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Berliner Flughafen: Die unendliche Geschichte des Pannen-Airports

Berliner Flughafen

Die unendliche Geschichte des Pannen-Airports

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    Für viele das Gesicht der der Krise um den Hauptstadtflughafen: Der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD)
    Für viele das Gesicht der der Krise um den Hauptstadtflughafen: Der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) Foto: Jörg Carstensen, dpa

    Vor einem Jahr war die Welt für Klaus Wowereit noch in Ordnung. Als Bürgermeister gerade erst wiedergewählt, in der Bundes-SPD ein Mann mit wachsendem Einfluss und in seiner Heimatstadt so etwas wie der ungekrönte König: Bei einer Umfrage des Forsa-Instituts nach den beliebtesten Politikern Berlins landete Wowereit im Januar 2012 unangefochten auf Platz eins.

    Wowereit ist für viele das Gesicht der Krise

    Ein Flughafen-Debakel später liegt der „Regierende“, wie die Berliner ihren Bürgermeister nennen, in der gleichen Hitliste hinter den meisten seiner Senatoren, einem Abgeordneten der Linken und zwei mäßig bekannten Grünen-Frauen nur noch auf dem 13. Rang – als Aufsichtsratsvorsitzender der Betreibergesellschaft ist er für viele Wähler nicht nur das Gesicht der Krise, sondern auch einer der Hauptverantwortlichen.

    Dass der Flughafen nach drei verschobenen Versuchen nun tatsächlich am 27. Oktober eröffnet wird, mag inzwischen auch der sonst so optimistische Wowereit nicht mehr garantieren. Um mit den Arbeiten pünktlich fertig zu werden, sicherte er in seiner Neujahrsansprache lediglich vage zu, „bündeln wir alle Kräfte“. Ob die Operation gelingt, ist zehn Monate vorher allerdings fraglich.  

    Bund zweifelt an Eröffnungstermin im Oktober

    Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) warnt bereits: „Der Miteigentümer Bund sieht Anzeichen dafür, dass der Eröffnungstermin möglicherweise nicht eingehalten werden kann.“ Auch nach den neuen Plänen, sekundiert der Grüne Anton Hofreiter, sei der Bau schon wieder zwei Monate in Verzug. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag schlägt vor, überhaupt kein konkretes Datum mehr für die Eröffnung des neuen, mehr als vier Milliarden Euro teuren Airports zu nennen. An den 27. Oktober, beteuert er im Berliner Tagesspiegel, „glaubt inzwischen keiner mehr“.

    Besinnliche Festtage hatten die Berliner Flughafenplaner jedenfalls nicht. Wie sich erst jetzt herausgestellt hat, sind der schleppende Baufortschritt, die aus dem Ruder laufenden Kosten und die Probleme mit dem Brandschutz bei Weitem nicht ihre einzigen Sorgen. Auch die Kühlaggregate der zentralen Computeranlage sind offenbar zu klein dimensioniert, sodass bei laufendem Betrieb mit einer Überhitzung und einer sich anschließenden Notabschaltung gerechnet werden muss.

    Tankrohre ohne Sicherheitsnachweis

    Ähnlich verhält es sich mit der Tankanlage für die Flugzeuge – einem komplizierten System kilometerlanger Röhren, für das angeblich noch der Sicherheitsnachweis fehlt. Wie gut die Brandschutzanlage funktioniert, mit deren Mängeln die ganze Malaise begonnen hatte, wird sich ebenfalls erst im Frühjahr zeigen: Die diversen Tests dauern noch bis Februar – mindestens.

    Auch die politische Aufarbeitung der beispiellosen Pannenserie dürfte sich noch Monate, wenn nicht Jahre hinziehen. Der Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses, der die Gründe für die vielen Verzögerungen und die Explosion der Kosten aufarbeiten soll, wird bis in den Dezember hinein tagen und Anfang Februar unter anderem das frühere Aufsichtsratsmitglied Hans-Olaf Henkel und Wowereits Vorgänger Eberhard Diepgen vernehmen.

    Fluggesellschaften fordern teils schon jetzt Schadenersatz

    Die Fluggesellschaft Air Berlin hat die Flughafen GmbH bereits auf Schadenersatz verklagt, die Lufthansa und andere Linien werden ihr möglicherweise folgen. Außerdem drohen den Betreibern des neuen Flughafens noch zusätzliche Kosten für den Schallschutz und hohe Nachforderungen der am Bau beteiligten Handwerker für bereits geleistete Arbeiten. Beides zusammen könnte sich noch einmal auf bis zu 400 Millionen Euro addieren.

    Welche Verantwortung Flughafen-Chef Rainer Schwarz für all das hat, soll ein Gutachten klären, das Mitte Februar erscheint. Bisher ist Berlins unbeliebtester Manager für Wowereit der perfekte Buhmann: der, dem die Politik alles anlasten kann. Würde Schwarz, wie Ramsauer es verlangt, seinen Posten tatsächlich verlieren, hätte allerdings auch der regierende Bürgermeister ein Problem: „Ein Aufsichtsratschef“, sagt Verkehrsminister Ramsauer, „ist dafür verantwortlich, dass das Management funktioniert.“

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