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Bayerisches Kabinett: Harmonie unter weiß-blauem Himmel: Merkel zu Besuch bei Söder

Bayerisches Kabinett

Harmonie unter weiß-blauem Himmel: Merkel zu Besuch bei Söder

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    Mit dem Dampfer geht es für Kanzlerin Merkel und Ministerpräsident Söder auf die Insel.
    Mit dem Dampfer geht es für Kanzlerin Merkel und Ministerpräsident Söder auf die Insel. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Angela Merkel ist nicht das erste Mal hier, aber dieses Mal darf sie rein. 1961, im Alter von sieben Jahren, so erzählt es die Bundeskanzlerin den Mitgliedern der Bayerischen Staatsregierung, sei sie in Begleitung ihrer Eltern schon einmal auf Herrenchiemsee gewesen. Nur ins Schloss durfte sie damals nicht. Sie musste draußen warten. 59 Jahre später ist sie die Hauptperson und sitzt neben Ministerpräsident Markus Söder am Kopfende einer – coronabedingt – sehr langen Tischreihe im prächtigen Spiegelsaal von Schloss Herrenchiemsee. Es ist ein denkwürdiger Tag.

    Der erste Besuch einer Bundeskanzlerin beim bayerischen Kabinett hat die Gemeinde Prien am Chiemsee schon am Morgen in einen Ausnahmezustand versetzt. Auf den Zufahrtswegen haben sich protestierende Bauern von der Organisation „Land schafft Verbindung“ mit ihren Traktoren formiert. Rund 300 Schlepper sollen es sein. Ein paar Stromtrassengegner sind auch gekommen. Ansonsten aber herrscht eitel Sonnenschein. Die wenigen Touristen entpuppen sich als Fans. An der Anlegestelle in Prien liegt der Raddampfer „Ludwig Fessler“, das Flaggschiff der Chiemseeflotte, bereit, um Merkel, Söder und den gesamten Tross zur Insel zu bringen. Ein paar Trachtler vom Samerberg sind da. Die Kanzlerin soll sehen, wo sie ist. Und die bayerische Polizei bietet alles auf, was sie hat: Pferde, Schiffe, Hubschrauber und geschätzt einige hundert Beamte, die in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt das Areal sichern. Sogar zwei Eurofighter der Luftwaffe donnern am weiß-blauen Himmel über Prien hinweg.

    Auf dem Plakat für Kanzlerkandidat Söder will er lieber nicht unterschreiben

    Vor dem Schiff wartet Söder mit seinen Ministern und Staatssekretären. Der CSU-Chef hat drei Corona-Masken für Merkel dabei: eine europäische für die amtierende Ratspräsidentin, eine deutsche für die Kanzlerin und – natürlich – noch eine bayerische. Er muss warten, aber er ist bester Laune. Hinter einem Absperrband stehen einige Dutzend Schaulustige, unter ihnen ein älterer Herr aus Grassau. Er hält ein Transparent hoch mit der Aufschrift: „Markus Söder, Kanzlerkandidat? Ja“. Söder tut so, als sähe er es nicht. Dann wird er darauf angesprochen. Söder sagt: „Ich kann’s schlecht lesen, es ist grad verdeckt.“ Schließlich geht er doch hin. Nur zu einem Autogramm und einem Foto lässt er sich nicht überreden. „Mit solchen Bildern hab ich schon mal Ärger bekommen.“

    Das ist einige Zeit her. Im November 2017, als die CSU auf Merkel gar nicht gut zu sprechen war und Söder noch als potenzieller Nachfolger im Schatten seines Vorgängers Horst Seehofer stand, hatte er sich bei einer Landesversammlung der Jungen Union mit einer Gruppe junger Fans fotografieren lassen, die ihn auf blauen Plakaten als neuen Ministerpräsidenten forderten. Seehofer fand das gar nicht lustig und ließ das Söder auch spüren. Söder hat daraus gelernt. Nur kein Öl ins Feuer gießen. Es reden ohnehin schon genug Leute drüber.

