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Bundespräsident: Gabriel wertet Wulffs Zapfenstreich als "Peinlichkeit"

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Gabriel wertet Wulffs Zapfenstreich als "Peinlichkeit"

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    Soldaten des Wachbataillons sind am 10.03.2011 auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums in Berlin für einen Großen Zapfenstreich aufmarschiert.
    Soldaten des Wachbataillons sind am 10.03.2011 auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums in Berlin für einen Großen Zapfenstreich aufmarschiert. Foto: Maurizio Gambarini

    Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat den geplanten Großen Zapfenstreich für Ex-Bundespräsident Christian Wulff als "große Peinlichkeit" bezeichnet. "Da wird einer, der im Amt gescheitert ist, so verabschiedet, als habe er Großes für Deutschland geleistet", sagte Gabriel den "Stuttgarter Nachrichten" (Mittwochausgabe). Dass der zurückgetretene Wulff nicht auf die militärische Ehrerweisung verzichte, sei "kaum auszuhalten".

    SPD-Chef sieht Zapfenstreich für Wulff als "große Peinlichkeit"

    Großer Zapfenstreich: Was sich Politiker zum Abschied wünschen

    DIE TRADITIONELLEN: Bei der Verabschiedung von Bundespräsident Johannes Rau waren 2004 die Klänge des «Yorkschen Marsches» von Ludwig van Beethoven zu hören. Sein Amtsvorgänger Roman Herzog wünschte sich 1999 unter anderem den «Coburger Marsch», den «Großen Kurfürsten Reitermarsch» sowie das «Bayerische Militärgebet».

    Helmut Kohl war 1998 der erste Bundeskanzler, der mit einem Großen Zapfenstreich aus dem Amt verabschiedet wurde. Auf seine Bitte hin spielte das Musikkorps außer dem Reitermarsch des Großen Kurfürsten auch den Choral «Nun danket alle Gott» und die als Europahymne bekannte «Ode an die Freude» von Ludwig van Beethoven.

    DIE KLASSISCH-MODERNEN: Bundespräsident Horst Köhler wünschte sich nach seinem Rücktritt 2010 neben zwei Märschen wohlklingenden Jazz: den Klassiker «St. Louis Blues».

    Bundeskanzler Gerhard Schröder ließ 2005 «Summertime» aus George Gershwins Oper «Porgy and Bess» spielen. Anschließend war Kurt Weills «Moritat von Mackie Messer» aus Bertolt Brechts «Dreigroschenoper» zu hören. Schließlich spielte ein Trompeter Frank Sinatras «My Way» - und rührte Schröder zu Tränen.

    FREUNDE DES ROCK UND POP: Die Musikauswahl des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wurde nach seinem Rücktritt wegen der Plagiats-Affäre 2011 mit besonderer Spannung verfolgt.

    Neben zwei Märschen entschied sich der AC/DC-Fan für einen Rock-Klassiker: «Smoke on the Water» von Deep Purple. Für seinen Amtsvorgänger Franz Josef Jung (CDU) erklang 2009 neben Märschen die Melodie von Andrea Bocellis Pop-Hymne «Time to Say Goodbye».

    Gabriel legte Wulff zudem nahe, auf die volle Amtsausstattung für Alt-Bundespräsidenten zu verzichten. Angesichts der gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Vorteilsannahme werde er kaum ähnlich häufig zu repräsentativen Anlässen und Terminen gebeten werden wie seine Amtsvorgänger und deshalb Büro, Schreibkraft sowie Dienstwagen samt Fahrer weniger nutzen.

    Am Donnerstagabend soll Wulff mit einem Großen Zapfenstreich in Berlin verabschiedet werden. Wulffs Amtsvorgänger Walter Scheel, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Horst Köhler wollen nach Medienberichten nicht an der Zeremonie teilnehmen. Mit dabei sein werden neben Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, der als Bundesratspräsident das amtierende Staatsoberhaupt ist, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (beide CDU).

    Gabriel legt Ex-Präsident Verzicht auf volle Amtsausstattung nahe

    Wulff war am 17. Februar nach Einleitung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsnahme von seinem Amt zurückgetreten. Laut Bundespräsidialamt hat er aber Anspruch auf den Ehrensold in Höhe von jährlich 199.000 Euro, weil sein Rücktritt aus "politischen Gründen" erfolgt sei. AZ/afp

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