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Blutkrebs: Guido Westerwelle wegen Knie beim Arzt - dann Leukämie festgestellt

Blutkrebs

Guido Westerwelle wegen Knie beim Arzt - dann Leukämie festgestellt

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    Guido Westerwelle hat nur durch Zufall erfahren, dass er an Leukämie erkrankt ist. Archivbild
    Guido Westerwelle hat nur durch Zufall erfahren, dass er an Leukämie erkrankt ist. Archivbild Foto: Ulrich Wagner

    Akute Leukämie bei Guido Westerwelle. Diese Schockdiagnose hat der FDP-Politiker ganz zufällig bekommen. Denn eigentlich sollte Westerwelle laut Medienberichten wegen eines Knieproblems behandelt werden. Laut dem Magazin Focus habe der Arzt habe vorsorglich ein Blutbild angeordnet, das im Ergebnis dann auffällig war. Weitere Untersuchungen des Blutes und des Knochenmarks hätten schließlich den Krebs-Verdacht bei Guido Westerwelle bestätigt.  Westerwelle habe sich nach der Diagnose umgehend einer stationären Behandlung unterzogen, alle Termine und Auftritte des FDP-Politikers wurden abgesagt.

    Werner Hümmrich, Chef der Bonner FDP, bestätigte dem "Kölner Express", das Westerwelles Blutkrebs-Erkrankung vor einer geplanten Knie-Operation entdeckt worden sei.

    Schockdiagnose für Westerwelle vor Knie-Operation

    Guido Westerwelle habe demnach Beschwerden gehabt, nachdem er sich auf Mallorca beim Joggen vertreten habe. Bei der Voruntersuchung zu dem Eingriff sei aufgefallen, dass sein Blutbild nicht in Ordnung gewesen sei. Gewissheit habe es dann am Donnerstag gegeben. Nach Informationen des "Kölner Express" wird Westerwelle inzwischen stationär in der Kölner Universitätsklinik behandelt.

    Die Stiftung des FDP-Politikers, die Westerwelle Foundation, hatte am Freitag der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass der 52 Jahre alte Westerwelle an akuter Leukämie erkrankt ist.

    Leukämie-Diagnose: Merkel in Gedanken bei Westerwelle

    Die Nachricht löste über die Parteigrenzen hinweg Bestürzung aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünschte dem FDP-Politiker, der von 2009 bis 2011 ihr Stellvertreter war, gute Genesung: "Ich kenne Guido Westerwelle seit langen Jahren als einen großen Kämpfer. Meine Gedanken sind bei ihm."

    Das ist die Krankheit Leukämie

    Leukämie wird auch "Blutkrebs" genannt. Zur Behandlung ist eine sofortige Chemotherapie notwendig.

    Die Krankheit geht von Zellen im Knochenmark aus, wo das Blut gebildet wird.

    Bei entsprechender Behandlung bestehen inzwischen durchaus Chancen auf vollständige Heilung, unbehandelt führt die Erkrankung in der Regel in wenigen Wochen zum Tod.

    Mehrere Formen von Leukämie: Chronische Leukämie tritt vor allem bei Erwachsenen auf und verläuft eher schleichend.

    Akute Formen treten sehr plötzlich auf und gehen in der Regel mit schweren Symptomen wie zum Beispiel Müdigkeit, Knochenschmerzen, vergrößerten Lymphknoten und Fieber einher. Sie müssen sofort behandelt werden.

    Bei einer Leukämie ist die Zahl der weißen Blutkörperchen stark erhöht. Je nach der Art der weißen Blutkörperchen, aus denen die Leukämiezellen entstehen, werden myeloische und lymphatische Leukämien unterschieden.

    Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft erkranken in Deutschland pro Jahr etwas mehr als 13.700 Menschen an Leukämie, davon ungefähr die Hälfte an den akuten Formen.

    Die akute lymphatische Leukämie (ALL) tritt am häufigsten bei Kindern und jungen Erwachsenen auf.

    Die akute myeloische Leukämie (AML) trifft dagegen besonders oft Erwachsene im mittleren Lebensalter.

    Die Behandlung bei der akuten myeloischen Leukämie dauert etwa ein Jahr, bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) sogar rund zweieinhalb Jahre.

    Die Überlebensaussichten bei einer Leukämie haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Über fünf Jahre betrachtet, erreichen nach Expertenangaben heute rund 50 Prozent der Patienten unter dem 60. Lebensjahr und rund 20 Prozent der Patienten über dem 60. Lebensjahr die komplette Genesung.

    Bei den meisten Patienten mit einer Leukämie lässt sich im Nachhinein nicht feststellen, was ihre Erkrankung ausgelöst hat.

    Experten gehen nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums heute davon aus, dass bei den meisten Patienten Leukämien als eine Art zufälliger Fehler bei der Zellteilung entstehen.

