Der Protest der Katholiken gegen die als „von oben verordnet“ empfundene Neuordnung der Pfarreien im Bistum Augsburg nimmt Gestalt an. Eine Initiative ruft die Gläubigen auf, am 4. März, dem zweiten Fastensonntag, nach dem Gottesdienst eine Menschenkette zu bilden und so ihre Kirche zu „umarmen“. „Wir wollen damit der Bistumsleitung ein Zeichen geben, dass wir mit ihren Plänen zur Umstrukturierung der Diözese nicht einverstanden sind“, sagt Max Stetter aus Stadtbergen, Pfarrer im Ruhestand und Sprecher von „Heute Kirche sein – Pastorales Gesprächsforum Augsburg“.
„Es ist viel Irritation und Unruhe im Bistum da. Sie geht nicht von einigen Grantlern am Rande aus, sondern von sehr vielen Katholiken, die sich seit Jahr und Tag in ihrer Kirche engagieren“, sagt Stetter. Die Aktion „Kirche umarmen“ wolle den Stummen eine Stimme verleihen. Wenn sie auf Resonanz stößt, schließt er eine Protestkundgebung in der Augsburger Innenstadt nicht aus. Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hat angekündigt, die Neustrukturierung des Bistums in 207 Seelsorgeeinheiten in seinem Hirtenwort zum ersten Fastensonntag (26. Februar) zu erläutern. Bis dahin ist er zu keiner öffentlichen Stellungnahme bereit. Im Priesterrat musste er sich kürzlich Berichte über die „Sorgen und Ängste vieler Gläubigen“ in der Diözese anhören.
Im Netzwerk Facebook läuft eine Art Gegenaktion zu „Kirche umarmen“: „Gebet für Bischof Konrad“. Bis Faschingsdienstag soll für Zdarsa gebetet werden. Denn die Diskussion um ihn bewege sich „weit unterhalb der Gürtellinie“. Wenn Zdarsa – einst Bischof von Görlitz – wegen der vorgesehenen Strukturreformen DDR-Methoden unterstellt würden, sei das „geschmacklos und primitiv".
Der Sprecher der Diözese, Markus Kremser, bezeichnet das „Gebet für Bischof Konrad“ als eine Privatinitiative. Zur angekündigten „Kirchenumarmung“ sagt er: „Wir freuen uns über jeden, der die Kirche umarmt.“ Wolle die Aktion aber der Bistumsleitung den Unmut der Gläubigen demonstrieren, „haben sich die Initiatoren das falsche Zeichen ausgesucht“.