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Berlin-Attentat: Ermittler durchsuchen Unterkunft von möglichem Helfer von Anis Amri

Berlin-Attentat

Ermittler durchsuchen Unterkunft von möglichem Helfer von Anis Amri

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    Haben die Ermittler einen Komplizen von Anis Amri (im Bild) gefunden?
    Haben die Ermittler einen Komplizen von Anis Amri (im Bild) gefunden? Foto: Polizeifoto/BKA (dpa)
    Bei dem Anschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz waren am 19. Dezember 12 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 50 verletzt worden.
    Bei dem Anschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz waren am 19. Dezember 12 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 50 verletzt worden. Foto: Paul Zinken (dpa)

    Die Bundesanwaltschaft hat einen möglichen Helfer des mutmaßlichen Berlin-Attentäters Anis Amri im Visier. Die Unterkunft von Amris Kontaktperson in einem Berliner Flüchtlingsheim sei am Dienstag durchsucht worden, teilte die

    Beamte der Bundespolizei und des Bundeskriminalamtes hätten die Unterkunft des möglichen Amri-Helfers in einem Berliner Flüchtlingsheim durchsucht, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Grundlage war demnach ein Beschluss, den der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs auf Antrag der Bundesanwaltschaft ausgestellt hatte.  

    Der ins Visier geratene 26-jährige Tunesier steht der Mitteilung zufolge im Verdacht, von Amris Anschlagsplänen gewusst und ihm dabei möglicherweise geholfen zu haben. Nach bisherigen Erkenntnissen war der 26-Jährige eine Kontaktperson von Amri. Die beiden hätten sich spätestens seit Ende 2015 gekannt und "noch in zeitlicher Nähe zum Anschlag" miteinander in Kontakt gestanden, hieß es in der Mitteilung. 

    Darüber hinaus wurde eine Wohnung in Berlin durchsucht, in der sich ein früherer Mitbewohner von Amri aufgehalten haben soll. Diesen Mann bezeichnete die Bundesanwaltschaft als Zeugen, der "möglicherweise ebenfalls in zeitlicher Nähe zum Anschlag Kontakt zu Amri" gehabt habe. "Die Durchsuchung dient dazu, weitere Erkenntnisse über das Vor- und Nachtatverhalten von Anis Amri zu gewinnen", hieß es.  

    Die Bundesanwaltschaft kündigte an, am Mittwoch im Laufe des Nachmittags über den Stand der Ermittlungen zu informieren. Am Mittwoch vergangener Woche war ein 40-jähriger Tunesier aus Berlin festgenommen worden, der zunächst für eine Kontaktperson von Amri gehalten worden war. Einen Tag später kam er wieder auf freien Fuß. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass es sich "nicht um die mögliche Kontaktperson von Anis Amri handelt", teilte die Bundesanwaltschaft damals mit.

    Bei dem Anschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz waren 12 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 50 verletzt worden.
    Bei dem Anschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz waren 12 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 50 verletzt worden. Foto: Michael Kappeler (dpa)

    Am 19. Dezember war mit einem Lastwagen ein Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche verübt worden. Zwölf Menschen wurden getötet, dutzende weitere verletzt. Der mutmaßliche Täter, der 24-jährige Amri, wurde nach mehrtägiger Flucht in der Nacht zum 23. Dezember bei einer Polizeikontrolle in einem Vorort der norditalienischen Metropole Mailand erschossen.  Zu dem Berliner Anschlag bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Ein IS-Bekennervideo stufte die Bundesanwaltschaft als echt ein.  

    Amri war den Sicherheitsbehörden als Gefährder bekannt und wurde auch überwacht, allerdings nicht mehr zum Tatzeitpunkt. Er hatte im Frühjahr 2016 einen Asylantrag in Deutschland gestellt, der bereits kurze Zeit später abgelehnt wurde.  

    Der Berliner Anschlag hatte eine Debatte über Verschärfungen der Sicherheitsmaßnahmen in Deutschland ausgelöst. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) stellte in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Dienstag Vorschläge zu einer grundlegenden Reform der Sicherheitsbehörden vor, die allerdings beim Koalitionspartner SPD sowie bei der Opposition und von Seiten der Länder Kritik hervorrief.

    Festnahmen von Islamisten wegen Terrorverdachts

    Immer wieder hat es in Deutschland in den vergangenen Monaten Festnahmen von mutmaßlichen Anhängern der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gegeben:

    November 2016: Fünf Verdächtige werden festgenommen, die Freiwillige für den IS in Deutschland angeworben haben sollen. Darunter ist auch der mutmaßliche Top-Islamist Abu Walaa. Dem Zugriff in Dortmund, Duisburg und in Niedersachsen gingen monatelange Ermittlungen voraus. 

    November: Wenige Tage zuvor nimmt die Berliner Polizei einen 27-Jährigen fest. Er soll laut Bundesanwaltschaft als IS-Mitglied einen Anschlag geplant haben. Der Haftrichter sieht dafür zwar keinen dringenden Tatverdacht, dennoch bleibt der Mann wegen Urkundenfälschung vorerst in Haft. 

    Oktober: Die Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen einen 19-jährigen Syrer, der bereits seit März in Untersuchungshaft sitzt. Er steht in Verdacht, Anschlagziele für den IS in Berlin ausgekundschaftet zu haben. 

    Oktober: Der Syrer Dschaber al-Bakr wird in Sachsen festgenommen. Er soll einen Anschlag auf einen Berliner Flughafen geplant haben. Der 22-Jährige erhängt sich kurz darauf in seiner Zelle, ein mutmaßlicher Komplize kommt in Untersuchungshaft.

    September: In Schleswig-Holstein nehmen Sicherheitskräfte drei Syrer wegen Terrorverdachts fest. Die Männer sollen im Auftrag des IS nach Deutschland gekommen sein.

    September: Ein 16-jähriger Flüchtling aus Syrien wird in Köln festgenommen. Er soll einen Anschlag geplant haben.

    August: Unter dem Vorwurf vorbereitender Absprachen zu einer Sprengstoffexplosion werden gegen einen 27-jährigen mutmaßlichen IS-Sympathisanten aus Eisenhüttenstadt (Brandenburg) und einen mutmaßlichen Komplizen Haftbefehle erlassen.

    Juni: Festnahme von drei mutmaßlichen IS-Anhängern in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Brandenburg. Sie sollen einen Anschlag in Düsseldorf geplant haben. (dpa)

    AZ/AFP

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