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Brexit: Großbritannien hält sich den EU-Austritt weiter offen

Brexit

Großbritannien hält sich den EU-Austritt weiter offen

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    Premierminister David Cameron: Sein Land stimmt im Juni über den "Brexit" ab.
    Premierminister David Cameron: Sein Land stimmt im Juni über den "Brexit" ab. Foto: Andy Rain/dpa

    London ist Vorbild. Diese bunte, lebhafte und tolerante Stadt, die sich so selbstverständlich international präsentiert und Multikulti nicht nur verspricht, sondern vorlebt, hat mit Sadiq Khan einen neuen Bürgermeister, der all das verkörpert. Pakistanischstämmiger Einwanderersohn, Muslim, Arbeiterkind, das sich von unten hochgearbeitet hat. Diese Wahl fällt in eine Zeit, in der Fremdenhass und Islamophobie in vielen westlichen Gesellschaften bedrohliche Ausmaße annehmen. Dass es in der britischen Hauptstadt keine Rolle spielte, ob der künftige Bürgermeister Muslim ist oder nicht, sendet ein starkes Signal in die Welt hinaus.

    Zwar hatte sein konservativer Gegenkandidat Zac Goldsmith genau auf diese Ressentiments gesetzt, als er versuchte, Khan in die Nähe islamistischer Extremisten zu rücken. Doch die Londoner haben zu Recht angewidert auf diese Schmierenkampagne reagiert. Religion? War nicht wichtig. Tatsächlich wirkt kein Mittel gegen die Radikalisierung von Muslimen besser als der soziale und berufliche Aufstieg von Einwanderern.

    Londons neuer Bürgermeister muss viele Probleme angehen

    Der Labour-Mann ist zwar kein brillanter Rhetoriker wie sein konservativer Vorgänger Boris Johnson. Dieser hatte London immer perfekt als „beste Stadt auf dem Planeten“ beworben, aber sie ansonsten in vielen Bereichen sträflich vernachlässigt. Khan dürfte sein Amt pragmatischer und leiser antreten. So jemanden braucht die Stadt derzeit dringend. Es geht darum, schnellstmöglich die sozialen Probleme anzugehen: Wohnraummangel, explodierende Immobilienpreise, steigende Kosten und völlige Überforderung des öffentlichen Nahverkehrs.

    Sendet der Sieg des EU-Freunds ein gutes Zeichen in Richtung Europa? Nähren die Ergebnisse in Schottland, wo die Schottische Nationalpartei SNP, ebenfalls der EU wohlgesinnt, gewonnen hat, die Hoffnung, dass das Königreich in der

    Großbritannien hat sich in der "Brexit-Frage" noch nicht entschieden

    Die beiden Lager liegen laut Umfragen etwa gleichauf. Der Ton in der viel zu emotional geführten Debatte ist hitzig und bitter. Leider dürfte dieser Trend noch zunehmen. Beide Seiten übertreiben, verfälschen, biegen Fakten zu ihren Gunsten zurecht. Das schreckt viele Briten jetzt schon ab. Auch wenn man die Wahlen am vergangenen Donnerstag gerne als Stimmungstest für den Volksentscheid heranziehen würde, sie geben kaum Aufschluss darüber, in welche Richtung das Königreich steuert.

    Wollen die Briten bleiben oder gehen? Der Erfolg der EU-feindlichen Unabhängigkeitspartei Ukip in Wales lässt vermuten, dass die Europaskepsis auf der Insel wächst. In England haben die Populisten, die vor allem gegen Einwanderung wettern, mit Abstand am meisten Stadträte dazugewonnen. Dennoch hat sich gezeigt: Die Ergebnisse dienen kaum als Gradmesser für das Referendum. Das Land hat sich in der Brexit-Frage einfach noch nicht entschieden und macht zu Recht einen Unterschied zwischen Kommunalpolitik und europäischer Bühne. Den

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