Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Bischof von Limburg: Tage der Entscheidung für Tebartz-van Elst

Bischof von Limburg

Tage der Entscheidung für Tebartz-van Elst

    • |
    Die Kritik am Limburger Bischof wird immer lauter.
    Die Kritik am Limburger Bischof wird immer lauter. Foto: Uwe Anspach/dpa

    Der Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, trifft in Rom auf Papst Franziskus, derweil wird die  Kritik am Limburger Bischof in der Heimat immer lauter. Nach weiteren Enthüllungen über die explodierten Baukosten für seine Residenz in Limburg wenden sich ranghohe Würdenträger der katholischen Kirche von dem 53-Jährigen ab. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich über ihren Sprecher besorgt. In Rom will Tebartz-van Elst wie auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, mit Papst Franziskus sprechen. Wann genau die Gespräche stattfinden, war zunächst unklar.

    Wegen Bischof: 29 Kirchenmitglieder erklären in Limburg ihren Austritt

    Während Tebartz-van Elst auf einen Termin beim Papst wartet, treten in seinem Bistum immer mehr Enttäuschte aus der katholischen Kirche aus. Am Montag bildeten sich Schlangen im Amtsgericht Limburg, wie die Frankfurter Neue Presse (Dienstag) berichtete. "Eine solche Welle haben wir noch nie erlebt", zitiert sie Sachgebietsleiter Rüdiger Eschhofen. Allein am Montag hätten 29 Kirchenmitglieder ihren Austritt erklärt, am Freitag 18, am Donnerstag 20 und am Mittwoch 12.

    Kanzlerin Merkel wertete die Affäre um Tebartz-van Elst als sehr belastend für Katholiken. Im Bistum sei für jeden erkennbar eine sehr schwierige Situation entstanden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Zollitsch hatte sich zuvor noch einmal von Tebartz-van Elst distanziert. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, sein Amtsbruder könne angesichts der eskalierten Situation nicht mehr in Limburg als Seelsorger arbeiten. Dazu fehle ihm die nötige Akzeptanz.

    Protz-Bischof: Neue Vorwürfe gegen Tebartz-van Elst

    Tebartz-van Elst wird Verschwendung beim Bau der neuen Bischofsresidenz in Limburg vorgeworfen. Ursprünglich sollte der Neubau 2,5 Millionen Euro kosten, inzwischen sind es mindestens 31 Millionen Euro. Architekt Michael Frielinghaus sagte der dpa, seit der Kostenberechnung im Mai 2011 sei auch klar gewesen, dass der Neubau deutlich teurer werde. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung dokumentierte im Internet das Statut des Bischöflichen Stuhls. Darin wird etwa die Vorlage eines Haushaltsplans gefordert, der laut Vermögensverwaltungsrat für 2012 und 2013 nicht vorlag.

    Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst

    Der Fall Tebartz-van Elst

    Der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst - eine Chronologie:

    19. August 2012: Tebartz-van Elst sei erster Klasse nach Indien geflogen, um dort soziale Projekte zu besuchen, berichtet das Magazin «Der Spiegel». Das Bistum weist die Vorwürfe zurück.

    29. Mai 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof wegen möglicher Falschaussage über seinen Flug nach Indien.

    28. Juni: Die umstrittene neue Bischofsresidenz hat nach Angaben des Limburger Bistums knapp 10 Millionen Euro gekostet - rund viermal so viel wie ursprünglich geplant. Der Bischof betont, dass der Bau schon 2007 vor seinem Antritt beschlossen worden sei.

    9. Juli: Das Bistum korrigiert die Gesamtkosten für die neue Residenz nach oben. Sie lägen deutlich über 10 Millionen Euro.

    25. August: Im Bistum beginnt mit einem Offenen Brief eine Unterschriftensammlung gegen die Amtsführung des Bischofs. Gefordert wird eine umfassende Aufklärung über die Kosten der Residenz.

    29. August: Das streng konservative «Forum Deutscher Katholiken» ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf.

    1. September: Tebartz-van Elst bittet alle Gläubigen seines Bistums in einem Brief um Vertrauen und räumt Fehler ein.

    6. September: Gläubige überreichen dem Bischof ihren Offenen Protestbrief mit rund 4400 Unterschriften.

    9. September: Der päpstliche Gesandte Giovanni Kardinal Lajolo besucht Limburg. Der Bischof sichert wenige Tage später zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen.

    23. September: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisiert Tebartz-van Elst wegen der Finanzaffäre. Eine Kommission werde untersuchen, warum die Kosten für das neue Domizil explodierten.

    7./8. Oktober: Das Bistum beziffert die Kosten für den neuen Bischofssitz jetzt auf 31 Millionen Euro. Kritiker werfen dem Bischof Täuschung vor und fordern seinen Rücktritt.

    10. Oktober: Tebartz-van Elst verteidigt die Kostenexplosion. «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche», sagt er der «Bild»-Zeitung. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragt in Zusammenhang mit dem Flug nach Indien einen Strafbefehl.

    12. Oktober: Einem Medienbericht zufolge will der Bischof rasch nach Rom fliegen. Er wolle damit Erzbischof Robert Zollitsch zuvorkommen, der am Donnerstag mit Papst Franziskus über die Limburger Situation rede.

    13. Oktober: Der Druck auf Tebartz-van Elst wächst weiter: «Welt am Sonntag» und «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichten über bis zu 40 Millionen Euro Gesamt-Finanzbedarf für die Limburger Residenz und Versuche, die Kostenexplosion zu verschleiern. Der Bischof reist am Vormittag nach Rom - zu Gesprächen mit dem Papst.

    23. Oktober: Papst Franziskus verordnet dem Bischof eine mehrmonatige Auszeit, belässt ihn aber im Amt.

    26. März 2014: Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. Nach einer monatelangen Hängepartie nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des seit Oktober suspendierten Bischofs an.

    Das Bistum Speyer kündigte an, die Finanzen des Bischöflichen Stuhls offenzulegen. In den vergangenen Tagen hätten sich viele Gläubige mit Sorge an ihn gewandt, teilte Bischof Karl-Heinz Wiesemann mit. Gegen Tebartz-van Elst hat die Hamburger Staatsanwaltschaft zudem einen Strafbefehl wegen falscher Versicherung an Eides statt beantragt - dabei geht es um eine Flugreise des Bischofs nach Indien in der ersten Klasse. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht einen Riesen-Imageschaden für die katholische Kirche. "Er reicht mit Sicherheit an die Qualität der Missbrauchsdebatte heran", sagte Schüller Focus Online.

    Bischof von Limburg: Ankündigung eines Rücktrittsangebots?

    Der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord, sagte den Ruhr Nachrichten (Dienstag), dass der Limburger Bischof sein Schicksal in die Hände des Papstes legen wolle - "das klingt für mich fast wie die Ankündigung eines Rücktrittsangebots". (dpa/AZ)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden