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Bertelsmann-Studie: Bayern ist "rote Laterne" bei Ganztagsschulen

Bertelsmann-Studie

Bayern ist "rote Laterne" bei Ganztagsschulen

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    Wenn es um Ganztagsschulen in Deutschland geht, ist Bayern Schlusslicht.
    Wenn es um Ganztagsschulen in Deutschland geht, ist Bayern Schlusslicht. Foto: dpa

    Kultusminister Ludwig Spaenle wehrt sich gegen eine neue Studie zum Ausbau von Ganztagsschulen in Bayern.  Der Freistaat sei bei diesem Thema bundesweit auch weiterhin Schlusslicht. Dies hatte die Bertelsmann Stiftung festgestellt.

    Zu wenige Kinder nutzen Ganztagsangebote

    Nur jeder zehnte Schüler im Freistaat (10,5 Prozent) nutzt ein Ganztagsangebot, im Bundesschnitt sind es 28,1 Prozent.  Nirgendwo in Deutschland besuchen proportional weniger Kinder eine Ganztagsschule als in Bayern.  Die Bertelsmann Stiftung hatte dieses Ergebnis am Dienstag in Gütersloh vorgestellt.  Das Kultusministerium wies die Zahlen der Stiftung , nach der nur 4,3 Prozent der bayerischen Schüler im Schuljahr 2010/11 eine sogenannte gebundene Ganztagsschule mit Pflichtunterricht am Nachmittagbesuchten,  als veraltet zurück und kündigte an, die

    Flächendeckende Versorgung mit Ganztagsschulen ist teuer für Bayern

    Über 45 Prozent der Schulen bieten inzwischen solche Klassen an. Bayern liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt mit gut 51 Prozent. Eine flächendeckende Versorgung mit Ganztagsangeboten mit Pflicht-Nachmittagsunterricht wäre für Bayern allerdings ein teures Unterfangen:  Nach Berechnungen des Essener Bildungsforschers Klaus Klemm würde sie mit 1,7 Milliarden Euro pro Jahr zu Buche schlagen.

    Spaenle: Bertelsmann-Studie bezieht sich auf alte Zahlen

    An 90 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen könnten Schüler zum kommenden Schuljahr 2012/13 Ganztagsangebote besuchen, wie Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) betonte. Für diesen Zweck habe die Staatsregierung genug Geld bereitgestellt. Im laufenden Schuljahr könne Bayern bereits an rund 90 Prozent der Grundschulen ein Angebot der gebundenen Ganztagsschulen oder der Mittagsbetreuung vorweisen. Die Zahlen der Bertelsmann Stiftung seien veraltet, weil sie mit Werten aus dem Jahr 2010/11 rechneten. Seit dieser Zeit habe sich in Bayern einiges getan.

    Der Ausbau der Ganztagsangebote nehme stetig zu. Zum laufenden Schuljahr sei die Zahl der Standorte mit gebundenen Ganztagsschulen habe um 12,6 Prozent gestiegen, die Zahl der Schulen mit offenen Ganztagsangebote um 7,7 Prozent.

    Kritik kommt vom BLLV

    Dass Spaenle ein Sammelsurium an Betreuungsangeboten als Ganztagsangebote verkaufe, kritisiert nicht nur er Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), sondern auch die Landtags-Opposition. Eine echte, also eine gebundene Ganztagsklasse besuchen demnach ur vier bis fünf Prozent aller bayerischen Schüler. Dies sagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel. "Ganztagsschulen und -angebote sind in Bayern immer noch Mangelware. Die Angebote hinken der Nachfrage hinterher. Noch immer gehen zu viele Eltern, die für ihr Kind einen Ganztagsplatz suchen, leer aus", kritisierte Wenzel. Er könne nicht nachvollziehen wie das Ministerium im kommenden Schuljahr 90 Prozent der Schüler Zugang zu Ganztagsangeboten verschaffen wolle.

    Bayerischer Elternverband: Zu wenig Ganztagsangebote auf dem Land

    Dass bayerische Schüler frei zwischen Ganztags- und Halbtagsschule wählen könnten sei nicht die Wahrheit, sagte der Bayerische Elternverband. Denn für einzügige Schulen, von denen es auf dem Land viele gebe, gelte das nicht.

    SPD macht Druck

    Die SPD-Bildungspolitikerin Simone Strohmayr forderte Spaenle zum Handeln auf: "Die Not ist groß in Bayern, wenn es um den Ausbau der gebundenen Ganztagsklassen geht. Eine komplette Ganztagsschule, die den Kindern viel Zeit zum Lernen gibt, muss man in Bayern mit der Lupe suchen".

    Grüne: Bildungspolitik in Bayern verfehlt

    Eine "Ohrfeige für die verfehlte Bildungspolitik in Bayern" nannte Thomas Gehring (Grüne) die Bertelsmann-Studie . "Mit dem bisherigen schleppenden Ausbautempo wird Bayern auf lange Zeit bei solchen Untersuchungen auf dem letzten Platz sein." AZ/dpa/lby

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