Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Atomstreit: Iran: Wurden Öl-Exporte in die EU gestoppt?

Atomstreit

Iran: Wurden Öl-Exporte in die EU gestoppt?

    • |
    Öl-Anlagen im Iran: In der EU hängen Griechenland, Spanien und Italien am stärksten von Öl aus dem Iran ab.
    Öl-Anlagen im Iran: In der EU hängen Griechenland, Spanien und Italien am stärksten von Öl aus dem Iran ab. Foto: dpa

    Verwirrung um die Öl-Exporte des Iran: Das iranische Staatsfernsehen berichtete am Mittwoch, verschiedenen EU-Botschaftern in Teheran sei die Einstellung der Lieferungen mitgeteilt worden - im Sender Al-Alam wurde dies später dementiert. Der Iran kündigte an, die internationalen Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm wieder aufnehmen zu wollen.

    Dem Staatsfernsehen zufolge wurden die Botschafter von Italien, Griechenland, Frankreich, Portugal und den Niederlanden in Teheran einberufen. In getrennten Gesprächen sei ihnen der geplante Stopp der Lieferungen mitgeteilt worden.

    Iran: Öl-Lieferungen eingestellt?

    Der Sender Press-TV berichtete sogar, der Iran habe seine Lieferungen bereits eingestellt. Ein Diplomat aus einem der sechs Länder sagte der Nachrichtenagentur AFP dagegen, Ölexporte seien nicht angesprochen worden.

    Der arabischsprachige Fernsehsender Al-Alam berichtete später, der Leiter der Westeuropa-Abteilung im iranischen Außenministerium, Hassan Tadschik, habe sich mit den Botschaftern getroffen und ihnen mitgeteilt, "dass der Iran seine Ölverkäufe an Europa unterbrechen könnte". Er habe aber versichert, dass der Iran die Exporte "vorerst" nicht stoppen werde.

    Die EU-Kommission erklärte, eine Senkung der Öl-Verkäufe hätte keine großen Auswirkungen, da die Käufer in der EU bereits die Anbieter wechselten. "Öl ist etwas, das man auf den internationalen Märkten bekommen kann", erklärte eine Sprecherin von EU-Energiekommissar Günther Oettinger. Saudi-Arabien habe bereits eine Steigerung der Produktion angekündigt.

    EU: Ölembargo beschlossen

    Die EU hatte im Januar ein Ölembargo gegen den Iran beschlossen, das bis zum 1. Juli schrittweise in Kraft tritt. Damit soll der Druck auf Teheran erhöht werden, sein umstrittenes Atomprogramm aufzugeben. Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel seines zivilen Atomprogramms am Bau einer Bombe zu arbeiten. Der Iran weist dies zurück.

    Iran: Reaktor mit Brennstäben bestückt

    Staatlichen Medienberichten zufolge bestückte der Iran am Mittwoch einen Forschungsreaktor mit den ersten selbstproduzierten Brennstäben. In der Atomanlage in Natans wurden Medienberichten zufolge zudem neue Zentrifugen aus iranischer Produktion in Betrieb genommen. Staatschef Mahmud Ahmadinedschad ordnete darüber hinaus den Bau von vier neuen Forschungsreaktoren an, die demnach medizinischen Zwecken dienen sollen.

    Werden Atomgespräche wieder aufgenommen?

    Trotz der verkündeten Atom-Fortschritte will der Iran die sogenannten Sechsergespräche mit den fünf UN-Vetomächten und Deutschland wieder aufnehmen. Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton bestätigte den Eingang eines Schreibens des iranischen Chefunterhändlers Said Dschalili zur Wiederaufnahme der Gespräche. Der genaue Inhalt des Briefes werde derzeit geprüft. (afp, AZ)

    Wie der Konflikt um Irans Atomprogramm 2011 eskalierte

    Viele Länder vermuten, dass der Iran heimlich an Atomwaffen baut. Teheran bestreitet das und pocht auf sein Recht auf Kernenergie. Im Januar 2011 scheitern die Gespräche über Irans Atomprogramm. Zum Jahresende spitzt sich der Konflikt zu:

    8. November: Der Iran hat laut einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA vermutlich an der Entwicklung der Atombombe gearbeitet. Teheran weist das zurück. Mehrere Länder fordern, die Sanktionen gegen den Iran zu verschärfen - darunter auch Deutschland.

