Vor mehr als 20 Jahren forderten die Grünen wenige Monate vor einer Bundestagswahl, dass der Preis für den Liter Benzin schrittweise auf fünf D-Mark ansteigen soll, um das Autofahren umweltfreundlicher zu machen. Die Forderung brach den Grünen seinerzeit beinahe das Genick. Nur knapp gelang ihnen der Wiedereinzug in den Bundestag. CDU, CSU, SPD und FDP hoffen, dass es auch dieses Mal wieder gelingt, die Grünen mit dem Zank um den Tank zu schwächen. Ihr Ziel: Die Partei als die Vertretung der abgehobenen Großstadtelite darstellen, der die Menschen auf dem Land und Leute mit wenig Geld egal sind.
Das könnte wieder funktionieren, auch wenn die Grünen heute nicht mehr den Sprung über die 5-Prozent-Hürde fürchten müssen. Wahlkampf ist kein edles Kräftemessen, sondern Nahkampf. Die Grünen müssen sich fragen, warum es ihnen nicht gelingt, die Botschaft zu verkaufen, dass die Menschen das Geld aus dem Sprit-Aufschlag als Bürgergeld wieder zurückerstattet bekommen sollen. Und CDU, CSU und SPD müssen daran erinnert werden, dass sie genau wie die Grünen das Tanken zum Schutz des Klimas teurer machen wollen und das sogar beschlossen haben. Eifrig wollten sie das Klimaurteil des Verfassungsgerichtes umsetzen, um den Grünen Munition im Wahlkampf zu nehmen. Die Empörung der Groko-Parteien gilt ihren eigenen Beschlüssen. Der Wahlkampf ist ein Fieber, das die Vernunft vernebelt.
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