Ethikrats-Mitglied fordert strenge Auflagen für Beschneidungen: Der Hamburger Strafrechtler und Angehörige des Deutschen Ethikrats, Reinhard Merkel, fordert strenge Auflagen für religiöse Beschneidungen jüdischer und muslimischer Jungen. Der Bundestag habe in seinem Bemühen, Beschneidungen straflos zu ermöglichen, "unüberlegt und übereilt" gehandelt, kritisierte Merkel in der "Stuttgarter Zeitung" vom Mittwoch.
Beschneidung: Ethikrats-Mitglied fordert strenge Auflagen
An der Stelle ein "Sonderrecht" zu schaffen, wäre "ein Sündenfall des Rechtsstaats" und bringe diesen in eine "Art rechtspolitischen Notstands". Merkel verteidigte das umstrittene Urteil des Kölner Landgerichts zu dem Thema. "Nach den allgemeinen Kriterien unserer Rechtsordnung ist die mit der Beschneidung verbundene Verletzung des kindlichen Körpers nicht akzeptabel", sagte er der Zeitung.
Beschneidungen ohne Narkose: "Barbarisch"
Beschneidungen ohne Narkose seien "barbarisch" und müssten verboten werden. Nur Klinikärzte sollten daher die Eingriffe vornehmen dürfen. "Gänzlich von Zumutungen verschonen kann der Gesetzgeber hier Juden und Muslime nicht", sagte Merkel. Das Kölner Landgericht hatte die Beschneidung eines Vierjährigen im Mai als "strafbare Körperverletzung" gewertet.
Ethikrat befasst sich mit Beschneidungen
Der Ethikrat will sich am Donnerstag mit dem Thema befassen. Der israelische Oberrabbiner Yona Metzger schlug am Dienstag in Berlin vor, den sogenannten Beschneidern in den jüdischen Gemeinden in Deutschland künftig eine medizinische Grundausbildung durch deutsche Ärzte zukommen zu lassen. Die Entscheidung, ob jemand als Beschneider tätig werden darf, soll dem Vorschlag zufolge aber das Oberrabbinat in Israel treffen. (afp, AZ)