Die Fotos zeigen junge Menschen im Urlaub. Entspannt. Fröhlich. Harmlos, scheinbar. Denn das Bild täuscht. Die drei jungen Menschen auf den Fotos, die jetzt vom Bundeskriminalamt veröffentlicht wurden, sollen hinter etlichen Morden, Anschlägen und Überfällen stecken. Es sind Urlaubsbilder der inzwischen toten Rechts-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sowie ihrer mutmaßlichen Komplizin Beate Zschäpe. Sie bildeten, so die Ermittlungen, die Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU).
NSU: War das Terror-Trio in Glauchau?
Hintergrund für die Veröffentlichung der Bilder sind nach Angaben einer BKA-Sprecherin Anhaltspunkte, dass sich das Terror-Trio zwischen den Jahren 1998 und 2011 im sächsischen Glauchau aufgehalten haben soll. Glauchau liegt nur wenige Kilometer von Zwickau entfernt, wo die mutmaßlichen Terroristen zuletzt ihren Unterschlupf hatten.
Mit den Bildern sowie Plakaten wollen die Ermittler die Bevölkerung bei der Aufklärung der rechtsextremistischen Taten miteinbeziehen. "Wo hielten sich diese Personen auf bzw. wo fielen sie auf?" Und: "Wer kann Angaben zu den Mountainbikes und dem Surfbrett machen?" So lauten die Fragen des Bundeskriminalamts zu den Urlaubsbildern der mutmaßlichen NSU-Terroristen.
Zwickauer Nazi-Zelle soll neun Morde verübt haben
Das Neonazi-Trio und seine mutmaßlichen Helfer
UWE MUNDLOS: Der Professorensohn gilt als intellektueller Kopf der Terrorzelle. Am 4. November tötete sich der 38-Jährige selbst in einem Wohnmobil.
UWE BÖHNHARDT: Der 34-Jährige soll ein Waffennarr gewesen sein, der schnell und gerne zuschlug. Auch er wurde am 4. November tot in dem ausgebrannten Wohnmobil gefunden, wohl von Mundlos erschossen.
BEATE ZSCHÄPE: Die 37-Jährige ist als Mittäterin wegen Mordes angeklagt. Sie stammt aus zerrütteten Verhältnissen. Aufgefallen ist die erstmal als 17-Jährige bei mehreren Ladendiebstählen. In einem Jugendclub im Jenaer Plattenbaugebiet Winzerla lernte sie Uwe Mundlos kennen. Mit Uwe Böhnhardt hatte sie später eine Beziehung. Nachdem sie am 4. November 2011 die konspirative Wohnung der Gruppe in die Luft gesprengt hatte, fuhr Zschäpe tagelang mit der Bahn tagelang kreuz und quer durch Deutschland, bevor sie sich der Polizei stellte.
RALF WOHLLEBEN: Der ehemalige NPD-Funktionär sitzt seit dem 29. November 2011 in Untersuchungshaft. Er soll dem Terrortrio 1998 beim Untertauchen finanziell geholfen, ihnen Geld und auch die spätere Tatwaffe zukommen lassen haben. Der 37-jährige Fachinformatiker ist inzwischen zwar nicht mehr NPD-Mitglied. Dass er noch als NPD-Funktionär die NSU unterstützt hat, gilt aber als wichtiges Argument für ein mögliches neues NPD-Verbotsverfahren.
HOLGER G.: Der am 14. Mai 1974 in Jena geborene G. war der erste mutmaßliche NSU-Helfer, den die Polizei festnahm. G. soll seit Ende der 90er Jahre Kontakt mit dem aus Thüringen stammenden Trio gehabt haben. Den Dreien soll er seinen Führerschein, eine Krankenversichertenkarte und noch im Jahr 2011 einen Reisepass überlassen haben. So soll er ihnen ermöglicht haben, weiterhin verborgen zu agieren und rechtsextreme Gewalttaten zu verüben.
CARSTEN S.: Der 32-Jährige soll zusammen mit Ralf Wohlleben die Tatwaffe zu den Morden beschafft haben. Nachdem S. umfassend ausgepackt hatte, ließ ihn die Bundesanwaltschaft im Mai nach viermonatiger Untersuchungshaft wieder frei. S. sagte sich nach Auffassung der Ermittler glaubhaft vom Rechtsextremismus los. Außerdem war er zur Tatzeit erst 19 Jahre alt, ihm könnte nach dem milderen Jugendstrafrecht der Prozess gemacht werden.
ANDRE E.: Dem aus Sachsen stammenden 33-Jährigen wirft die Bundesanwaltschaft Beihilfe zum Sprengstoffanschlag des NSU in der Kölner Altstadt vor. E. soll eine enge Bindung zu dem Trio unterhalten haben. Im Jahr 2006 gab er Zschäpe als seine Ehefrau aus. Er soll den Wohnort der Drei verschleiert haben und ihnen seit dem Jahr 2009 Bahncards beschafft haben. Diese waren auf ihn und seine Frau ausgestellt, jedoch mit den Fotos von Zschäpe und Uwe Böhnhardt versehen.
Der Zwickauer Nazizelle werden Morde an neun Männern türkischer und griechischer Herkunft sowie an einer Polizistin zur Last gelegt. Sie sollen auch zwei Sprengstoffanschläge und mehrere Banküberfälle verübt haben. AZ, dpa