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Benedikt in USA: Papst trifft Missbrauchsopfer katholischer Priester

Benedikt in USA

Papst trifft Missbrauchsopfer katholischer Priester

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    Papst Benedikt XVI. feiert den dritten Jahrestags seiner Papstwahl in New York.
    Papst Benedikt XVI. feiert den dritten Jahrestags seiner Papstwahl in New York. Foto: DPA

    Washington (dpa) - In einer unerwarteten Geste der Versöhnung hat Papst Benedikt XVI. mehrere Opfer der Missbrauchsfälle durch katholische Priester in den USA empfangen.

    Nach Angaben des Vatikans traf er in Washington eine kleine Gruppe von Opfern, die in ihrer Jugend von Priestern sexuell missbraucht wurden. Benedikt habe sich am Donnerstag (Ortszeit) die Berichte der Männer und Frauen angehört und mit ihnen gebetet. Es habe sich um ein "sehr emotionales Treffen" gehandelt, mehrere Teilnehmer hätten Tränen vergossen, hieß es aus Vatikankreisen. Am vierten Tag seiner sechstägigen USA-Reise will der Papst an diesem Freitag eine Grundsatzrede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) halten.

    Mehrere Missbrauchs-Opfer zeigten sich nach der Zusammenkunft mit dem Papst tief bewegt. "Ich habe ihm gesagt, dass er ein Krebsgeschwür in seiner Kirche hat und etwas dagegen tun muss", berichtete ein Teilnehmer dem Fernsehsender CNN. Er habe aber das Gefühl, dass es eine reale Hoffnung gebe, dass das Problem nun endlich angepackt werde. "Ich hatte Tränen in den Augen, die ich bislang nicht haben konnte. Es war ein unglaublicher Moment für mich." Auch andere Opfer des Treffens berichteten von Tränen, aber auch von neuer Hoffnung. Es heißt, es sei das erste Mal gewesen, dass ein Papst Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester empfing.

    Der Missbrauchs-Skandal, der die US-Kirche seit Jahren erschüttert, hat den Papstbesuch in den USA über weite Strecken beherrscht und überschattet. Insgesamt dreimal nahm Benedikt dazu öffentlich Stellung. Er äußerte sich "tief beschämt", ausdrücklich kritisierte er die US-Kirche, die viele dieser Fälle über Jahre vertuscht hatte. Benedikt forderte einen besseren Schutz von Kindern in der Gesellschaft.

    Insgesamt sollen Tausende Kinder und Jugendliche teilweise über Jahre hinweg von Priestern sexuell missbraucht worden sein. Der Skandal war vor rund sieben Jahren ans Tageslicht gekommen. Mehrere US-Diözesen stehen nach Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe am Rande des finanziellen Ruins.

    Benedikt traf am Donnerstag in Washington auch mit Vertretern der jüdischen Gemeinde zusammen. Vor dem am Samstag beginnenden Pessach- Fest betonte er dabei erneut die gemeinsamen Wurzeln von Christen und Juden. Der Dialog der beiden Religionen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Anfang der 60er Jahre habe "die Beziehungen fundamental zum Besseren gewandelt", meinte Benedikt. Allerdings ging der Papst nicht auf die jüngsten Spannungen durch die neue Form der lateinischen Karfreitags-Fürbitte ein. Jüdische Gemeinden in Deutschland und den USA hatten sich empört geäußert, weil das durch Benedikt geänderte Gebet nach wie vor eine Bitte nach Bekehrung der Juden enthält.

    Der Auftritt des Papstes an diesem Freitag vor der UN gilt als der Höhepunkt seiner USA-Reise. In Vatikankreisen hieß es, der aus Deutschland stammende Kirchenführer werde sich vor allem für eine Stärkung der Menschenrechte und der UN einsetzen. Es wird erwartet, dass er auch auf das Problem der Armut in der Dritten Welt sowie auf die angespannte Lage im Nahen Osten eingeht.

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