Die Brexit-Saga geht in eine neue Runde und wie gewohnt stehen die Chancen auf einen Durchbruch schlecht – trotz des Zeitdrucks. Die Wirtschaft auf beiden Seiten des Ärmelkanals verfolgt besorgt den Mangel an Fortschritten, während die britische Regierung verbal in Richtung Kontinent schießt. Die Frage darf gestellt werden, an wen sich die wiederholten Drohungen wirklich richten?
Vieles deutet darauf hin, dass man lediglich die Muskeln spielen lässt, um das heimische Publikum zu befriedigen, das eine harte Gangart gegenüber der EU erwartet. Brüssel werden die Warnungen kaum beeindrucken.
Sie zeugen von der Unbedarftheit und Naivität der Briten am Verhandlungstisch, während die EU nicht nur um ihre mächtige Position weiß, sondern sie zu ihren Gunsten auszunutzen versucht. Es bleibt zu hoffen, dass auch Brüssel zu Kompromissen bereit ist. Ein Scheitern der Gespräche wäre die Schuld beider Seiten.
Brexit: Denkmuster der Johnson-Regierung nicht mehr rational erklärbar
Zu den Hürden zählt, dass das Denkmuster der Johnson-Regierung nicht mehr rational erklärbar ist. Statt um pragmatische Lösungen geht es um Ideologie: Hauptsache befreit von den Ketten der EU, wie hoch der Preis auch sein mag. Auf der Insel hält sich zudem hartnäckig die Überzeugung, dass irgendjemand oder irgendwas die Briten am Ende retten wird.
Leider fehlt den meisten Brexit-Glaubenskriegern das Wissen darüber, was ein harter Bruch mit der EU wirklich bedeutet. So ist das Ausmaß der Selbsttäuschung schlichtweg erstaunlich.
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