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Bischofskonferenz: Katholiken setzen Hoffnung auf Kardinal Marx

Bischofskonferenz

Katholiken setzen Hoffnung auf Kardinal Marx

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    An Mut, auch heiße Eisen anzufassen, fehlt es Reinhard Marx nicht.
    An Mut, auch heiße Eisen anzufassen, fehlt es Reinhard Marx nicht. Foto: Rolf Vennenbernd (dpa)

    Einer der wichtigsten Berater von Papst Franziskus leitet künftig die Deutsche Bischofskonferenz: 62 katholische Bischöfe haben den Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, gestern bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Münster im vierten Wahlgang zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt.

    Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche, des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie Politiker gratulierten dem 60-Jährigen. Bundespräsident Joachim Gauck bezeichnete Marx als einen wichtigen „Brückenbauer zwischen Kirche, Staat und Gesellschaft“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünschte ihm eine glückliche Hand und Gottes Segen. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte, Marx sei ein überzeugender Repräsentant seiner Kirche und verstehe es, den Menschen in der modernen Welt den Glauben näher zu bringen.

    "Man kann ja auch Aufgaben abgeben"

    Das ist Kardinal Reinhard Marx

    Reinhard Marx wurde am 21. September 1953 in Geseke, Kreis Lippstadt in Nordrhein-Westfalen, geboren. Er ist seit 2007 Erzbischof von München und Freising.

    1972 schrieb er in Geseke sein Abitur. Dann studierte er in Paderborn und Paris Theologie und Philosophie.

    1979 wurde er vom Erzbischof von Paderborn, Johannes Joachim Degenhardt, zum Priester geweiht.

    Von 1981 bis 1989 studierte Reinhard Marx in Münster und Bochum, promovierte zum Doktor der Theologie. Titel seiner Dissertation ist „Ist Kirche anders? Möglichkeiten und Grenzen einer soziologischen Betrachtungsweise.“

    1989 wurde Reinhard Marx zum Direktor des Sozialinstituts der Erzdiözese Paderborn. Er war außerdem beauftragter Seelsorger in der Berufs- und Arbeitwelt.

    1996 wurde er Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät Paderborn. Sie ist heute eine eigenständige, staatlich anerkannte Hochschule päpstlichen Rechts in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn mit Promotions- und Habilitationsrecht und dient vor allem der Priesterausbildung. Marx wurde im gleichen Jahr zum Weihbischof des Erzbischofs von Paderborn ernannt.

    An seinem 43. Geburtstag weihte ihn Erzbischof Degenhardt zum Bischof und ernannte ihn zum Bischofsvikar für Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft.

    Seit 1999 ist Marx Vorsitzender der von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken gemeinsam getragenen Kommission „Justitia et Pax“ (Gerechtigkeit und Frieden).

    Am 20. Dezember 2001 ernannte Papst Johannes Paul II. Reinhard Marx zum Bischof von Trier. Am 1. April 2002 wurde er in sein Amt im Trierer Dom eingeführt. Für sein bischöfliches Wirken wählte er ein Wort aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Korinth zum Wahlspruch: „Ubi spiritus Domini ibi libertas – Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17).

    In der Deutschen Bischofskonferenz führt Reinhard Marx den Vorsitz der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen und ist Stellvertretender Vorsitzender der Kommission Weltkirche.

    Papst Benedikt XVI. ernannte ihn am 30. November 2007 zum Erzbischof von München und Freising. Kraft dieses Amts ist er zugleich Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz.

    Am 26. Januar 2008 hatte sich Marx bei einem feierlichen Gottesdienst im Trierer Dom vom Bistum Trier verabschiedet. Am 29. Juni 2008 empfing Marx als Metropolit der Kirchenprovinz München und Freising im Petersdom zu Rom das Pallium.

    2010 nahm ihn Papst Benedikt XVI. als Kardinalpriester mit der Titelkirche San Corbiniano in das Kardinalskollegium auf.

    Am 22. März 2012 wurde er zum Präsidenten der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) gewählt.

    Papst Franziskus berief Marx im April 2013 als ein Mitglied des achtköpfigen Kardinalsrates, der den Papst bei der Leitung der Weltkirche beraten und im Hinblick auf eine Reform der Kurie Änderungen der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus, vorbereiten soll.

    Marx wurde am 12. März 2014 zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt.

    Marx selbst sprach angesichts seiner vielen Ämter von einer weiteren großen Herausforderung. „Aber man kann ja auch Aufgaben abgeben.“ Marx gehört unter anderem der Gruppe von acht Kardinälen an, die den Papst bei der Leitung der Weltkirche berät. Erst am vergangenen Samstag übertrug ihm Franziskus die Aufgabe eines Koordinators des neuen vatikanischen Wirtschaftsrates. 

    Kurz nach seiner Wahl forderte Marx, dass die Kirche offen für den Dialog sein und mit einer glaubwürdigen und authentischen Stimme sprechen müsse. Durch Papst Franziskus habe sie einen Aufbruch erlebt. Diesen gelte es nun zu verstetigen. Die deutsche katholische Kirche befindet sich wegen einer Reihe von Skandalen in einer schweren Krise. Hinzu kommen strukturelle Probleme wie der Priestermangel und die stetig sinkende Anzahl von Mitgliedern.

    Marx: Ein prägender, politischer Vorsitzender

    Die erste und wichtigste Aufgabe von Marx müsse es sein, dass er eine integrative Kraft entwickele. Das sagte Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, mit Blick auf das konservative und das progressive Lager innerhalb der Bischofskonferenz. Auch wenn sich an mancher seiner Äußerungen die Geister geschieden hätten, könne Marx dies gelingen, meinte Glück im Gespräch mit unserer Zeitung. „Er wird ein prägender Vorsitzender.“

    Ähnlich äußerten sich Magnus Lux von der katholischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“ und Karl Feser von der kritischen „Pfarrer-Initiative Deutschland“ gegenüber unserer Zeitung. Lux sagte: „Marx wird ein starker und politischer Vorsitzender sein.“

    Das Kirchenvolk einbeziehen

    Er müsse aber das Kirchenvolk künftig mehr in Entscheidungen mit einbeziehen. Feser, Pfarrer im Bistum Würzburg, ergänzte: „Die Kirche ist in den letzten Jahren zu sehr um sich selbst gekreist, jetzt muss sie sich wieder mehr in gesellschaftspolitische Diskussionen einmischen.“

    Marx tritt die Nachfolge des 75-jährigen Erzbischofs Robert Zollitsch an, der aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stand. (mit kna, dpa)

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