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Besuch: Merkel in Heidenau als "Volksverräter" beschimpft

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Merkel in Heidenau als "Volksverräter" beschimpft

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    Angela Merkel besucht zum ersten mal eine Flüchtlingsunterkunft.
    Angela Merkel besucht zum ersten mal eine Flüchtlingsunterkunft. Foto: Tobias Schwarz

    Heidenau hat der Kanzlerin noch einmal sein hässliches Gesicht gezeigt. Als Angela Merkel am Mittwoch in die sächsische Kleinstadt fährt, bekommt sie genau den Hass zu spüren, der am Wochenende Flüchtlingen entgegenschlug.

    Diesmal werfen Rechtsextremisten zwar keine Steine, aber Demonstranten skandieren "Volksverräter, Volksverräter". Sie rufen "Pfui" und "Buh" und "Merkel muss weg" und bedienen sich ihr gegenüber der Fäkalsprache. 

    Nach den rechten Ausschreitungen dort traf sich Angela Merkel zusammen mit Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Bürgermeister Jürgen Opitz (beide CDU) mit Flüchtlingen und Helfern in der betroffenen Einrichtung. Es ist der erste Besuch der Kanzlerin in einem Asylbewerberheim.

    Angela Merkel in Heidenau: "Wir sind das Pack", rufen Zuschauer

    Aus einer Gruppe von einigen Dutzend schallte bei der Ankunft der Politiker der Ruf: "Wir sind das Pack." Als "Pack" hatte am Montag SPD-Chef Sigmar Gabriel diejenigen bezeichnet, die in den vergangenen Tagen gegen Flüchtlinge und ihre Unterkünfte randaliert hatten. "Wir sind das Volk" war dagegen die Parole unter anderem der Montagsdemonstrationen in Leipzig, die das Ende der DDR einläuteten.

    Angela Merkel sagt nach dem Besuch des Flüchtlingsheims: "Wir müssen alle unsere Kraftanstrengung darauf lenken, deutlich zu machen: Es gibt keine Tolerenz gegenüber denen, die die Würde anderer Menschen infrage stellen."

    Merkel: "Danke denen, die auch vor Ort Hass zu ertragen haben"

    Begleitet von "Pfui"-Rufen und Pfiffen versicherte sie: "Es gibt keine Toleranz gegenüber denen, die nicht bereit sind, zu helfen, wo rechtlich und menschlich Hilfe geboten ist." Gemeinsam werde man "alle Anstrengungen unternehmen, deutlich zu machen: Deutschland hilft, wo Hilfe geboten ist".

    Und die Kanzlerin dachte auch an die helfenden Hände: "Danke denen, die auch vor Ort Hass zu ertragen haben."

    Die Angriffe rechter Randalierer nannte sie "beschämend und abstoßend". Merkel rief die Bürger dazu auf, ihre Ablehnung solcher Parolen und Aggressionen "deutlich zu machen" beispielsweise in gemeinsamen Gebeten, durch Einsätze für Flüchtlinge und in Gesprächen mit anderen. Je mehr Menschen dies täten, "um so besser werden wir die Aufgaben bewältigen können".

    Die Kanzlerin sagte weiter, dass die Versorgung der großen Zahl nach Deutschland kommender Flüchtlinge eine "riesige Herausforderung" sei. Um sie zu bewältigen, müssten auch "neue Wege" gegangen werden.

    Die evangelische Pfarrerin der Christuskirche in Heidenau, Erdmute Gustke, sagt: "Die Menschen, mit denen ich gesprochen habe, sind erschüttert, dass es zu solcher Gewalt kommen konnte. Die große Zahl derer, die mit den Neonazis sympathisierten und am Freitag mitgelaufen sind, macht uns betroffen." An den Straßen wehen Deutschland-Fahnen.

    Vor Merkels Ankunft sagt Gustke, die Kanzlerin stärke Politikern und den Menschen, die sich für die Asylbewerber engagieren, mit ihrem Besuch den Rücken. Als Merkel wieder abgefahren ist, sagt die Pfarrerin: "Das war mehr als ein symbolischer Akt. Das war mehr als: Ich lass mich mal blicken und bin dann wieder weg." 

    Der Ministerpräsidenten von Sachsen Stanislaw Tillich diskutiert am 26.08.2015 in Heidenau mit Bürgen.
    Der Ministerpräsidenten von Sachsen Stanislaw Tillich diskutiert am 26.08.2015 in Heidenau mit Bürgen. Foto: Arno Burgi

    Vor der Flüchtlingsunterkunft in Heidenau hatten am Wochenende Rechtsextreme randaliert. Vize-Kanzler und SPD-Chef Gabriel war bereits am Montag vor Ort und hatte die rechtsradikalen Angreifer scharf verurteilt und die volle Härte des Rechtsstaats gegen sie gefordert.

    Joachim Gauck zu Besuch in Berlin

    Auch Bundespräsident Joachim Gauck besuchte am Mittwoch eine Flüchtlingsunterkunft in Berlin. Er lobte das "leuchtende" Beispiel der vielen freiwilligen Helfer in Deutschland, dem "hellen Deutschland". Zugleich spricht er vom "Dunkeldeutschland" - den "Hetzern" und Brandstiftern", deren "Verunzierung des Landes" nicht geduldet werden dürfe. AZ/afp

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