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Auf der Autobahn: An Tempolimits kann man sich gewöhnen

Auf der Autobahn

An Tempolimits kann man sich gewöhnen

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    An Tempolimits kann man sich gewöhnen
    An Tempolimits kann man sich gewöhnen

    Von Winfried Züfle Augsburg. Auch in unserem Nachbarland Schweiz gibt es die Forderung nach "Tempo 130". Der dortige Automobilclub ACS hat sie erhoben. Aber diese Geschwindigkeit wäre keine Einschränkung, sondern ein Mehr an Freiheit: Bisher gilt auf den eidgenössischen Autobahnen nämlich Tempo 120, auf Landstraßen sogar nur Tempo 80.

    Alle unsere Nachbarn haben sich mit Tempolimits, wie sie jetzt der Hamburger SPD-Parteitag für die deutschen Autobahnen verlangt hat, arrangieren müssen. Die Gewöhnung ist offenbar gelungen. In Österreich wurden vor kurzem im Auftrag des Autoclubs ÖAMTC Führerscheininhaber gefragt, welches Tempolimit sie sich wünschen. Für mehr als 160 km/h oder gar für die Abschaffung jedes

    Allerdings hätten es viele gerne etwas flotter als die 130 km/h, die derzeit erlaubt sind. 54 Prozent der Autofahrer, und zwar laut ÖAMTC "eher Männer, jüngere Autofahrer und Berufstätige", wünschten sich Limits zwischen 140 und 160 km/h. Dagegen gaben sich 37 Prozent mit Tempo 130 zufrieden. Doch in der Realität muss teilweise noch langsamer gefahren werden: Wenn die Feinstaubwerte zu hoch sind, gilt auf einigen Autobahnabschnitten Tempo 100. Betroffen ist unter anderem die Brenner-Autobahn.

    In allen Ländern Europas außer Deutschland ist die Autobahn-Raserei verboten. Oft sind 130 km/h erlaubt, wie sie jetzt die SPD fordert. Aber teilweise muss noch langsamer gefahren werden, wie eine Übersicht des Automobilclubs ADAC zeigt: In Norwegen droht ein Bußgeld bereits ab 90 km/h, in Schweden ab 110 km/h und in Großbritannien ab 112 km/h. Belgien, Finnland, Griechenland, Irland, Niederlande, Portugal, Schweiz, Serbien, Spanien und die Türkei haben das maximale Tempo auf 120 festgesetzt.

    Begründet werden Tempolimits mit einer Schonung von Umwelt und Klima. Aber was bringen sie tatsächlich? In der deutschen Diskussion wird von den Gegnern meist behauptet, das Limit senke den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) nur um ein Prozent, weil die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Autobahnen eh schon deutlich darunter liege. Dem widerspricht aber der Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Andreas Troge. Er sagte gestern im Deutschlandfunk, das Tempolimit von 120 km/h bringe eine CO2-Ersparnis von "neun Prozent bezogen auf die Fahrleistung der Pkw auf deutschen Autobahnen".

    Der UBA-Chef begründete sein Ja zum Tempolimit mit Zweifeln an der europäischen Automobilindustrie. Sie werde ihre Zusage, rasch die Benzineffizienz zu steigern, nicht einhalten, meinte er. Deswegen ergebe sich jetzt die Situation, "dass wir nur durch verhaltensbezogene Maßnahmen kurzfristig bis 2012 Effekte erreichen können".

    In der Politik formiert sich jedoch die Ablehnungsfront. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm bekräftigte gestern in Berlin das Nein von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Einführung eines allgemeinen Tempolimits von 130 Stundenkilometern auf deutschen Autobahnen. Der Abbau des schädlichen Kohlendioxids solle eher durch eine weitere Verbesserung der Verkehrsleitsysteme und der Motorentechnik erreicht werden.

    Halbherzig pro Tempolimit äußerte sich die Bayern-SPD: Sie will trotz Unzufriedenheit mit dem Beschluss des Bundesparteitags mit dem Thema in den Landtagswahlkampf 2008 ziehen. Dies stehe den Interessen der bayerischen Bürger nicht entgegen, sagte die bayerische Vize-Chefin Adelheid Rupp.

    Brauchen wir ein Tempolimit? Diskussion und Abstimmung unter

    augsburger-allgemeine.de/forum

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