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Brexit: Wird noch einmal über den Brexit-Deal abgestimmt?

Brexit

Wird noch einmal über den Brexit-Deal abgestimmt?

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    Eine erneute Niederlage in einer Abstimmung über ihren Brexit-Deal konnte Premierministerin Max das Amt kosten.
    Eine erneute Niederlage in einer Abstimmung über ihren Brexit-Deal konnte Premierministerin Max das Amt kosten. Foto: Steve Parsons, dpa

    Die britische Premierministerin Theresa May wirbt mit Nachdruck weiter für ihren Brexit-Deal und warnt vor einer langen Verzögerung des EU-Austritts. Am Dienstag wird mit einer neuen Abstimmung darüber im Parlament in London gerechnet. Für den Deal zu votieren, sei der "einzige Weg aus der derzeitigen Sackgasse", schrieb May in einem Gastbeitrag für den Telegraph (Sonntag). 

    Mehrere Kabinettsmitglieder schränkten jedoch ein, die Abstimmung werde nur stattfinden, wenn sich eine Mehrheit für das Abkommen abzeichne. "Es hat keinen Sinn, eine Abstimmung abzuhalten, wenn wir keine Chance haben, sie zu gewinnen", sagte Handelsminister Liam Fox am Sonntag in einem Interview des TV-Senders Sky News. Ähnlich äußerte sich Schatzkanzler Philip Hammond in der BBC.

    Bereits zwei Mal, Mitte Januar und Mitte März, ist May mit dem Deal im Parlament krachend gescheitert. Eine dritte Runde ist nicht ohne Risiko für die Regierungschefin. Im Falle einer erneuten Niederlage erwägt der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, einen neuen Misstrauensantrag gegen May, wie er in einem Sky-News-Interview sagte. 

    Sollte sie erfolgreich sein, will May die EU beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag um eine kurze Verlängerung der am 29. März auslaufenden Austrittsfrist bis Ende Juni bitten. Nach einer Zustimmung der Abgeordneten zum EU-Austrittsvertrag ist auch noch die Verabschiedung eines Brexit-Gesetzes notwendig, um den Deal wirksam zu machen. Doch auch eine kurze Verlängerung sei kein ideales Resultat, so May. "Wir hätten am 29. März austreten können und sollen."

    Nordirische DUP unterstützt Brexit-Abkommen nicht

    Die britische Regierung arbeitete am Wochenende mit Hochdruck daran, die Widerstände in den eigenen Reihen zu überwinden. Vor allem die Unterstützung der nordirisch-protestantischen DUP gilt als Schlüssel für einen Abstimmungserfolg für Premierministerin Theresa May.

    Die DUP sperrt sich bislang, das von May mit Brüssel ausgehandelte Vertragspaket zu unterstützen. Berichten, wonach nun mit Geld für die wirtschaftlich abgehängte Region nachgeholfen werden könnte, widersprach DUP-Fraktionschef Nigel Dodds jedoch am Samstag. Bei den Gesprächen mit der Regierung gehe es darum, dass Nordirland nicht von Großbritannien getrennt werde, so Dodds.

    Sollte die DUP ihre Haltung ändern, könnten viele Gegner aus Mays Konservativer Partei einknicken, sind sich Beobachter sicher. Trotzdem müsste die Regierungschefin wohl zusätzlich zwischen 20 und 30 Abgeordnete der oppositionellen Labour-Partei auf ihre Seite ziehen. Als unmöglich gilt das nicht, doch es dürfte allenfalls sehr knapp für eine Mehrheit reichen.

    Fiele der Deal erneut durch, könnte Großbritannien die EU noch auf "viele Monate hinaus" nicht verlassen - "wenn überhaupt", warnte May. Eine Teilnahme an der Europawahl im Mai sei dann beinahe unumgänglich. Das sei eine Situation, die drei Jahre nach dem Votum der Briten zum EU-Austritt "kaum auszudenken" sei. 

    Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok hält es für möglich, dass Italien gegen eine Fristverlängerung für den Austritt Großbritanniens aus der EU stimmt. Der frühere Chef der europakritischen Ukip-Partei, Nigel Farage, habe erklärt, es gebe bereits Absprachen zwischen ihm und dem italienischen Innenminister Matteo Salvini, eine Verschiebung abzulehnen, sagte Brok dem Deutschlandfunk. Das britische Parlament hatte am Donnerstag für eine Verschiebung des Brexits gestimmt. Die Staats- und Regierungschefs der übrigen 27 EU-Länder müssten einen entsprechenden Antrag der Briten aber einstimmig billigen.

    Nehmen die Briten noch an der Europawahl teil?

    "Wir haben auf Regierungsebene noch nicht genau darüber gesprochen, auch, weil wir noch nicht wissen, ob es diesen Antrag (für eine Verschiebung) geben wird und wir noch nicht wissen, wie dieser Antrag formuliert wird", sagte Italiens Außenminister Enzo Moavero Milanesi am Samstag in einem Interview des TV-Senders Sky TG24. "Meine persönliche Meinung ist, dass wir einem Antrag zur Verschiebung zustimmen sollten."

    Brok plädierte für einen Aufschub bis maximal zum 23. Mai. Eine Teilnahme der Briten an der Europawahl (23.-26. Mai) halte er für "unerträglich", sagte Brok. EU-Kommissionsvize Frans Timmermans brachte eine Verschiebung des Brexits in zwei Etappen ins Gespräch. "Wenn die Briten eine Verlängerung brauchen, müssen wir auch wissen wozu", sagte er der Funke-Mediengruppe. "So lange das nicht klar ist, kann der Brexit nur um ein paar Wochen aufgeschoben werden - allein, um einen chaotischen Austritt am 29. März zu verhindern." In dieser Zeit müssten die Briten dann sagen, was sie wollen, fuhr er fort: "Neuwahlen organisieren? Ein neues Referendum abhalten? Erst danach können wir über eine Verlängerung um mehrere Monate reden."

    Die Regierung will von einem zweiten Referendum bisher nichts wissen. Eine Mehrheit der Abgeordneten sprach sich vergangene Woche dagegen aus. Oppositionschef Corbyn will die Möglichkeit aber weiter nicht ausschließen. Er habe "gute Diskussionen" mit Abgeordneten gehabt, die Mays Abkommen unter der Bedingung unterstützen wollen, dass es durch ein zweites Referendum abgesegnet wird, sagte Corbyn am Sonntag. Er könne sich vorstellen, diesen Vorschlag zu unterstützen. (dpa)

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