Nach dem Wahlkrimi aus der Nacht hängt die Entscheidung über den nächsten US-Präsidenten an wenigen umkämpften Bundesstaaten. In vielen der 50 Staaten gewinnt alle vier Jahre dieselbe Partei. Aber manche sind hart umkämpft: Ein Sieg von Amtsinhaber Donald Trump oder Herausforderer Joe Biden scheint nun vor allem an einigen wenigen größeren Bundesstaaten zu hängen.
Falls die Ergebnisse in einem davon extrem knapp ausfallen, könnte sich die Bekanntgabe des Resultats noch weiter verzögern. Staaten wie Pennsylvania nehmen Briefwahlunterlagen noch mehrere Tage lang an - wenn sie rechtzeitig abgeschickt wurden.
Hintergrund: Der US-Präsident wird nicht direkt gewählt. Die Stimmen der Wähler entscheiden über die Zusammensetzung eines Wahlkollegiums, das ihn letztlich kürt. Zum Sieg braucht ein Kandidat mindestens 270 der 538 Wahlleute. Wegen des Mehrheitswahlrechts kann ein Kandidat einen Bundesstaat und die dazugehörigen Wahlleute auch mit hauchdünner Mehrheit gewinnen - etwa mit wenigen Hundert Stimmen.
US-Wahl 2020: Enge Rennen in Nevada und Georgia
In Nevada führt Joe Biden knapp. Es wird erwartet, dass die fehlenden Briefwahl-Stimmen in seine Richtung gehen werden. Im Laufe des Freitags ist mit einem Ergebnis zu rechnen.
In Georgia lag Biden zwischenzeitlich deutlich hinten, hat mit der Auszählung der Briefwahl-Stimmen aber stark aufgeholt. Es ist gut möglich, dass er das Rennen in diesem Staat noch drehen kann. Auch hier fällt die Entscheidung wohl am Freitag.
Warten auf die Ergebnisse in Pennsylvania
In Pennsylvania werden noch Wahlbriefe berücksichtigt, die erst am Freitag eingehen. Wenn es am Ende auf diesen Staat ankommen sollte, muss wohl besonders lange auf das Ergebnis gewartet werden. Nachdem 95 Prozent der Stimmen ausgezählt waren, lag Trump am Freitagmorgen deutscher Zeit hauchdünn vor Biden.
Den Bundesstaat Arizona hatten US-Sender und die Nachrichtenagentur AP bereits Biden zugeschlagen. Doch auch wenn er vorne liegt, sind noch nicht alle Stimmen ausgezählt. Trumps Team hofft auf eine Wende in Arizona und Siege in Pennsylvania und Georgia. Dann käme der Präsident doch noch auf eine Mehrheit.
Joe Biden gewinnt Wisconsin
Im Biden zugesprochenen Wisconsin hatte dieser laut der vorläufigen vollständigen Zählung mit rund 20.000 Stimmen oder etwa 0,7 Prozentpunkte vorne gelegen. Die Republikaner kündigten an, eine Nachzählung zu beantragen - in früheren Jahren hatten sich dabei meist nur einige hundert Stimmen verschoben.
Die Auszählung zieht sich wegen des hohen Briefwahlanteils hin. Die Beglaubigung dieser Stimmen ist in den USA oft ein langwieriger Prozess, teils müssen Unterschriften einzeln mit denen des Wählerverzeichnisses verglichen werden. In den drei Staaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania hatte die republikanische Partei Bestrebungen gestoppt, Wahlumschläge schon vor dem Wahl-Dienstag zu öffnen. (AZ)
Stand: 6. November, 5.45 Uhr.
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