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Justiz: Blockhütten und ein Fitnessstudio

Justiz

Blockhütten und ein Fitnessstudio

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    Isolationszelle in norwegischem Gefängnis: Der Massenmörder von Oslo und Utøya muss nur maximal 21 Jahre Haft fürchten.
    Isolationszelle in norwegischem Gefängnis: Der Massenmörder von Oslo und Utøya muss nur maximal 21 Jahre Haft fürchten. Foto: Foto: afp

    Stockholm Der Massenmörder von Oslo und Utøya wird seine Strafe im wohl humansten Strafvollzugssystem der Welt verbringen – vermutlich im südlich von Oslo liegenden Hochsicherheitsgefängnis Halden. Norwegens Strafvollzug ist auf die Resozialisierung der Verbrecher ausgerichtet. Lebenslängliche Haftstrafen sind abgeschafft; vorgesehen sind maximal 21 Jahre.

    Gefängnisse sollen Straftäter auf den Neustart ins Leben vorbereiten. „Wir möchten die Insassen, die in schlechter Verfassung kommen, aufbauen“, heißt es etwa auf der Internetseite von Halden. Man wolle den Gefangenen Selbstvertrauen geben durch Arbeit. „Eine wirkungsvolle Strafe ist nur eine, wenn der Täter dabei ein besserer Mensch wird“, sagt Gefängnisdirektor Jan Strömnes. Das erreiche man nicht durch Einschüchterung. Man müsse den Gefangenen mit Respekt begegnen, um ihre Bereitschaft zur Veränderung zu wecken.

    Das braucht Personal und die richtigen Einrichtungen. Und das ist teuer, auch wenn es sich durch hohe Reintegrationsquoten gesellschaftlich auszahlen soll. Alleine das im Frühling 2010 eröffnete Hochsicherheitsgefängnis Halden kostete Norwegen 1,4 Milliarden Kronen (170 Millionen Euro). Es bietet 252 Schwer- und Schwerstkriminellen Platz. „Hätte es nicht die Mauer ringsum gegeben, könnte das genauso gut eine Hochschule, ein Krankenhaus oder eine andere öffentliche Institution sein“, beschreibt die Baufirma ihr Objekt.

    Das Gefängnis, dessen Insassen auch an der landesweiten Schweigeminute für die Opfer der Terroraktion teilnehmen wollten, ist wie ein Dorf gebaut. Jede Blockhütte enthält Gefangenenzellen. Große, gitterfreie Panzerglasfenster lassen viel Licht herein und ermöglichen den Blick ins Grüne. Für die langen nordischen Winter gibt es in jeder der rund 12 Quadratmeter großen Einmannzellen einen Flachbildfernseher. Jeder Gefangene hat ein eigenes zwei Quadratmeter großes, weiß gekacheltes Badezimmer. Eine sechs Meter hohe Mauer ist für das Freiheitsgefühl so weiträumig wie möglich um die Hütten gebaut worden. Die Mauer hat daher eine Gesamtlänge von 1,4 Kilometern.

    Selbst der Aufenthalt in der Zelle ist begrenzt: Jeden Abend um Punkt 20 Uhr werden die Gefangenen in ihre Zelle eingeschlossen. Am Morgen um 8 Uhr dürfen sie wieder raus. Terje Moland rechtfertigt die komfortablen Umstände: „Die Freiheitsberaubung soll die Strafe sein und nicht die mangelnde Qualität der Gefängnisse“, sagte der Justizstaatssekretär bei der Einweihung. Am Tag können die Straftäter an einem Aus- und Weiterbildungsprogramm teilnehmen, das ihrem beruflichen Profil angepasst ist. Für die Freizeit gibt es ein modernes Fitnessstudio nebst Fußballplatz und Turnhalle mit Kletterwand. Für Kunstinteressierte gibt es ein Atelier, für Musikliebhaber gibt es Instrumente und ein Tonstudio.

    Halden gibt sogar Platz für Normalität: In Besucherwohnhäuschen können die Gefangenen bei guter Führung begrenzte Zeit mit Kindern und Ehefrau verbringen. Ein kontrollierter Kontakt in humaner Umgebung mache es den Gefangenen leichter, ihre wichtigsten Beziehungen zur Außenwelt aufrecht zu erhalten, so die Begründung.

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