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Brandanschläge: Ein Vorgeschmack auf G20-Krawalle?

Brandanschläge

Ein Vorgeschmack auf G20-Krawalle?

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    Zahlreiche Kabel mussten vor sechs Jahren nach einem Brandanschlag auf die Berliner S-Bahn repariert werden.
    Zahlreiche Kabel mussten vor sechs Jahren nach einem Brandanschlag auf die Berliner S-Bahn repariert werden.

    Früher Montagmorgen, Berufsverkehr, und auf einmal gerät der Bahnverkehr gleich an mehreren Stellen in der Republik ins Stocken. Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund, Leipzig und anderswo: An verschiedenen Orten legen Unbekannte Feuer in Bahnanlagen. Auf zahlreichen Strecken kommt es zu Zugausfällen und Verspätungen. Kurz darauf taucht im Internet ein mutmaßliches Bekennerschreiben aus der linken Szene auf – ein Pamphlet gegen den G20-Gipfel in

    Die Untersuchungen zu den 13 Attacken laufen noch, aber die Polizei schließt einen politischen Hintergrund ausdrücklich nicht aus. Der Staatsschutz ermittelt. Einiges spricht dafür, dass es sich um einen wuchtigen Vorgeschmack handelt auf das, was in zweieinhalb Wochen in Hamburg droht. Am 7. und 8. Juli kommen dort die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer zusammen und Vertreter der EU.

    Die Runde ist seit jeher ein Feindbild für die linke Szene, der Inbegriff des Kapitalismus. Noch dazu treten heuer zwei unter Linksextremen besonders verhasste Figuren auf – US-Präsident Donald Trump und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.

    Seit Monaten bereitet sich die linke Szene auf den Gipfel vor, mobilisiert, sammelt Geld, plant Demonstrationen und Widerstandsaktionen. Die Polizei rechnet mit heftigen Krawallen und viel Gewalt. Und Linksextremisten haben auch mehrfach Aktionen und Anschläge noch vor dem Gipfel in Aussicht gestellt.

    Das Bundesinnenministerium berichtet von insgesamt 13 Brandanschlägen in der Nacht zum Montag. Zudem seien zwei Brandsätze vor einer Zündung sichergestellt worden, teilt die Bundespolizei mit. Ziel waren vor allem Kabel an Bahnstrecken. Menschen werden nicht verletzt. Aber Züge fallen aus, Reisende müssen bis in den Nachmittag hinein mit Verspätungen zurechtkommen. Betroffen sind den Behördenangaben zufolge Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund, Leipzig und Bad Bevensen in Niedersachsen.

    Komplett überraschend kommen die Attacken auf die Bahnstrecken nicht. Anschläge dieser Art auf Bahn-Kabelschächte gab es in der Vergangenheit auch schon. Die parallelen Angriffe ähneln den vorherigen Vorfällen. Im Mai 2011 ist beispielsweise nach einem Brandanschlag auf eine Kabelbrücke am Berliner Bahnhof Ostkreuz ein großer Teil des Nahverkehrs zusammengebrochen. Die Polizei hielt damals ein im Internet verbreitetes Bekennerschreiben aus der linksautonomen Szene für authentisch. Demnach wollte eine Gruppe mit dem Namen Hekla mit der Aktion gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr protestieren.

    Aus dem Bundesinnenministerium heißt es, die Kabelbrände vom Montag gingen auf „unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen“ zurück. Für Festlegungen, ob es einen Zusammenhang zu den Anti-G20-Protesten gebe, sei es aber zu früh. In Sicherheitskreisen heißt es allerdings, eine solche Verbindung erscheine plausibel. „Angriffe auf die Infrastruktur passen ins Muster linksextremistischer Mobilisierung vor dem G20-Gipfel.“ Attacken auf Bahnanlagen gehörten zum „Repertoire“ der linken Szene.

    Das mutmaßliche Bekennerschreiben erscheint auf der Internetplattform „linksunten.indymedia.org“. Dort sind in der Vergangenheit nach Anschlägen allerdings auch schon mehrfach Schreiben aufgetaucht, die sich später als Fälschung erwiesen. Die Erklärung ist daher mit Vorsicht zu genießen und wird von der Polizei noch geprüft.

    Aber grundsätzlich passe das Schreiben durchaus ins Raster, heißt es in Sicherheitskreisen. Der Verfassungsschutz stuft etwa 8000 Mitglieder der linken Szene in Deutschland als gewaltbereit ein. Mehrere Tausend werden jetzt in Hamburg erwartet. Es sind jede Menge Aufmärsche gegen den Gipfel angekündigt. Die Polizei feilt schon seit Monaten an den Einsatzplänen. Mehr als 15000 Polizisten sollen das Großereignis schützen. „Wir werden die gesamte bundesdeutsche Polizei hier in Hamburg haben – eigentlich mit allem, was Polizeien so besitzen, sowohl an Technik als auch an anderem Equipment“, hat Einsatzleiter Hartmut Dudde erst vor wenigen Tagen gesagt. Dass sich das Sicherheitskonzept wegen der Bahn-Anschläge grundlegend ändert, ist wenig wahrscheinlich. Christiane Tacke, dpa

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