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Bedrohung: Anschlag auf "Charlie Hebdo": Deutsche Sicherheitsbehörden sind besorgt

Bedrohung

Anschlag auf "Charlie Hebdo": Deutsche Sicherheitsbehörden sind besorgt

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    Nach dem Terroranschlag auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" können Nachahmertaten nicht ausgeschlossen werden.
    Nach dem Terroranschlag auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" können Nachahmertaten nicht ausgeschlossen werden. Foto: Gerd Roth, dpa (Archivbild)

    Die Sicherheitsbehörden in Deutschland sind besorgt – aber sie warnen vor Panikmache. „Wir haben keinen konkreten Hinweis auf vergleichbare Anschlagsplanungen in

    In Deutschland seien einige Sicherheitsvorkehrungen teilweise verschärft worden. Die Verfassungsschutzämter des Bundes und der Länder hätten die islamistische Szene im Blick, die deutschen und französischen Behörden seien in engem Kontakt und tauschten ihre Erkenntnisse aus.

    Nach Anschlag auf "Charlie Hebdo": Nachahmertaten seien nicht auszuschließen

    Aus Sicherheitskreisen verlautete, „Nachahmertaten“ seien nicht auszuschließen. Der Anschlag in Paris zeige, dass eine derartige Tat jederzeit von einer kleinen Gruppe ohne Vorwarnung verübt werden könne.

    Von der Hand zu weisen ist die Gefahr nicht. Auch in Deutschland gibt es eine große Zahl an Salafisten. Erst im Oktober wies der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, darauf hin, dass sich die Zahl der radikalen Muslime innerhalb weniger Jahre mehr als verdoppelt habe, von 2800 auf rund 6300, Tendenz weiter steigend. Diese Entwicklung sei „besorgniserregend“, sagte Maaßen, denn vor allem junge Leute fühlten sich vom Salafismus angezogen. Diese ultrakonservative Strömung des Islam sei offenbar für Menschen in einer Umbruchsituation attraktiv.

    Von Rückkehrern aus dem Dschihad gehe eine besondere Gefahr aus

    Islamistischer Terror in Europa

    Seit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 gab es auch in Europa eine Reihe islamistischer Attentate. Manche Pläne konnten gerade noch vereitelt werden. Beispiele:

    Dezember 2016: Ein Attentäter raste mit einem Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt in Berlin und tötete zwölf Menschen. Der Islamische Staat bekannte sich zu dem Anschlag.

    März 2016: Terroristen haben Sprengsätze am Flughafen und in der U-Bahn der belgischen EU-Hauptstadt Brüssel gezündet. Es gibt zahlreiche Tote und Verletzte.

    November 2015: Bei einer Serie von Terroranschlägen in Paris sterben rund 130 Menschen. Zu den Attentaten bekennt sich wenig später der sogenannte "Islamische Staat".

    Januar 2015: Bei einem Attentat auf die Redaktion des islamkritischen Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris sterben zwölf Menschen.

    Mai 2014: Im Jüdischen Museum in Brüssel erschießt ein französischer Islamist vier Menschen. Kurz darauf wird der Mann festgenommen.

    Dezember 2013: Bei Selbstmordanschlägen in der russischen Stadt Wolgograd sterben 34 Menschen im Bahnhof und in einem Bus. Islamisten aus dem Nordkaukasus bekennen sich zu den Attentaten.

    März 2011: Ein Kosovo-Albaner erschießt am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten und verletzt zwei weitere schwer.

    Januar 2011: Bei einem Selbstmordanschlag auf dem internationalen Moskauer Flughafen Domodedowo sterben mindestens 37 Menschen. Die Ermittler machen Islamisten aus dem Nordkaukasus verantwortlich.

    Dezember 2010: Bei einem Sprengstoffanschlag in der Stockholmer Fußgängerzone stirbt der Attentäter. Hintergrund war vermutlich der Einsatz schwedischer Soldaten in Afghanistan.

    März 2010: Die vier Mitglieder der islamistischen Sauerland-Gruppe müssen wegen geplanter Terroranschläge in Deutschland für bis zu zwölf Jahre ins Gefängnis.

    Januar 2010: Gut vier Jahre nach der Veröffentlichung seiner Mohammed-Karikaturen in der Zeitung «Jyllands-Posten» entkommt der dänische Zeichner Kurt Westergaard nur knapp einem Attentat.

    Juli 2006: Im Kölner Hauptbahnhof werden in zwei Zügen Bomben gefunden, die wegen eines technischen Fehlers nicht explodierten. Der «Kofferbomber von Köln» wird zu lebenslanger Haft verurteilt.

    Juli 2005: Vier Muslime mit britischem Pass zünden in der Londoner U-Bahn und einem Bus Sprengsätze. 56 Menschen sterben, etwa 700 werden verletzt.

    März 2004: Bei Sprengstoffanschlägen auf Pendlerzüge in Madrid sterben 191 Menschen, etwa 1500 werden verletzt.

    Besonders anfällig sind nach Angaben des Verfassungsschutz-Präsidenten „Jugendliche und junge Leute mit den vier M“ – männlich, muslimisch, Migrationshintergrund sowie Misserfolge in der Pubertät, der Schule oder in der sozialen Gruppe. Aus deutschen Salafistengruppen seien inzwischen nachweislich mindestens 450 vorwiegend junge Männer in den Krieg nach Syrien und in den Irak gezogen, sieben bis zehn Islamisten aus Deutschland hätten dort Selbstmordanschläge verübt. Es sei „alarmierend“, dass es in der Szene bereits als „Jugendkultur“ angesehen werde, in den Dschihad, den „Heiligen Krieg gegen Ungläubige“, zu ziehen. Maaßen wörtlich: „Es ist cool, dorthin zu gehen; es ist cool, morgens einen Twitter zu empfangen aus Aleppo; es ist cool, Freunde zu haben bei Facebook, die dort tätig sind.“

    Die Sicherheitsbehörden weisen darauf hin, dass von den Rückkehrern eine besondere Gefahr ausgehe. Entweder seien sie traumatisiert oder fanatisiert. Einige seien dabei, neue Kämpfer anzuwerben oder sogar Anschläge in Deutschland verüben zu wollen.

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