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Augsburger Politikerin: Geburtstag bei den Grünen: Claudia Roth wird 60

Augsburger Politikerin

Geburtstag bei den Grünen: Claudia Roth wird 60

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    Claudia Roth feuert den FCA an, hier beim Spiel gegen Frankfurt 2010.
    Claudia Roth feuert den FCA an, hier beim Spiel gegen Frankfurt 2010. Foto: Ulrich Wagner

    An Claudia Roth scheiden sich die Geister: Vielen ist sie zu schrill und zu emotional, zu demonstrativ betroffen über die Missstände dieser Welt. Viele andere schätzen sie als geradlinig und glaubwürdig, als bunten Vogel im Politikbetrieb, als energische Kämpferin für Menschen- und Bürgerrechte. Am Freitag wird die Grünen-Politikerin 60 Jahre alt.

    Eng verbunden mit ihrer bayerischen Heimat

    Die gebürtige Ulmerin, deren Wahlkreis Augsburg-Mitte ist, wuchs in Babenhausen bei Memmingen auf. Sie arbeitete zunächst als Theater-Dramaturgin, in den 1980er Jahren war sie Managerin von "Ton Steine Scherben". "Ich will ich sein, anders kann ich nicht sein" - dieses Zitat aus einem Lied von Rio Reisers Anarcho-Rock-Band ist ihr Credo. Roth organisierte die Band-Auftritte und lebte einige Zeit in der "Scherben"-Kommune in Schleswig-Holstein.

    Noch immer ist sie eng verbunden mit ihrer bayerischen Heimat. Zu ihren Freunden zählt über die Parteigrenzen hinweg der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU). Zudem ist die Grünen-Politikerin begeisterter Fußballfan: Zuletzt jubelte sie mit Fanschal im Stadion über den Sieg des FC Augsburg beim FC Bayern München.

    1985: Alles begann als Pressesprecherin

    Seit drei Jahrzehnten steht Roth in den Diensten der Grünen, elf Jahre davon als Parteivorsitzende. "Zu meinen Primärtugenden gehört Treue", sagte sie einmal. Ihre Karriere begann 1985 ganz unspektakulär: Sie bewarb sich auf eine Annonce als Pressesprecherin für die Grünen-Bundestagsfraktion. Es folgten 30 Jahre, die sie letztendlich ins Bundestagspräsidium führten, wo Roth seit Ende 2013 eines der sechs Vizepräsidentenämter innehat.

    2012: Die "Nervensäge" erlebt eine Niederlage

    Selbst Etiketten wie "Mutter aller Nervensägen", wie die FAZ einmal schrieb, ärgern die streitbare Politikerin nicht. Im Gegenteil: Im Bundestagswahlkampf 2013 griff sie das Thema selbstironisch auf, eine Parteikampagne für mehr weibliche Mitglieder warb mit dem Spruch: "Wer nervt mehr als Claudia?" Bei der von ihr mit angestoßenen Urwahl zur Grünen-Spitzenkandidatur hatte Roth zuvor im November 2012 eine "herbe Klatsche" eingesteckt, wie sie es selbst formulierte. Gerade sie, die als so basisnah galt, fuhr das schlechteste Ergebnis ein, mit Jürgen Trittin gewann ein anderer Parteilinker. Und nicht nur das: Auch für Katrin Göring-Eckardt und Renate Künast stimmten mehr Grünen-Mitglieder.

    Claudia Roths politischer Steckbrief

    Politisch schloss sich Roth, die in der Nähe von Augsburg aufwuchs, zunächst den linksliberalen Jungdemokraten an. Nach ihrem Wechsel in die Grünen-Fraktionspressestelle 1985 folgte dann rasch ihr Aufstieg in der noch jungen Partei. 1989 zog Roth ins Europaparlament ein, wo sie sich als Menschenrechtsexpertin einen Namen machte. 1994 verteidigte sie ihr Mandat, diesmal als Spitzenkandidatin der Grünen.

    1998 kam Roth über die bayerische Landesliste in den Bundestag. In der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder (SPD) übernahm sie den Vorsitz des neu geschaffenen Bundestags-Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe.

    Anfang 2001 wurde Roth erstmals Grünen-Chefin und schied deshalb aus dem Bundestag aus. Weil sie ihr im September 2002 neu errungenes Parlamentsmandat nicht wieder aufgeben wollte, gab sie den Parteivorsitz ab - damals galt bei den Grünen noch die strikte Trennung von Amt und Mandat. Von 2004 bis 2013 konnte sie dann beide Funktionen parallel ausüben. (afp)

    Seit 2002 ist Roth erneut Mitglied des Deutschen Bundestages und dort stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss und im Unterausschuss Vereinte Nationen. Claudia Roth ist stets über die Landesliste Bayern in den Bundestag eingezogen. Ihr Wahlkreis ist Augsburg-Stadt.

    2013: Rückzug ins Bundestagspräsidium

    Danach spielte Roth mit Rückzugsgedanken, kandidierte aber schließlich doch erneut für den Grünen-Vorsitz. "Die Trauerzeit ist vorbei!", verkündete sie frohgemut in ihrer Bewerbungsrede auf dem Parteitag in Hannover, mit 88,5 Prozent wurde sie wiedergewählt. Auch dass die Delegierten sie zum Dank mit Bonbons bewarfen, war ganz nach ihrem Geschmack. Die Bundestagswahl im September 2013 endete für die Grünen mit unerwartet schwachen 8,4 Prozent. Die Parteispitze trat geschlossen zurück, Roth stellte sich nicht mehr zur Wiederwahl. Mit dem Wechsel ins Bundestagspräsidium erfolgte der bislang letzte Schritt einer langen Karriere, die ganz woanders begonnen hatte. afp

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