    Guido Westerwelle sei natürlich erschrocken. "Aber auch bereit, den Kampf aufzunehmen und zuversichtlich, den Krebs zu besiegen", sagte Westerwelles langjähriger Freund Hümmrich dem "Kölner Express" (Samstag). "Er ist in guter körperlicher Verfassung und hat viele Freunde - mich eingeschlossen -, die ihm durch diese schwierige Zeit helfen und ihm die nötige Kraft geben."

    Westerwelle wird nach Angaben seiner Stiftung medizinisch behandelt, um wieder ganz gesund zu werden. "Wir bitten, auch im Namen von Guido Westerwelle und seiner Familie, von Nachfragen abzusehen", hieß es in einer Erklärung. Der frühere FDP-Chef lebt in einer eingetragenen Partnerschaft mit dem Geschäftsmann Michael Mronz zusammen.

    FDP-Chef Christian Lindner reagierte betroffen. "Wir sind in Gedanken bei Guido Westerwelle. Von Herzen wünschen wir ihm, dass er seine Erkrankung bald und vollständig überwindet."

    Genesungswünsche an Guido Westerwelle

    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte bei einem Besuch in der Türkei: "Ich wünsche ihm, auch im Namen aller Mitarbeiter des Auswärtigen Amts von Herzen viel Kraft für den Kampf gegen die Krankheit und baldige vollständige Genesung." Auch der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu äußerte "beste Genesungswünsche".

    CSU-Chef Horst Seehofer sagte der "Mittelbayerischen Zeitung": "Ich wünsche ihm die Kraft und die Portion Glück, die man in einer so schweren Situation braucht." Linksfraktionschef Gregor Gysi erklärte: "Meine Gedanken sind bei ihm und Michael Mronz."

    Seit der Bundestagswahl Ende September, als die FDP erstmals in ihrer Geschichte den Einzug ins Parlament verpasst hatte, kümmerte sich Westerwelle vor allem um den Aufbau seiner Stiftung in Berlin. Aus der aktiven Politik hielt er sich heraus.

    Was Sie über Krebs wissen sollten

    Statistisch gesehen entwickelt jeder dritte Europäer im Laufe seines Lebens Krebs. In Deutschland erkranken etwa 395.000 Menschen jährlich neu, etwa 210.000 Menschen sterben an der Krankheit.

    Der Ausdruck Tumor wird als Überbegriff für gut- und bösartige Geschwülste verwendet.

    Von Tumoren werden sogenannte Systemerkrankungen unterschieden, wie Blutkrebs (Leukämie) oder Lymphdrüsenkrebs.

    Tumore gehen auf krankhafte Veränderungen zurück, die eine gesunde Zelle in eine unkontrolliert wachsende Zelle umwandeln.

    Gemäß den aktuellen Zahlen der Deutschen Krebsgesellschaft ist bei Männern die häufigste Krebsart mit jährlich rund 63.000 Erkrankungen Prostatakrebs. Bei Frauen ist dies Brustkrebs mit jährlich rund 70.000 Erkrankungen. Danach folgen Darmkrebs, Lungenkrebs, Harnblasenkrebs und Magenkrebs.

    Eine Form der Krebstherapie ist die Operation. Voraussetzung ist die frühzeitige Erkennung des Tumors. Neue Techniken wie Laserchirurgie und Endoskopie ermöglichen schonendere Operationen als noch vor Jahren.

    Die Chemotherapie ist die medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen. Dabei werden Stoffe verwendet, die ihre schädigende Wirkung möglichst gezielt auf bestimmte krankheitsverursachende Zellen beziehungsweise Mikroorganismen ausüben und diese abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen.

    Die molekularbiologische oder auch zielgerichtete Krebstherapie ist ein junger Ansatz bei der Behandlung von Krebs. Während die Chemotherapie eher unspezifisch wirkt und auch gesunde Zellen schädigt, können durch neue Wirkstoffe Krebszellen zielgenau angegriffen werden.

    Bei bösartigen Tumoren kommt häufig auch die Strahlentherapie zum Einsatz. Vorwiegend wird Gammastrahlung, Röntgenstrahlung oder Elektronenstrahlung verwendet.

    Etwa zwei Drittel aller Krebserkrankungen werden durch Nikotinsucht, falsche Ernährung und Risikofaktoren in der Umwelt hervorgerufen. Neben gesunder Ernährung und Sport gilt ganz allgemein „bewusstes Leben“ als eine gute Methode der Krebsprävention.

    Die Westerwelle Foundation, die er zusammen mit dem Internet-Unternehmer Ralph Dommermuth gegründet hat, will sich um die internationale Verständigung und den Wandel in den nordafrikanischen Staaten bemühen.

    Westerwelle war zehn Jahre lang FDP-Vorsitzender, bis er 2011 von Philipp Rösler abgelöst wurde. Nach dem sensationellen Wahlerfolg von 2009 mit 14,6 Prozent hatte Westerwelle in der schwarz-gelben Bundesregierung den Posten des Außenministers und Vizekanzlers übernommen. dpa/AZ

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