Wenn zwei politische Alphatiere hemmungslos gut übereinander reden, dann ist höchste Aufmerksamkeit das Gebot der Stunde. Das war schon vor einigen Wochen so, als CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder als Ehrengast zur Vorstellung der Biografie über den möglichen neuen CDU-Chef und Kanzlerkandidaten Armin Laschet kam. Und das ist auch an diesem Freitag so, an dem der nordrhein-westfälische Ministerpräsident zum „Gegenbesuch“ kommt, um die neu aufgelegte, deutlich erweiterte Söder-Biografie der Journalisten Roman Deininger und Uwe Ritzer zu kommentieren. Spannend sind nicht die freundlichen Worte, spannend sind die hübsch verpackten, aber durchaus kernigen Botschaften – der „Subtext“, wie das auf Neudeutsch heißt.
Laschet hat sich offenkundig gut vorbereitet und zeigt, dass er das Buch über Söder gelesen hat. Zur digitalen Pressekonferenz in Berlin kommt er mit einem Exemplar in der Hand, in dem zahlreiche verschiedenfarbige Lesezeichen stecken. Doch wirklich viel geredet wird über das Buch nicht. Moderatorin Miriam Hollstein und die Journalisten, die ihre Fragen digital übermitteln, haben anderes im Sinn. Sie wollen Laschet Genaueres über sein Verhältnis zu Söder entlocken. Wie sieht er ihn? Wo unterscheiden sich die beiden? Sind sie Freunde? Und glaubt Laschet, dass Söder Kanzler könnte?
Armin Laschet sagt über Markus Söder, er sei clever und ein großer Kommunikator
Der CDU-Mann lobt den den CSU-Chef wortreich. Söder sei „clever“ und „ein großer Kommunikator“. Es sei „nie langweilig“ mit ihm. Er habe die Corona-Krise in Bayern „bisher gut bewältigt“. Nur manchmal sei er „ein bisschen ungeduldig“. Und die Zusammenarbeit in der Ministerpräsidentenkonferenz funktioniere gut zwischen ihnen beiden. Schließlich gebe es zwischen den Regierungschefs der größten Bundesländer in Deutschland naturgemäß viele Gemeinsamkeiten. „Man frotzelt sich gegenseitig hoch, aber dann kommen wir zur Substanz und zur Sache“, sagt Laschet. „Wir sind heute ganz eng beieinander.“
Die Unterschiede erklärt Laschet mit den jeweiligen Mentalitäten in ihren Ländern. In Bayern, wo er einst studiert habe, da schätzten die Leute halt eher den „kraftvollen Auftritt“, und in der CSU werde Stärke immer schon honoriert. In Nordrhein-Westfalen sei das etwas anders. Hier herrsche ein anderer Stil. Und er sei derjenige, der eher abwäge, sagt Laschet. Das erklärt aus seiner Sicht auch die momentan niedrigeren Umfragewerte für ihn selbst. Als Schwäche aber will er seinen abwägenden, kompromissorientierten Stil nicht verstanden wissen: „Die Führungsstärke ist da. Die beweise ich jeden Tag.“
Klar wird, dass Laschet Söder nicht als Konkurrenten sieht
Spätestens hier ist klar, dass der CDU-Mann den CSU-Chef aktuell nicht als Konkurrenten sieht – wohl aber andere. Auf die Frage, ob Söder das Zeug zum Kanzler habe, antwortet Laschet spontan mit Ja, fügt aber gleich hinzu: „Jeder Ministerpräsident, der regiert, kann Kanzler.“ Und dann nennt er auch noch eine weitere Voraussetzung für eine aussichtsreiche Kandidatur, nämlich „dass man mal eine Wahl gewonnen haben muss“. Seinen CDU-Parteifreunden Friedrich Merz und Norbert Röttgen, die sich ebenfalls um den CDU-Vorsitz bewerben, die aber noch nie ein Land regiert und noch nie eine große Wahl gewonnen haben, dürften die Ohren geklingelt haben.
Dass er auch mit Söder Differenzen hatte, verschweigt Laschet nicht. Insbesondere während der Flüchtlingskrise ab 2015 habe man in CDU und CSU sehr unterschiedliche Positionen vertreten. Doch das ist nach seinen Worten vorbei. Dass Söder Jahre später die CDU-Chefin und Bundeskanzlerin in Herrenchiemsee empfangen habe, nennt er bemerkenswert. „Die Bundeskanzlerin ist ja in Bayern nicht immer freundlich behandelt worden.“
Wenn es um die Kanzlerfrage geht, weicht Armin Laschet aus
Der Frage, wer denn nun Kanzlerkandidat der Union werden soll, weicht Laschet aus. Es werde der, „von dem alle glauben, dass er die größten Chancen hat“, sagt er, fügt aber gleich hinzu: „Das hängt nicht nur an den Umfragen.“ Das würden die Präsidien von CDU und CSU gemeinsam erörtern. Wahrscheinlich ab kommenden März nach den Landtagswahlen.
Das Buch, um das es gehen sollte, kommt bei der Präsentation etwas zu kurz. Es ist eine um 120 Seiten erweiterte und ergänzte Neuauflage mit einem neuen Untertitel. Statt „Markus Söder. Politik und Provokation“ heißt es jetzt „Markus Söder. Der Schattenkanzler“. Es ist im Droemer Verlag erschienen, kostet 18,50 Euro und ist ab jetzt im Handel erhältlich.
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