    Zu ihnen gehört auch Hubert Aiwanger. Der Freie-Wähler Chef kann’s nicht lassen. „Ja“, sagt er, Söder könne Kanzler. Und er traue sich das auch zu sagen. „Er hat mich bisher deshalb nicht gemaßregelt. Und die Zahlen sprechen ja für ihn im bundesweiten Vergleich.“ Der weiß-blauen Inszenierung des Merkel-Besuchs sah Aiwanger skeptisch entgegen: „Ich weiß noch nicht, was auf mich zukommt. Ich versuche, nicht ganz vorne dabei zu sein.“

    Herrenchiemsee soll für die neue Harmonie von CDU und CSU stehen

    Söder will das schon. Er will, dass an diesem sonnigen Tag am Chiemsee nicht über Kanzlerkandidaten, sondern über etwas anderes geredet wird – vor allem über die neu gefundene Harmonie zwischen CDU und CSU und das „gute gemeinsame Miteinander“, das ihn spätestens seit Beginn der Corona-Krise mit Merkel verbindet. Die öffentliche Abkanzelung Merkels beim CSU-Parteitag 2015 und den heftigen Streit mit ihr in Wildbad Kreuth 2016 soll vergessen gemacht werden. In der Flüchtlingspolitik ist er schon länger auf ihren moderaten Kurs eingeschwenkt. In der Corona-Politik marschierten sie dann weitgehend im Gleichschritt. Und auch in der Europapolitik – das Schwerpunktthema beim Besuch der Kanzlerin beim bayerischen Kabinett – soll das so sein.

    Merkel kommt pünktlich mit dem Auto vom Flughafen. Einige Touristen jubeln ihr zu. Söder begrüßt sie, kann aber mit seinem Dreierpack Masken zunächst nicht so recht reüssieren. Merkel hat ihre eigene, schwarze EU-Ratspräsidentschaftsmaske.

    Von Kanzlerin Merkel gibt es ein Lob für den bayerischen Ministerpräsidenten - mehr nicht

    Dann aber wird der generalstabsmäßig geplante Tag Punkt für Punkt durchgezogen: Überfahrt mit dem Raddampfer, Foto mit den Bürgermeistern, Kutschfahrt zum Schloss des Märchenkönigs, Fotos mit Merkel und Söder auf den letzten Metern zum Schloss, Gruppenfoto mit dem Kabinett vorm Schloss, Filmaufnahmen und Fotos im Spiegelsaal zu Beginn der Sitzung. Und noch vor den laufenden Kameras viele freundliche Worte zur Begrüßung. Nachdem Merkel von ihrem ersten Besuch in Herrenchiemsee erzählt hat, schließen sich für die Öffentlichkeit die Saaltüren.

    Unter der Leitung von Markus Söder findet mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der Insel Herrenchiemsee die Sitzung des bayerischen Kabinetts in der Spiegelgalerie des Neuen Schlosses statt.
    Unter der Leitung von Markus Söder findet mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der Insel Herrenchiemsee die Sitzung des bayerischen Kabinetts in der Spiegelgalerie des Neuen Schlosses statt. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Das Projekt, sich einig zu sein und das auch zu zeigen, darf schon jetzt als gelungen gelten. Nach der Sitzung und dem Mittagessen – Merkel nimmt eine Chiemsee-Renke, Söder ein halbes Brathendl – bekräftigen sie es noch einmal bei einer kurzen Pressekonferenz auf der langen Wiese, die zwischen mächtigen Baumreihen hinunter zum See führt. Man sei sich einig über die Gefahr, die durch Corona weiterhin besteht, ebenso über die besonders schwierige Situation, die sich daraus für Europa ergebe. „Ich bin froh, dass auch die bayerische Staatsregierung sagt, besondere Zeiten – und die Corona-Pandemie ist eine besondere Zeit – bedürfen besonderer Antworten“, sagt Merkel.

    Zur Frage nach einer möglichen Kanzlerkandidatur Söders sagt sie nichts. Sie lobt ihn als guten Ministerpräsidenten. Das war’s. „Mehr werden Sie dazu von mir nicht hören.“

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Kutschfahrt von Merkel und Söder ist gut für Deutschland

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