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Live-Journalismus: Augsburger Allgemeine Live: Sigmar Gabriel verteidigt AKK gegen Kritiker

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Augsburger Allgemeine Live: Sigmar Gabriel verteidigt AKK gegen Kritiker

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    Sigmar Gabriel sprach bei Augsburger Allgemeine Live im tim auch über die Entwicklung der SPD.
    Sigmar Gabriel sprach bei Augsburger Allgemeine Live im tim auch über die Entwicklung der SPD. Foto: Ulrich Wagner

    Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel hat die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer gegen Kritik an ihren Karnevalswitz zum dritten Geschlecht verteidigt. "Ich frage mich, ob wir vergessen haben, was der Begriff Narrenfreiheit heißt", sagte der SPD-Politiker unserer Redaktion. "Wenn wir jetzt anfangen im Fasching jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, dann wäre vor zehn, zwanzig Jahren die Hälfte der Politiker in Haft genommen worden", fügte Gabriel hinzu.

    Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel stärkt AKK den Rücken

    Ob man den Witz gut oder schlecht finde, darüber könne man immer streiten, aber er sei gegen eine öffentliche "Humorpolizei", kritisierte der frühere SPD-Vorsitzende. Der Streit um Kramp-Karrenbauers Bemerkung sei eine typische elitäre Debatte zwischen Politik und Medien, die weit entfernt von der Lebenswirklichkeit der normalen Menschen sei und damit zur Entfremdung zwischen Parteien und Wählern beitrage. "Wir müssen ein superglückliches Land sein, dass wir uns über so etwas aufregen", betonte der frühere Bundesaußenminister.

    Als SPD-Chef hat Sigmar Gabriel seine Genossen regelmäßig in den Wahnsinn getrieben. Zu impulsiv, zu direkt, zu undiplomatisch – so empfanden das zumindest viele Parteifreunde. Trotzdem oder gerade deshalb wurde der Mann mit der kurzen Zündschnur am (vorläufigen) Ende seiner politischen Karriere so populär wie nie.

    So waren auch die Tickets für unser Live-Interview mit dem Außenminister außer Dienst in kürzester Zeit ausverkauft. Und Gabriel enttäuscht das Publikum im Augsburger Textilmuseum nicht. Im Gespräch mit Chefredakteur Gregor Peter Schmitz und Politikredakteurin Margit Hufnagel erleben die gut 500 Zuschauer einen schlagfertigen "Politrentner", der gar nicht daran denkt, in die Rolle des zurückhaltenden Elder Statesman zu schlüpfen.

    Großes Comeback bei der SPD? Alles Märchen, sagt Gabriel

    Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Gerüchte, er arbeite längst hinter den Kulissen an einem Comeback auf der großen Bühne, verweist Gabriel ins Reich der Märchen. "Ich war acht Jahre Vorsitzender der SPD und das reicht auch – für alle Beteiligten", sagt er mit einem Augenzwinkern. Doch so ganz nimmt dem 59-Jährigen an diesem Abend wohl niemand ab, dass er tatsächlich abgeschlossen hat mit seinem Politikerleben in der ersten Reihe. Zumal er selbst zugibt, dass sogar seine Frau sicherheitshalber schon mal nachgefragt hat, ob er auch wirklich nicht auf dumme Gedanken komme. Gabriel scheint den erzwungenen Abschied von der Macht immerhin ganz gut verarbeitet zu haben. Sein Blickwinkel auf die Dinge ist längst ein anderer geworden.

    Er beklagt die wachsende Distanz zwischen den Parteien und der Bevölkerung. "Wenn Politik anfängt, sich völlig anders zu benehmen als der Rest der Leute, dann muss sie sich nicht wundern", sagt er. Dass Politiker etwa seit Tagen über einen verunglückten Witz der CDU-Chefin oder die Frage diskutieren, ob Kinder im Fasching noch als Indianer gehen dürfen, hält Gabriel für Quatsch. "Wir haben sie doch nicht mehr alle", schimpft er. Es gebe weit dringlichere Probleme zu lösen.

    Deutschland müsse beispielsweise mehr Verantwortung in Europa übernehmen, ohne den Eindruck zu vermitteln, dass andere missachtet werden. Er ärgert sich darüber, dass die Deutschen "die Chance vergeben", gemeinsam mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron Europa neu zu erfinden.

    Augsburger Allgemeine Live: Sigmar Gabriel ist außer Dienst - aber irgendwie auch nicht

    "Für uns wird es unbequemer", prophezeit Gabriel – und für einen Moment vergisst man fast, dass er gar nicht mehr Außenminister ist. Er warnt vor aggressiven chinesischen Investoren, die sich deutsche Firmen wie Kuka unter den Nagel reißen – und für einen Moment vergisst man fast, dass er gar nicht mehr Wirtschaftsminister ist. Er kritisiert, dass Mieten zum Spekulationsobjekt wurden – und für einen Moment vergisst man fast, dass er gar nicht mehr SPD-Chef ist.

    Sigmar Gabriel ist außer Dienst. Aber irgendwie eben auch nicht.

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