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Boris Johnson & Corona: Wollte er sich im TV infizieren lassen?

Corona-Pandemie

Wollte sich Boris Johnson im Fernsehen mit Corona infizieren lassen?

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    Haben sich nicht mehr viel zu sagen: Premier Boris Johnson (vorne) und sein damals wichtigster Berater Dominic Cummings.
    Haben sich nicht mehr viel zu sagen: Premier Boris Johnson (vorne) und sein damals wichtigster Berater Dominic Cummings. Foto: Matt Dunham, dpa

    Der britische Premier Boris Johnson ist berüchtigt für seinen etwas eigenwilligen Stil, Politik zu machen. Das Spiel mit den Kameras beherrscht er wie kaum ein anderer. Und so scheint das, was sein früherer enger Vertrauter Dominic Cummings da behauptet, zumindest nicht völlig abwegig zu sein. Um seinen Landsleuten zu beweisen, dass die Geschichte mit dieser Pandemie in Wahrheit halb so schlimm ist, dachte Johnson angeblich darüber nach, sich live im Fernsehen mit dem Coronavirus infizieren zu lassen. Das erzählte der frühere Regierungsberater vor Parlamentsabgeordneten in London. Hatte Johnson die Gefahr wirklich derart unterschätzt oder führt Cummings, der die Downing Street im Unfrieden verlassen hat, einen Rachefeldzug?

    Später infizierte sich Boris Johnson tatsächlich und lag auf der Intensivstation

    Fakt ist: Als die Pandemie Großbritannien erreicht, setzt Johnson zunächst auf das Prinzip Hoffnung - und unternimmt wenig bis gar nichts. Dafür zahlen nicht nur die Briten einen bitteren Preis, sondern auch er persönlich. Die Insel wird zum Corona-Hotspot, Johnson infiziert sich auch ohne Scheinwerferlicht - und liegt im April 2020 drei Tage lang auf der Intensivstation. Als er die Londoner Klinik wieder verlassen kann, wendet sich der sonst so egozentrische Polit-Rabauke demütig an die Ärzte und das Pflegepersonal: "Ich kann Ihnen nicht genug danken, ich verdanken Ihnen mein Leben."

    Berater Dominic Cumming: "Boris Johnson dachte, das sei die neue Schweinegrippe"

    Dass Johnson das Virus und die Pandemie massiv unterschätzt hat, werfen ihm Kritiker bis heute vor. Durch die erfolgreiche Strategie bei der Beschaffung von Impfstoffen konnte der Premier aber inzwischen wieder Boden gut machen. Die Enthüllung seines Ex-Beraters dürfte nun neuen Wirbel auslösen. "Er dachte, es sei nur eine Gruselgeschichte. Er dachte, das sei die neue Schweinegrippe", sagte Cummings und behauptete, Johnson habe im Februar 2020 angekündigt: "Ich werde (den medizinischen Chefberater) Chris Whitty dazu bringen, mir das Coronavirus live im Fernsehen zu injizieren, damit jeder merkt, dass es nichts ist, vor dem er Angst haben muss."

    Boris Johnson entschloss sich erst spät dazu, die britischen Pubs im Kampf gegen das Coronavirus dicht zu machen.
    Boris Johnson entschloss sich erst spät dazu, die britischen Pubs im Kampf gegen das Coronavirus dicht zu machen. Foto: Jacob King, dpa

    Der 49-jährige Cummings war einer der mächtigsten Einflüsterer des britischen Regierungschefs, bis sich die beiden im Streit trennten. Nun rechnet der frühere Vertraute mit Johnsons Corona-Politik ab. Minister, Beamte und Berater seien "katastrophal hinter den Standards zurückgeblieben, die die Öffentlichkeit in einer Krise erwarten darf", sagte er und fügte hinzu. "Als die Öffentlichkeit uns am meisten gebraucht hat, haben wir versagt." Erst Ende Februar 2020 habe man erkannt, dass sämtliche Krisenpläne "hohl" gewesen seien. Die Regierung habe die Menschen zu spät ins Homeoffice geschickt und Pubs sowie Sportstätten zu lange offen gelassen. Cummings entschuldigte sich bei den Angehörigen der Corona-Toten.

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