    18. November: Der IAEA-Gouverneursrat setzt Teheran eine letzte Frist bis Ende März 2012, alle Fragen im Atomstreit zu beantworten. Der Iran antwortet mit der Ankündigung eines Luftabwehrmanövers.

    21. November: Großbritannien bricht sämtliche Verbindungen zu iranischen Banken ab. Diese spielten eine zentrale Rolle für die Finanzierung des Atomprogramms, heißt es.

    28. November: Die Bundesregierung setzt sich für einen Stopp aller Ölimporte aus dem Iran in die EU ein. Ein solches Embargo könnte nach Angaben von Diplomaten schon Anfang 2012 in Kraft treten.

    29. November: Aus Protest gegen britische Sanktionen und den Tod eines Atomwissenschaftlers stürmen iranische Studenten das Gelände der britischen Botschaft in Teheran.

    30. November: Großbritannien weist sämtliche Diplomaten und Mitarbeiter der iranischen Botschaft in London aus. Im Gegenzug verweist der Iran britische Diplomaten des Landes und warnt den Westen vor einem Militärschlag. Deutschland und die Niederlande rufen ihre Botschafter aus Teheran zurück.

    1. Dezember: Angebliche Pläne des Irans für Anschläge auf US- Streitkräfte in Deutschland sorgen für Wirbel. Sie haben aber offenbar keine Grundlage. Die 27 EU-Außenminister beschließen, ein Verbot von Öleinfuhren aus dem Iran vorzubereiten. Das Finanzsystem des Landes soll vom Westen abgeschnitten werden.

    2. Dezember: Trotz Bedenken des Weißen Hauses stimmt der US-Senat für neue Sanktionen gegen die Teheraner Zentralbank. Unternehmen oder Geldhäusern, die mit der iranischen Notenbank zusammenarbeiten, soll der Zugang zum US-Markt verwehrt werden.

    14. Dezember: Die iranische Regierung dementiert Berichte, sie wolle bei Manövern die Straße von Hormus für Öltransporte sperren. Das war zuvor von iranischen Abgeordneten angekündigt worden.

    24. Dezember: Der Iran beginnt Seemanöver im Persischen Golf. Das Außenministerium erklärt, im Kriegsfalle könne die Straße von Hormus gesperrt werden.

    27. Dezember: Vizepräsident Mohammed Reza Rahimi erweitert die Blockadedrohung auf den Fall neuer Sanktionen: «Wenn sie (der Westen) Sanktionen gegen iranisches Öl verhängen, wird kein Tropfen Öl mehr durch die Straße von Hormus gelassen.» Die USA wiederholen daraufhin ihre Drohung mit neuen Sanktionen im Atomstreit mit Teheran.

    28. Dezember: Die US-Marine betont ihre «robuste Präsenz» im Persischen Golf und erklärt die Freiheit der Meere für unerlässlich.

    30. Dezember: Der Iran kündigt den Test von «Langstreckenraketen» an. Es geht um Mittelstreckenraketen bis 2000 Kilometer Reichweite, die alle US-Militäreinrichtungen am Golf erreichen können. Die USA geben die geplante Lieferung von Abfangraketen an die Vereinigten Arabischen Emirate bekannt. Zuvor hatten die USA schon Saudi-Arabien die Lieferung von 84 Kampfflugzeugen des Typs F-15 zugesagt.

    31. Dezember: Der Iran erklärt sein Interesse an einer Wiederaufnahme der Atomgespräche. Die EU reagiert zurückhalten. US-Präsident Obama unterzeichnet unter Protest den Militärhaushalt, der Sanktionen gegen die iranische Zentralbank vorsieht, die die iranischen Ölgeschäfte lahmlegen sollen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden