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Benedikt XVI. in Deutschland: Momentaufnahmen beim Papstbesuch

Benedikt XVI. in Deutschland

Momentaufnahmen beim Papstbesuch

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    Im Kerzenschein beteten viele junge Menschen mit dem Papst in Freiburg.
    Im Kerzenschein beteten viele junge Menschen mit dem Papst in Freiburg.

    Freiburg Mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel hat sich Papst Benedikt XVI. gestern von den Gläubigen in Deutschland verabschiedet. Es war der Schlusspunkt eines bewegten Wochenendes.

    Erfurt: Andacht statt Jubel

    In den Morgenstunden des Samstags, als Papst Benedikt XVI. auf dem Erfurter Domplatz die heilige Messe beginnt, sind die Menschen feierlich gestimmt. Andächtig begrüßen sie den Papst. Kein Vergleich zur Jubelstimmung beim Weltjugendtag in Madrid. Das ist so gewünscht. Ein Priester bittet darum, die Liturgie nicht durch Beifall zu stören. Etwa 30000 sind gekommen. Vielleicht sind viele auch einfach noch müde, einige warten seit Stunden. Auch der Papst wirkt angestrengt, was nicht verwundert. Der dritte Tag wird nicht weniger dicht, als es die anderen waren. Man vergisst immer wieder, dass er 84 Jahre alt ist. Später am Abend wird wenig von dieser Anstrengung zu sehen sein. Der Papst ist offenbar eher ein Nachtmensch.

    In seiner Predigt geht Benedikt XVI. auf den Widerstand vieler Christen gegen das DDR-Regime ein: „Besonders im Eichsfeld widerstanden viele katholische Christen der kommunistischen Ideologie. (…) Sie haben persönliche Nachteile in Kauf genommen, um ihren Glauben zu leben.“ Dort im

    Aufregung: Es fallen Schüsse

    Die Messe auf dem Erfurter Domplatz ist noch nicht vorbei, als sich Aufregung im Journalistentross, schon auf dem Weg zum Flughafen, breitmacht. Um 10.08 Uhr kommt die Eilmeldung: „Schüsse am Rande der Papstmesse“. Hektische Telefonate, erschrockene Gesichter. Ein Mann hat aus wenigen Hundert Metern Luftlinie aus dem Dachgeschoss einer Wohnung geschossen. Mit einem Luftgewehr, wie es später heißt. Sein Ziel: der Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma an einer der „Personenschleusen“. Dann, nach und nach Entwarnung: Niemand ist verletzt, der Mann festgenommen. Die Schüsse, es waren wohl vier, fielen bereits um sieben Uhr am Morgen.

    Der Papst beendet die heilige Messe, verlässt Erfurt und besteigt das Flugzeug nach Freiburg. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi kommt in den hinteren Teil des Airbusses. Er sagt: „Der Papst hat nichts mitbekommen. Für uns hat das nicht existiert.“

    Freiburg: Von der Sonne erwärmt

    Freiburg, Münsterplatz. Wie immer allerhöchste Sicherheitsstufe. Die Kinder in der Menge werden noch einmal aufgefordert, wenn er kommt, bitte „winke, winke“ machen. Das Papamobil mit Papst fährt durch die engen Gassen der Altstadt und biegt schließlich ein auf den

    Und trifft auch den ersten grünen Ministerpräsidenten Deutschlands. Winfried Kretschmann – gläubig, Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, kritisch. Kretschmann sagt später: „Das ist durchaus inspirierend, was dieser intellektuelle Papst sagt, aber die Kirchenprobleme löst man nicht in drei Tagen.“

    Kohl-Treffen mit Hindernissen

    Kleines Kirchenlexikon

    Apostolische Reise: Die "Dienstreisen" des Papstes außerhalb Italiens werden als Apostolische Reisen bezeichnet. Bei offiziellen Reisen innerhalb Italiens spricht der Vatikan von Pastoralbesuchen. Der Deutschlandbesuch ist die 21. Auslandsreise Benedikts XVI.

    Eucharistiefeier: Höhepunkt einer Eucharistiefeier (von griech. eucharistía = Danksagung) ist die Wandlung von Brot und Wein zu Leib und Blut Christi. Da die Protestanten diese Glaubensüberzeugung nicht teilen, untersagt ihnen die katholische Kirche die Teilnahme an der Heiligen Kommunion, bei der gewandelte Leib Christi meist in Form einer Hostie ausgegeben wird. Papst Benedikt XVI. plant auf seiner Reise öffentliche Eucharistiefeiern in Berlin (Olympiastadion), Erfurt (Domplatz) und Freiburg (Flughafengelände).

    Ökumene: Der Begriff Ökumene stammt aus dem Griechischen (oikouméne = das Bewohnte, die bewohnte Erde) und wird in erster Linie für das Ringen um die Einheit der Christen verwendet. Die moderne ökumenische Bewegung entstand an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Papst Benedikt XVI. trifft sich auf seiner Deutschlandreise im evangelischen Augustinerkloster Erfurt mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland zu einem Gespräch und einem ökumenischen Gottesdienst. In Freiburg steht ein Treffen mit Vertretern der orthodoxen Kirche auf dem Programm.

