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Brüssel: „Hermans Palast“

Brüssel

„Hermans Palast“

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    Brüssel Beim Thema Sparen gibt sich die EU-Spitze gerne forsch – solange es um andere geht. Die europäische Verwaltung dagegen baut sich in

    Eine architektonisch außergewöhnliche Glaskonstruktion wird mit den Resten des Residence Palace aus der Gründerzeit des letzten Jahrtausends verschmolzen. Mittendrin beherrscht ein gewaltiger Zylinder, der an eine Glühbirne (im Brüsseler Jargon: EU-Uterus) erinnert, das Bild. Er wird ab 2014 den Europäischen Rat beherbergen – in drei Sitzungssälen mit Dolmetscherkabinen, fünf weiteren Tagungsräumen sowie Arbeitsräumen für Herman Van Rompuy, den Präsidenten des Rates, und seine Mitarbeiter. Insgesamt sind 27000 Quadratmeter Bürofläche geplant.

    „Architektonisch ein Traum, für die Steuerzahler ein Trauma“

    2004 wurde der Bau beschlossen, schon damals errechnete man Kosten von bis zu 240 Millionen Euro. Inzwischen geht man von 290 Millionen aus, obwohl ein Festpreis vereinbart wurde. Es wurde aber auch nicht gespart: Photovoltaik-Paneelen auf dem Dach, wiederverwertbare Holzrahmen aus ganz Europa sowie Schallschutzfenster gegen die täglich 90000 Autos im EU-Viertel. Inzwischen mokiert sich der Europäische Steuerzahlerbund und nennt den Entwurf „architektonisch einen Traum, für die Steuerzahler in

    Auch im Kreis der Regierungschef gibt es erstes Kopfschütteln. Als EU-Chef Herman Van Rompuy beim Juli-Gipfel stolz Hochglanz-Broschüren seines „Schatzkästleins“ verteilte, während gerade von milliardenschweren Sparplänen der Mitgliedstaaten die Rede war, schimpfte Großbritanniens Premier David Cameron vom „goldenen Käfig“. Dennoch wollten alle eine neue Umgebung für ermüdende Nachtsitzungen. Das bisherige Ratsgebäude ist vor allem für seine düstere Atmosphäre bekannt.

    Nun aber wird es hell. Denn das Innere des künftigen „Palastes“ soll abends und nachts wie eine Glühbirne von innen erleuchtet werden und durch die Glasfassade nach außen strahlen, genau an der Stelle, wo vor ein paar Jahren das Ende der Glühbirne beschlossen wurde.

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