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Boris Nemzow: Entsetzen über Mord an Putin-Kritiker Nemzow - Putin sieht "Provokation"

Boris Nemzow

Entsetzen über Mord an Putin-Kritiker Nemzow - Putin sieht "Provokation"

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    Trauernde legen am Tatort Blumen für Boris Nemzow nieder.
    Trauernde legen am Tatort Blumen für Boris Nemzow nieder. Foto: Sergej Ilnitsky (dpa)

    US-Präsident Barack Obama sprach von einem "brutalen und bösartigen Mord", Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief Russlands Staatschef Wladimir Putin am Samstag auf, den "feigen

    Nemzow war einer der prominentesten Kritiker Putins. Er wurde kurz vor einer geplanten Demonstration der Opposition auf offener Straße im Herzen Moskaus erschossen. Der 55-Jährige lief am späten Freitagabend über eine Brücke in Sichtweite des Kreml, als ihm ein Unbekannter vier Kugeln in den Rücken schoss.

    Der frühere Vize-Regierungschef hatte nur drei Stunden vor dem Attentat dem Kreml-Chef im Radiosender Moskauer Echo erneut eine "unsinnige Aggression gegen die Ukraine" vorgeworfen. Nemzow soll überdies an einem Bericht über die russische Beteiligung am

    Boris Nemzow soll in Begleitung einer jungen Frau gewesen sein

    Laut Innenministerium lief Nemzow in Begleitung einer jungen Frau über die Brücke, als sich gegen 23.15 Uhr ein Wagen genähert habe. "Laut vorläufigen Informationen hat ein noch nicht identifizierter Täter aus einem Wagen heraus mindestens sieben bis acht Mal auf Nemzow geschossen", erklärte die Staatsanwaltschaft.

    "Im 21. Jahrhundert, im Jahr 2015, wird ein Oppositionsführer unter den Mauern des Kreml getötet - das übersteigt die Vorstellungskraft", sagte Nemzows Weggefährte und Putins Ex-Ministerpräsident Michail Kassjanow. Nemzow habe den Preis dafür gezahlt, "dass er jahrelang dafür kämpfte, dass Russland ein freies und demokratisches Land wird".

    Die Tat erschütterte die russische Hauptstadt, noch in der Nacht legten zahlreiche Moskauer Blumen an der Brücke nieder. Die Opposition kündigte für Sonntag einen Gedenkmarsch an, der von der Stadtverwaltung mit bis zu 50.000 Teilnehmern genehmigt wurde.

    Putin spricht von "brutalem Attentat" und "großer Provokation"

    Putin ließ seinen Sprecher Dmitri Peskow erklären, das "brutale Attentat" trage "die Zeichen eines Auftragsmordes" und sei eine "große Provokation". Peskow betonte zugleich, Nemzow habe "keinerlei politische Gefahr" für Putin dargestellt und sei "lediglich etwas mehr als ein normaler Bürger" gewesen. Das russische Ermittlungskomitee vermutete in der Tat einen "Versuch zur Destabilisierung der politischen Lage im Land". Der Mord sei "minutiös geplant" gewesen.

    Bei einer der Tatwaffen soll es sich um eine von russischem Militär und Polizei verwendete Makarow-Pistole handeln. Untersucht werde auch ein mögliches islamistisches Motiv, da Nemzow nach seiner Verurteilung der islamistischen Anschläge von Paris Drohungen erhalten habe, erklärte das Ermittlungskomitee. Geprüft werde zudem eine mögliche Verbindung zum Ukrainekonflikt.

    Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow sagte, der Mord ziele darauf ab, "in einer Zeit zunehmender Konfrontation mit dem Westen die Lage im Land zu destabilisieren". Er äußerte zugleich Zweifel daran, dass die Täter gefunden werden. Erschüttert zeigte sich der ukrainische Präsident Petro Poroschenko. Nemzow sei "eine Brücke" zwischen der Ukraine und Russland gewesen, die durch die Schüsse eines Mörders zerstört worden sei.

    Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini forderte eine transparente Aufklärung, Human Rights Watch verlangte eine "überparteiliche Ermittlung". Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem "abscheulichen Mord" an einem "Verteidiger der Demokratie".

    Einschüchterungen durch die Behörden hatte Nemzow immer wieder getrotzt. Der Mord reiht sich ein in eine Vielzahl ähnlicher Taten, denen in den vergangenen Jahren Oppositionelle wie die Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa oder die Journalistin Anna Politkowskaja zum Opfer fielen. AZ/afp

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