will er sich frühestens nach den drei Landtagswahlen Mitte März erklären, spätestens aber vor der parlamentarischen Sommerpause – womöglich mit einem überraschenden Ergebnis. „Ich sehe keinen Anlass, nun einen anderen Kandidaten ins Spiel zu bringen“, sagt Grünen-Chefin Simone Peter. „Dass Bundespräsident Gauck angesichts der schwierigen innen- und außenpolitischen Lage eine zweite Amtszeit erwägt, ist nachvollziehbar.“

    Amt macht Gauck teilweise körperlich zu schaffen

    Bisher war das politische Berlin stillschweigend davon ausgegangen, dass er es bei einer Periode belassen würde. Schon jetzt muss das Protokoll bei Staatsbesuchen und anderen Großereignissen darauf achten, dass der Präsident nicht zu lange stehen, nicht zu viel gehen und möglichst wenig Treppen steigen muss. Kommen dann auch noch ein paar Stunden Zeitverschiebung dazu wie im Oktober bei seinem Besuch in den USA, sieht man Gauck auch an, wie sehr ihm sein Amt körperlich zu schaffen macht. Erschöpft saß er auf dem Rückflug in seiner Maschine, ein wenig blass um die Nase, aber zufrieden mit sich und der Welt. Mit dem Besuch bei Barack Obama hatte sich für ihn ein Lebenstraum erfüllt.

    Am Ende einer zweiten Amtszeit wäre Gauck 82 Jahre alt – so alt wie kein Bundespräsident vor ihm. Sollte er tatsächlich noch einmal kandidieren, würde das Union und SPD durchaus in die Karten spielen. Weder die Konservativen noch Sozialdemokraten und Grüne sind in der Bundesversammlung nach gegenwärtigem Stand stark genug, um einen eigenen Bewerber durchzubringen – zum Beispiel Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der in der

    Er selbst hat bisher zu allen Spekulationen über eine zweite Amtszeit oder einen Verzicht auf sie geschwiegen. Dass einer seiner wichtigsten Referatsleiter demnächst ins Wirtschaftsministerium wechselt, war im Flurfunk des Präsidialamtes vor kurzem noch als Indiz für einen Rückzug Gaucks ins Private gedeutet worden. Motto: Jeder schaut, wo er bleibt. Auf der anderen Seite entbehren die Pläne, die nun kolportiert werden, nicht einer gewissen Logik. Nach einigen Konflikten zu Beginn seiner Präsidentschaft hat Gauck ein feines Gespür entwickelt, was er der operativen Politik zumuten darf und was nicht.

    So könnte am Ende das eine durchaus zum anderen kommen: Das Gefühl, mitten in einer der schwierigsten Situationen der Nachkriegsgeschichte nicht einfach gehen zu können – und Gaucks persönliche Eitelkeit, die er nie wirklich zu verbergen versucht hat. Nur mit dem Treppensteigen müsste er in einer zweiten Amtsperiode vermutlich noch etwas vorsichtiger sein.

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