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Braunkohle-Abbau: Aktivisten bauen im Hambacher Forst neue Baumhäuser

Braunkohle-Abbau

Aktivisten bauen im Hambacher Forst neue Baumhäuser

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    Die alten Baumhäuser im Hambacher Forst sind Geschichte - jetzt bauen die Aktivisten neue.
    Die alten Baumhäuser im Hambacher Forst sind Geschichte - jetzt bauen die Aktivisten neue. Foto: David Young, dpa (Archiv)

    Klimaaktivisten haben am Sonntag im Hambacher Forst mit dem Bau neuer Baumhäuser begonnen. Gut 100 Braunkohle-Gegner hätten dort in Zelten übernachtet und seien jetzt mit Bauen und Sägen beschäftigt, berichtete eine dpa-Reporterin. Auch schleppten sie Baumstämme. Auf einem Transparent stand:" Climate Justice Now! #Hambibleibt". 

    Die Aktivistengruppe "Ende Gelände" hatte am Samstag zum Bau neuer Baumhäuser aufgerufen. Bis Dienstag hatte die Polizei mit Millionenaufwand 86 Baumhäuser abgebaut. Neue Barrikaden aus Ästen wurden schon am Samstag wieder errichtet, an Bäumen hingen Seile und Hängematten. 

    Beinahe zeitgleich treffen sich die nordrhein-westfälischen Grünen am Sonntagmittag zu einem kleinen Parteitag am Hambacher Forst. Etwa 80 Delegierte beraten einen Antrag des Landesvorstands für eine neue Energiepolitik in NRW. Die Teilnehmer tagen auf einem Grundstück an der Abbaukante des Braunkohletagebaus. Heizung und Strom gibt es nicht.

    Zehntausende demonstrierten im Hambacher Forst

    Am Samstag hatten am Hambacher Forst viele Tausend Menschen für den Kohleausstieg demonstriert. Die Veranstalter sprachen von 50.000 Teilnehmern, die Polizei gab 25.000 bis 30.000 Teilnehmer an. Bei strahlender Sonne herrschte auf den Äckern am Saum des Waldes Festivalstimmung mit Reden und Live-Musik. Die Aktivistengruppe "Ende Gelände" rief zum Bau neuer Baumhäuser im Hambacher Forst auf. Tausende strömten vom Demonstrationsgelände in den Wald, was seit dem Ende der Räumungsarbeiten wieder erlaubt ist. Der Bau neuer Baumhäuser ist dagegen verboten. Bis Dienstag hatte die Polizei mit Millionenaufwand 86 Baumhäuser abgebaut.

    Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte am Freitag einen vorläufigen Rodungsstopp für den Hambacher Forst verfügt. Der Energiekonzern RWE wollte in den kommenden Monaten mehr als die Hälfte des verbliebenen Waldes fällen, um dort Braunkohle abzubauen. Bei der Kundgebung wurde aber nicht nur für den Erhalt des 12.000 Jahre alten Waldes demonstriert, sondern auch für einen schnellen Kohleausstieg.

    Demonstranten im Hambacher Forst wollen Zeichen gegen "ökologische Selbstvernichtung" setzen

    Bei der Demonstration sei es um viel mehr als Braunkohle gegangen, sagte Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands. "Es geht um die Frage, ob wir die ökologische Selbstvernichtung der Menschheit verhindern können oder nicht. Wir wollen nicht nur den Kohleausstieg, sondern auch raus aus Öl und Gas." Es dürfe nicht sein, dass in ein paar Jahrzehnten gesagt werde: "Wir wussten, dass der Mensch den Klimawandel verursacht, aber wir haben nicht gehandelt." 

    Die Gerichtsentscheidung vom Freitag sei "Rückenwind für die Arbeit in der Kohlekommission", sagte Greenpeace-Chef Kaiser, der selbst Mitglied der Kohlekommission ist. "Wir haben in den letzten Wochen und Monaten einen friedlichen und bürgerlichen Protest gesehen, der immer, immer größer wurde." Dies habe einerseits an den Provokationen von RWE gelegen, aber auch am Verhalten der Politik. Die NRW-Landesregierung habe den Konflikt "eigentlich noch geschürt, anstatt ihn zu moderieren und eine tragfähige Lösung zu finden". 

    An der Demonstration am Saum des Hambacher Forstes beteiligten sich am Samstag auch Bauern aus dem Rheinischen Tagebaurevier. Sie fuhren mit ihren Traktoren laut hupend und unter Beifall von Demonstranten an dem Protest-Gelände vorbei. "Energiewende! Stoppt Braunkohle" stand auf Plakaten oder "Bauern gegen Kohle".

    RWE-Aktie stürzt an Börse ab

    Katastrophal ist die aktuelle Entwicklung unterdessen für RWE: Den finanziellen Schaden für das Unternehmen aus einem kurzfristigen Verzicht auf die Rodung des Waldes hatte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz Ende September in einer ZDF-Talkshow auf vier bis fünf Milliarden Euro beziffert. An der Börse weitete der Aktienkurs des Versorgers das Minus auf mehr als sieben Prozent aus. (dpa)

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