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Britischer Abhörskandal weitet sich aus: Murdoch-Zeitungen hatten auch Prinz Charles und Ex-Premier Gordon Brown im Visier

Britischer Abhörskandal weitet sich aus

Murdoch-Zeitungen hatten auch Prinz Charles und Ex-Premier Gordon Brown im Visier

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    Prinz Charles und Camilla sollen auch von der Zeitung "News of the World" abgehört worden sein.
    Prinz Charles und Camilla sollen auch von der Zeitung "News of the World" abgehört worden sein. Foto: dpa

    Der Abhörskandal in Großbritannien zieht immer weitere Kreise. Wie die britische Tageszeitung "Guardian" am Dienstag berichtet, sollten auch Prinz Charles und seine Frau Camilla von der Zeitung "News of the World" abgehört werden. Demnach habe das Boulevardblatt einen Mitarbeiter des königlichen Sicherheitsdienstes bestochen, um sich private Telefonnummern der königlichen Familie zu verschaffen. Es sollen außer Charles und Camilla noch mindestens acht weitere Angehörige des königlichen Hofs betroffen sein, berichtet der "Guardian".

    Ex-Premierminister Brown ausspioniert

    Auch Gordon Brown soll von zwei Murdoch-Zeitungen bespitzelt worden sein. Die Polizei informierte den früheren Premierminister darüber, dass er möglicherweise zu  seinen Zeiten als Finanzminister jahrelang von den Zeitungen "The  Sunday Times" und "The Sun" ausspioniert wurde, wie ein Sprecher Browns am Montag sagte. Die Zeitungen gehören wie das am vergangenen Sonntag eingestellte Boulevardblatt "News of the World" zu dem Imperium des Medienmogul Rupert Murdoch.

    "Brown ist über das Ausmaß des Eingriffs in sein Familienleben  informiert worden", sagte der Sprecher weiter. "Die Familie ist  schockiert über das Ausmaß der kriminellen Energie und über die  unethischen Mittel, mit denen persönliche Daten beschafft wurden.  Der Fall liegt in den Händen der Polizei." Den Angaben zufolge soll  der Privatdetektiv Glenn Mulcaire im Auftrag von Murdochs Verlag  News International, dem britischen Ableger des Medienimperiums,  Browns Handy und sein persönliches Konto gehackt haben, als dieser noch Finanzminister war.

    News International erklärte, die Anschuldigungen zur Kenntnis  genommen zu haben. Um den Fall weiter prüfen zu können, bitte der  Verlag nun darum, dass ihm "alle Informationen dazu übermittelt  werden", hieß es in der Erklärung. Erst in der vergangenen Woche  war bekannt geworden, dass Murdochs Boulevardzeitung "News of the  World" tausende Menschen illegal abgehört hatte. Die Zeitung war  daraufhin eingestellt worden.

    Der Rundfunksender BBC und die Zeitung "Guardian" berichteten, die  "Sunday Times" habe sich private medizinische und finanzielle Daten  sowie Informationen über ein Wohnungsgeschäft beschafft. Laut  "Guardian" reichen die Vorwürfe bis in die Amtszeit von Brown als  Regierungschef. Dem Bericht zufolge beschaffte sich die Zeitung unter anderem Details aus der Krankenakte von Browns schwer  erkranktem kleinen Sohn. Brown war von 1997 bis 2007 zunächst Finanzminister, bevor er in den drei darauf folgenden Jahren  Premier war.

    Übernahme von BSkyB droht zu platzen

    Im Zuge des Abhörskandals droht nun auch die Übernahme des  britischen Senders BSkyB durch Murdoch zu platzen. Vize-Premierminister Nick Clegg forderte Murdoch am Montag auf, sein Übernahmeangebot zu "überdenken". Auch der derzeitige Premier  David Cameron, der durch enge Verbindungen zum Murdoch-Konzern  selbst in der Kritik steht, forderte den Medienunternehmer auf,  sich um den Abhörskandal zu kümmern, statt um die nächste  Übernahme. Würde er den Konzern führen, wäre es ihm zunächst daran  zu gelegen, die Krise zu überwinden, sagte Cameron am Montag.

    Ursprünglich war erwartet worden, dass die Regierung schon in den  kommenden Tagen grünes Licht für die millionenschwere Übernahme des  Bezahlsenders durch den Murdoch-Konzern geben werde. Die britische  Regierung überwies das Übernahmeangebot nun aber zunächst an das  Kartellamt. Laut Kulturminister Jeremy Hunt wird die Prüfung durch  die Behörde sechs Monate dauern. Sie erlaubt der Regierung, die umstrittene Übernahme zunächst einzufrieren. afp/AZ

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