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Bernd Althusmann: Trotz Fehlern: Kultusminister darf Doktortitel behalten

Bernd Althusmann

Trotz Fehlern: Kultusminister darf Doktortitel behalten

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    Bernd Althusmann darf seinen Doktortitel behalten.
    Bernd Althusmann darf seinen Doktortitel behalten. Foto: dpa

    Wie die Universität Potsdam nach Abschluss der Prüfung von Althusmanns Dissertation berichtete, habe sich der Plagiatsverdacht nicht bestätigt. Der Potsdamer Universitätspräsident Thomas Grünewald sagte,  Althusmanns Dissertation weise zwar eine Vielzahl formaler Mängel  auf, die guter wissenschaftlicher Praxis widersprächen. Den Tatbestand wissenschaftlichen Fehlverhaltens, der zum Entzug des  Titels geführt hätte, habe das Prüfverfahren jedoch nicht ergeben.

    Althusmann selbst zeigte sich "erleichtert" über die "einstimmige" und "eindeutige" Entscheidung der Kommission. "Das ist eine Bestätigung dessen, was ich bereits vor Monaten gesagt habe: Meine Arbeit weist keine Urheberrechtsverletzungen auf, sie ist kein Plagiat, und das ist mir wichtig: Es ging ausschließlich um Zitierfragen und mögliche Zitierfehler", sagte er.

    Auch wenn die Kommission auf Mängel in der Arbeit hingewiesen habe, sehe er nun keinen Anlass, seinen Doktortitel abzugeben. "Niemand ist ohne Fehl und Tadel", argumentierte Althusmann, der auch Präsident der Kultusministerkonferenz ist. Er werde deshalb weiterhin als Kultusminister mit "gutem Gewissen" vor eine Klasse treten können und über Bildungspolitik sprechen.

    Seinen Ruf als Bildungspolitiker sieht er ebenfalls nicht beschädigt. Er sei sich von Anfang an sicher gewesen, dass der Vorwurf der Täuschung nicht auf seine Arbeit zutreffe. "Ich habe zu keinem Zeitpunkt an Rücktritt gedacht."

    Wenn Politiker über Doktortitel stolpern

    Gekaufte Doktortitel oder Plagiatsvorwürfe haben schon so manchen Politiker zu Fall gebracht. Eine Übersicht:

    Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU): Viele Passagen fremder Autoren in der Doktorarbeit des damaligen Verteidigungsministers sorgten im Februar 2011 für Aufsehen. Wenig später erkannte ihm die Uni Bayreuth den Doktortitel ab. Nach heftigen Protesten trat Guttenberg von seinen Ämtern zurück.

    Silvana Koch-Mehrin (FDP): Wegen rund 120 Plagiaten in der Doktorarbeit der Europapolitikerin entzog die Universität Heidelberg ihr den Titel Mitte Juni 2011.

    Jorgo Chatzimarkakis (FDP): Der Europaabgeordnete verlor seinen Titel im Juli 2011, da mehr als die Hälfte seiner Arbeit nach Angaben der Uni Bonn aus fremder Feder stammte.

    Dieter Jasper (CDU): Der nordrhein-westfälische Bundestagsabgeordnete wurde Anfang Mai 2011 zu einer Geldstrafe von 5000 Euro verurteilt, weil er einen Doktortitel zu Unrecht geführt hatte. Jasper hatte den Doktor der Wirtschaftswissenschaften 2004 an einer Universität in der Schweiz erworben, die gegen Geld akademische Grade vergeben soll.

    Kai Schürholt (CDU): Der Oberbürgermeisterkandidat der Landauer CDU hatte sich 2007 im Wahlkampf mit einem Doktortitel geschmückt, obwohl er seine Promotion noch längst nicht abgeschlossen hatte. Das Amtsgericht Landau verurteilte ihn wegen Titelmissbrauchs zu einer Geldstrafe.

    Bernd Althusmann (CDU): Der niedersächsische Kultusminister und Präsident der Kultusministerkonferenz geriet im Juli 2011 ebenfalls wegen seiner Doktorarbeit unter Druck. Die Universität Potsdam überprüfte die Arbeit daraufhin und kam zum Schluss: Althusmanns Dissertation weise zwar eine Vielzahl formaler Mängel  auf, die guter wissenschaftlicher Praxis widersprächen. Ein Plagiats-Verdacht habe sich aber nicht bestätigt.

    Florian Graf (CDU): Der Berliner CDU-Fraktionschef gab im April 2012 seinen Doktortitel wegen gravierender wissenschaftlicher Mängel zurück. Er sei den an sich selbst gestellten Ansprüchen "im Hinblick auf ein Standhalten meiner Dissertation in der Öffentlichkeit nicht gerecht geworden", teilte er mit - und kam einem Zeitungsbericht zuvor.

    Margarita Mathiopoulos (FDP): Nach Plagiatsvorwürfen entzog die Universität Bonn der Politikprofessorin und FDP-Politikerin im April 2012 den Doktortitel.

    Annette Schavan (CDU): Weil sie in ihrer 1980 eingereichten Doktorarbeit Zitierfehler gemacht und Quellen nicht richtig ausgewiesen hatte, wurde der Bundesbildungsministerin im Februar 2013 der Doktortitel entzogen.

    Andreas Scheuer (CSU): Der CSU-Generalsekretär geriet Anfang 2014 wegen seines tschechischen Doktortitels in die Kritik. Diesen durfte er eigentlich nur in zwei Bundesländern aufgrund von Ausnahmeregelungen führen. Unter Druck erklärte Scheuer, den Titel gar nicht mehr zu führen.

    Die schwarz-gelbe Koalition in Niedersachsen forderte die  Opposition auf, sich bei Althusmann zu entschuldigen. Vertreter der Opposition legten dem Minister aber auch nach Abschluss des  Prüfverfahrens weiter den Rücktritt nahe.

    Althusmann war wie zuvor bereits Karl-Theodor zu Guttenberg und die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin ins Visier von Plagiatsjägern geraten. AZ, dapd, afp

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