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Brustkrebs: Kann Aspirin das Krebsrisiko senken?

Brustkrebs

Kann Aspirin das Krebsrisiko senken?

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    Nicht nur, dass Asprirn Schmerzzustände bekämpfen und Fieber senken kann, es beugt bekanntlich auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Und selbst bei Krebs rückt es immer wieder in den Mittelpunkt des Interesses.
    Nicht nur, dass Asprirn Schmerzzustände bekämpfen und Fieber senken kann, es beugt bekanntlich auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Und selbst bei Krebs rückt es immer wieder in den Mittelpunkt des Interesses. Foto: dpa

    Bei vielen steht das Medikament für kleinere Alltagsbeschwerden wie Kopfschmerzen daheim im Medizinschrank: Acetylsalicylsäure, bekannter unter dem Markennamen „Aspirin“. Ein Medikament mit langer Geschichte, das immer wieder für Überraschungen gut ist: Nicht nur, dass es Schmerzzustände bekämpfen und Fieber senken kann, es beugt bekanntlich auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Und selbst bei Krebs rückt es immer wieder in den Mittelpunkt des Interesses.

    Mit Aspirin sinkt das Risiko zu Dickdarmkrebs um ein Drittel

    Besonders gut untersucht sei es bei Dickdarmkrebs, berichtete Professor Günter Schlimok, Chefarzt der II. Medizinischen Klinik am Klinikum, beim „Projekt Diplompatientin“, das die Patientinnen-Initiative „mamazone – Frauen und Forschung gegen Brustkrebs“ jetzt wieder im Augsburger Klinikum veranstaltete. Wer Aspirin – aus welchen Gründen auch immer – regelmäßig in niedriger Dosierung einnehmen muss, hat laut Schlimok ein um etwa 30 Prozent erniedrigtes Risiko, einen Dickdarmtumor zu bekommen. Ähnliche Hinweise gebe es zudem bei Magen-, Lungen-, Speiseröhren-, Eierstocks-, Prostata- und Lungenkrebs.

    Und auch bei Brustkrebs hat es vor nicht langer Zeit aufhorchen lassen. Im vergangenen Jahr, so Schlimok, wurde im Journal of Clinical Oncology die weltweit erste Studie publiziert, die bei bereits an Brustkrebs erkrankten Frauen ein „sensationelles“ Ergebnis zeigte: Regelmäßig eingenommen, konnte Aspirin bei diesen Frauen, die noch keine Fernmetastasen hatten, das Rückfallrisiko um 50 Prozent, die Brustkrebs-Sterblichkeit sogar um 70 Prozent senken. Mit keiner einzigen Chemo-, Hormon- oder Antikörpertherapie könne man einen derart ausgeprägten Effekt erreichen, so der Experte.

    Studie reicht nicht für Empfehlung aus

    Dennoch wollte Schlimok zum jetzigen Zeitpunkt keiner Brustkrebspatientin raten, das Medikament auf eigene Faust einzunehmen. Eine einzige Studie, wenngleich an über 4000 Patientinnen erhoben, reiche für eine solche Empfehlung keinesfalls aus. „Eine einzige Studie ist zu wenig“, unterstrich Schlimok. Es seien weitere Untersuchungen erforderlich, und er glaube nicht, dass diese weiteren Studien die erstaunlichen Zahlen der ersten Studie reproduzieren könnten: „Es wäre schön, wenn zum Schluss eine Risikominderung von 20 bis 30 Prozent herauskäme“, meinte er.

    Aspirin hat bekanntlich auch Nebenwirkungen, die besonders den Magen-Darm-Trakt betreffen: Sodbrennen, Übelkeit, ein erhöhtes Risiko für Magengeschwüre und Magen-Darm-Blutungen. Die Mehrzahl der Menschen jedoch vertrage die regelmäßige Einnahme einer niedrigen Dosis (100 Milligramm) ohne Probleme. Solch eine Einnahme kann zum Beispiel nötig werden nach überstandenem Schlaganfall oder Herzinfarkt, um ein neuerliches derartiges Ereignis zu verhindern. Wie weitere Studien zeigten, könne dies möglicherweise gerade bei Frauen nach den Wechseljahren auch einer Brustkrebserkrankung vorbeugen.

    Spiritualität schützt

    Dass auch in der Onkologie (Krebsheilkunde) zusammenwachsen soll, „was zusammengehört,“ berichtete bei der Tagung, die über vier Tage einen weiten thematischen Bogen spannte, Dr. Thomas Breitkreuz (Bad Liebenzell). Bislang gebe es „Parallelwelten“ von konventioneller Therapie auf der einen, „alternativer“ Therapie auf der anderen Seite. Um eine Zusammenführung bemühe sich die „Integrative Onkologie“, die allerdings in den USA schon viel weiter entwickelt sei als hierzulande. Integrative Onkologie beziehungsweise Medizin nehme den ganzen Menschen in den Blick, und zwar auf wissenschaftlicher Basis. Auch in Bereichen wie Spiritualität sei bereits vieles gut untersucht – etwa, dass Menschen, die eng mit einer Kirchengemeinde verbunden seien, in der regelmäßig für sie gebetet werde, einen besseren Krankheitsverlauf zeigten.

    Bei der integrativen Onkologie würden alle erwiesenermaßen hilfreichen und angemessenen therapeutischen Techniken genutzt, so Breitkreuz. Zur integrativen Onkologie gehörten ohne Zweifel eine konventionelle Therapie auf hohem Niveau, aber auch Elemente wie Achtsamkeit und Spiritualität, die sich nicht nur auf Religion beziehe, sondern auf Sinnfragen des Lebens allgemein, außerdem Massage, Ernährung oder Bewegung. Zu Bewegung und Brustkrebs etwa gebe es hunderte von Studien und eine „klare Evidenz“, dass das für viele Patientinnen quälende Erschöpfungssyndrom, die „Fatigue“, damit massiv gebessert werden könne.

    Aber auch Massage beispielsweise senke Angst um 20 bis 30 Prozent, Schmerzen um 30 bis 40 Prozent, wodurch sich der Schmerzmittelbedarf reduziere. Und: Eine gute und früh einsetzende Palliativbehandlung, also lediglich lindernde Therapie mit Fokus auf achtsamer menschlicher Zuwendung, habe in einer Studie bei Lungenkrebskranken sogar eine Überlebensverlängerung erzielen können.

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