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Besuch im Herzen des Islam

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Besuch im Herzen des Islam

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    Franziskus: Zum ersten Mal reist ein Papst auf die Arabische Halbinsel.
    Franziskus: Zum ersten Mal reist ein Papst auf die Arabische Halbinsel. Foto: dpa

    Es ist noch kein Jahrzehnt her, da stritten die Islamgewaltigen der Arabischen Halbinsel noch mit frommem Eifer, ob auf ihrem Boden, der Heimat des Propheten Mohammed, überhaupt eine christliche Kirche gebaut werden dürfe. Eine Minderheit ultraorthodoxer Dogmatiker forderte gar, Andersgläubige sollten die Arabische Halbinsel überhaupt nicht betreten dürfen, damit das Ursprungsland des Islam nicht entweiht werde. Streng verboten jedoch ist allen Nicht-Muslimen der Besuch von Mekka und Medina, wo rote Warnschilder auf der Autobahn den Weg zu den heiligen Städten blockieren. Wer als Christ innerhalb der Stadtgrenzen aufgegriffen wird, muss damit rechnen, verhaftet und abgeschoben zu werden.

    Am Wochenende nun erlebt die Wiege des Islam eine interreligiöse Weltpremiere, die vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Zum ersten Mal in der Geschichte betritt mit Franziskus ein Papst die konservative Arabische Halbinsel. Am Sonntagabend landet die Alitalia-Maschine aus Rom in Abu Dhabi. Montagvormittag wird das katholische Oberhaupt von Kronprinz Muhammad bin Zayed Al Nahyan offiziell empfangen. Anschließend ist eine Begegnung mit dem Muslimischen Ältestenrat in der Sheikh-Zayed-Moschee geplant. Die 2014 gegründete internationale Gelehrten-Vereinigung steht für einen toleranten Islam.

    Bessere Beziehungen zwischen Christentum und Islam machte Franziskus von Anfang an zum Schwerpunkt seines Pontifikates. Mehrere muslimische Länder besuchte der 82-Jährige bereits, neben Ägypten 2017 und zuvor Aserbaidschan auch die Türkei und Jordanien. Im März steht eine Reise nach Marokko an. Mit der Visite in Abu Dhabi möchte der Papst zudem ein besonderes Zeichen setzen, weil sein Namensgeber Franz von Assisi sich heute vor 800 Jahren am Rande der Kreuzzüge mit dem Sultan von Ägypten, Al-Kamil Al-Malik, traf.

    Im nagelneuen „Founder’s Memorial“, dem Gedenkbau für VAE-Gründervater Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan, hält Papst Franziskus am Montagabend bei einem interreligiösen Treffen eine Grundsatzrede. Am Dienstag feiert er mit 130000 Gläubigen Gottesdienst im Zayed-Sportstadion, der größten Arena des Golfstaates.

    Anders als in Saudi-Arabien wird das religiöse Leben der Christen in den übrigen fünf Golfstaaten faktisch nicht behindert. Die meisten Gläubigen sind Migrantenarbeiter aus afrikanischen Staaten, Bangladesch, Indien, Pakistan und den Philippinen. 22 katholische Kirchen existieren, Bischöfe und Priester können ihre geistlichen Gewänder in der Öffentlichkeit tragen. Ikonen, Bibeln und liturgische Gegenstände dürfen eingeführt werden. Die Konversion vom Islam zum Christentum sowie jegliche christliche Mission an Muslimen allerdings sind streng verboten.

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