    Orthodoxe Kirche: Die orthodoxen Kirchen (von altgriech. orthós = richtig, geradlinig und dóxa = Verehrung, Glaube) haben ihre Wurzeln im östlichen Mittelmeerraum und in Süd- und Osteuropa. Mit der römisch-katholischen Kirche besteht eine weitgehende Übereinstimmung in Glaubensfragen. Derzeit gibt es weltweit rund 300.000 Millionen Orthodoxe, in Deutschland rund 1,5 Millionen. Der Papst trifft in Freiburg Vertreter der orthodoxen Kirchen in Deutschland.

    Angelusgebet: "Der Engel des Herrn" (Angelus) ist ein katholisches Gebet, das morgens, mittags und abends gesprochen wird. Der Papst will auf seiner Deutschland-Reise am Samstagnachmittag im Freiburger Münster ein Angelus-Gebet halten.

    Vesper: Die Vesper (von lat. vespera = Abend) ist der abendliche Teil des Stundengebetes der katholischen Kirche und wird in der Regel gegen 18.00 Uhr gebetet. Wichtige Elemente sind die alttestamentarischen Psalmen sowie Gesänge und Lesungen aus dem Neuen Testament. Bei einer Marianischen Vesper, wie sie im Marien-Wallfahrtsort Etzelsbach in Thüringen gefeiert wird, schließt das Gebet mit einem Mariengesang ab.

    Vigil: Die Vigil (von lat. vigilia = Nachtwache) ist ein Teil des katholischen Stundengebets und bezeichnet eine Gebetszeit in der Nacht oder am frühen Morgen. Papst Benedikt XVI. feiert auf seiner Deutschlandreise eine Vigil mit Jugendlichen auf dem Messegelände in Freiburg. Auf den Weltjugendtagen hat der Papst in den vergangenen Jahren regelmäßig die Vigil mit Jugendlichen gebetet, zuletzt am 20. August in Madrid.

    Die Apostolische Nuntiatur: Nuntius ist lateinisch und bedeutet Botschafter. Der Apostolische Nuntius ist der Botschafter des Papstes im jeweiligen Land, in Deutschland ist seit 2007 Nuntius Erzbischof Jean-Claude Périsset. Der Standort ist in Neukölln, Lilienthalstraße, neben St. Johannes-Basilika und Hasenheide.

    Es war die ausdrückliche Bitte des Papstes gewesen. Benedikt XVI. wollte den Kanzler der Einheit treffen. Über den Ablauf war Stillschweigen vereinbart worden. Ein bisschen etwas wurde dann natürlich doch bekannt. Die Begegnung dauerte etwa 20 Minuten. Für den kranken Altkanzler war der Weg von Ludwigshafen-Oggersheim nach Freiburg nicht so weit wie nach Berlin. Vatikan-Sprecher Lombardi ließ sich hinterher damit zitieren, das Treffen sei in „persönlicher und herzlicher Atmosphäre“ verlaufen. Doch beinahe wäre die Begegnung gescheitert. Die Badische Zeitung meldet: „ Helmut Kohls Fahrzeug hing in einem der tückischen Freiburger Bächle fest. Bei der Anfahrt muss Kohls Ehefrau, die nach Aussagen von Augenzeugen am Steuer saß, zu weit nach rechts gekommen sein.“ Der Abschleppdienst regelte den Rest. Dass der Papst warten musste, ist nicht bekannt.

    Die Vigil im Kerzenschein

    Als es Abend wird, begibt sich das Folgende auf dem Freiburger Messegelände. Etwa 27000 vorwiegend junge Menschen werden sich später zu einer Gebetsvigil mit Papst Benedikt XVI. zusammengefunden haben. Zwei Moderatoren sind dafür zuständig, dass die Stimmung passt, bevor es später besinnlich werden soll. Beim Schein Tausender Kerzen. Dann kommt der Papst, wie immer ist der Jubel groß. Carin Dasilva, 14 Jahre, Freiburgerin, hat den Papst zum ersten Mal gesehen und ist damit eine von vielen. Warum sie hier ist? „Des Papstes wegen, weil wir hier alle zusammen sind, alle gemeinsam.“ Zum Schluss sagt Benedikt XVI. zu den Jugendlichen: „Ich vertraue darauf, dass ihr und viele andere junge Menschen in Deutschland Leuchten der Hoffnung seid, die nicht verborgen bleiben: Ihr seid das Licht der Welt.“

    Nahaufnahme: Walter Mixa

    Auf der Tribüne links sitzt ein Teil der deutschen Bischöfe und Kardinäle. Reinhard Kardinal Marx ist darunter, Erzbischof von München und Freising. Er versucht ein bisschen Stimmung zu machen, hat aber nur mäßigen Erfolg dabei. Zumindest in dem Moment, in dem die Kamera die Tribüne groß ins Bild bringt. Da sieht man dann auch den zurückgetretenen Augsburger Bischof Walter Mixa. Die Bischofskonferenz bestätigt, dass Mixa in Freiburg ist, äußert sich sonst aber nicht zu seiner Anwesenheit.

    Zum Abschied: 100.000 Pilger

    Übernächtigte Pilger, voller Erwartung. Rund 100000 werden am Sonntag am Freiburger Flughafen gezählt. Es ist der Abschlussgottesdienst. In seiner Predigt mahnt Benedikt XVI.: „Die Erneuerung der Kirche kann letztlich nur durch die Bereitschaft zur Umkehr und durch einen erneuerten Glauben kommen.“ Und: „Die Kirche in Deutschland wird die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft bestehen und Sauerteig in der Gesellschaft bleiben, wenn Priester, Gottgeweihte und christgläubige Laien in Treue zur jeweils spezifischen Berufung in Einheit zusammenarbeiten.“

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