Die deutschen Bischöfe rücken nach Ansicht des Sozialethikers und Theologen Karl Gabriel näher an den Kurs von Papst Franziskus. Die Wahl von Kardinal Reinhard Marx sei ein deutliches Zeichen für diesen Schulterschluss, sagte der Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität.
Auch Horst Seehofer meldet sich zu Wort
"Der Papst-Vertraute Marx steht für eine Präsenz der Kirche in gesellschaftlichen Fragen. Dass er medial so erfahren und überzeugend ist, hat für Bischöfe bei der Wahl eine große Rolle gespielt", sagte Gabriel. Die Hauptaufgabe der Kirche in den kommenden Jahren sei es, Vertrauen zurück zu gewinnen. Dafür sei ein Vorsitzender wichtig, der medial fit ist. Minuspunkte sieht Gabriel bei der spirituellen Überzeugungskraft von Marx. "Da erwarte ich nicht viel von ihm."
Das ist Kardinal Reinhard Marx
Reinhard Marx wurde am 21. September 1953 in Geseke, Kreis Lippstadt in Nordrhein-Westfalen, geboren. Er ist seit 2007 Erzbischof von München und Freising.
1972 schrieb er in Geseke sein Abitur. Dann studierte er in Paderborn und Paris Theologie und Philosophie.
1979 wurde er vom Erzbischof von Paderborn, Johannes Joachim Degenhardt, zum Priester geweiht.
Von 1981 bis 1989 studierte Reinhard Marx in Münster und Bochum, promovierte zum Doktor der Theologie. Titel seiner Dissertation ist „Ist Kirche anders? Möglichkeiten und Grenzen einer soziologischen Betrachtungsweise.“
1989 wurde Reinhard Marx zum Direktor des Sozialinstituts der Erzdiözese Paderborn. Er war außerdem beauftragter Seelsorger in der Berufs- und Arbeitwelt.
1996 wurde er Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät Paderborn. Sie ist heute eine eigenständige, staatlich anerkannte Hochschule päpstlichen Rechts in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn mit Promotions- und Habilitationsrecht und dient vor allem der Priesterausbildung. Marx wurde im gleichen Jahr zum Weihbischof des Erzbischofs von Paderborn ernannt.
An seinem 43. Geburtstag weihte ihn Erzbischof Degenhardt zum Bischof und ernannte ihn zum Bischofsvikar für Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft.
Seit 1999 ist Marx Vorsitzender der von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken gemeinsam getragenen Kommission „Justitia et Pax“ (Gerechtigkeit und Frieden).
Am 20. Dezember 2001 ernannte Papst Johannes Paul II. Reinhard Marx zum Bischof von Trier. Am 1. April 2002 wurde er in sein Amt im Trierer Dom eingeführt. Für sein bischöfliches Wirken wählte er ein Wort aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Korinth zum Wahlspruch: „Ubi spiritus Domini ibi libertas – Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17).
In der Deutschen Bischofskonferenz führt Reinhard Marx den Vorsitz der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen und ist Stellvertretender Vorsitzender der Kommission Weltkirche.
Papst Benedikt XVI. ernannte ihn am 30. November 2007 zum Erzbischof von München und Freising. Kraft dieses Amts ist er zugleich Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz.
Am 26. Januar 2008 hatte sich Marx bei einem feierlichen Gottesdienst im Trierer Dom vom Bistum Trier verabschiedet. Am 29. Juni 2008 empfing Marx als Metropolit der Kirchenprovinz München und Freising im Petersdom zu Rom das Pallium.
2010 nahm ihn Papst Benedikt XVI. als Kardinalpriester mit der Titelkirche San Corbiniano in das Kardinalskollegium auf.
Am 22. März 2012 wurde er zum Präsidenten der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) gewählt.
Papst Franziskus berief Marx im April 2013 als ein Mitglied des achtköpfigen Kardinalsrates, der den Papst bei der Leitung der Weltkirche beraten und im Hinblick auf eine Reform der Kurie Änderungen der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus, vorbereiten soll.
Marx wurde am 12. März 2014 zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt.
Indes hat auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) Marx nach dessen Wahl an die Spitze der Deutschen Bischofskonferenz als herausragende Persönlichkeit gewürdigt. Marx sei von großer intellektueller Schärfe und Durchsetzungskraft geprägt, sagte er in München. "Die Stimme des Erzbischofs von München und Freising hat Gewicht, schon bisher in Bayern und in Rom und nun auch verstärkt in der Deutschen Bischofskonferenz."
Marx sei ein überzeugender Repräsentant seiner Kirche und verstehe es, den Menschen in der modernen Welt den Glauben näher zu bringen. Der 60-Jährige war am Mittwoch in Münster zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden. AZ/dpa