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Atomkraftgegner bilden 120-Kilometer-Menschenkette

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Atomkraftgegner bilden 120-Kilometer-Menschenkette

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    Atomkraftgegner bilden 120-Kilometer-Menschenkette
    Atomkraftgegner bilden 120-Kilometer-Menschenkette Foto: DPA

    Die 120 Kilometer lange Schlange reichte vom Atomkraftwerk in Brunsbüttel entlang der Elbe durch Schleswig-Holstein und Hamburg bis zum Meiler Krümmel in Geesthacht. Der Veranstalter "KettenreAktion" sprach wie auch zunächst die Polizei von 120 000 Teilnehmern - später reduzierte die

    Zeichen gegen Atompolitik von schwarz-gelb

    Die Demonstranten wollten damit zwei Tage vor dem 24. Jahrestag des Reaktorunglücks von Tschernobyl ein Zeichen gegen die Atompolitik der schwarz-gelben Bundesregierung setzen. Große Teile von FDP und CDU/CSU sowie die großen Energiekonzerne fordern, die Atomkraftwerke in Deutschland deutlich länger am Netz zu lassen, als im Atomkonsens festgelegt. Möglicherweise kommt es statt wie bisher geplant bis 2022 erst bis zum Jahr 2050 zum kompletten Atomausstieg.

    Atmosphäre wie bei einem Straßenfest

    Mehrere hundert Beamte waren bei der Menschenkette im Einsatz. Alles blieb friedlich, es kam aber zu Verkehrsbehinderungen. "Wenn das Thema nicht so ernst wäre, könnte man von einem Straßenfest sprechen", sagte Jessica Wessel vom Landespolizeiamt Schleswig- Holstein. Die Demonstranten kamen nach Angaben der Veranstalter mit drei Sonderzügen und 240 Bussen aus ganz Deutschland zu 124 Sammelpunkten.

    "Wir sind wieder da, bunter und vielfältiger als jemals zuvor", sagte der Sprecher des Trägerkreises, Jochen Stay. "Wir lassen jetzt nicht mehr locker. Wenn die Bundesregierung an ihrem Atom-Kurs festhält, wird die neue Protest-Bewegung weiter zulegen." Die Pannen- Reaktoren Krümmel und Brunsbüttel müssten jetzt endgültig stillgelegt werden, forderte er. Beide Kraftwerke stehen nach mehreren Pannen seit 2007 fast ununterbrochen still - Betreiber Vattenfall rechnet nicht damit, dass sie noch 2010 wieder ans Netz gehen können.

    Auch Politprominenz reiht sich in Kette ein

    Auf dem Hamburger Rathausmarkt reihte sich der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, ein. "Es hat auch was damit zu tun, dass man als Familienvater seinen Beitrag dazu leisten möchte, dass diese unbeherrschbare Technologie so schnell wie möglich vom Erdboden verschwindet". Özdemir wertete die Aktion auch als Signal für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 9. Mai. "Über die Mehrheit im Bundesrat haben wir eine Chance, mehr Atommüll, mehr Unsicherheit, mehr Atomenergie zu verhindern."

    In Geesthacht (Kreis Herzogtum-Lauenburg) bildeten Atomkraftgegner aus dem Wendland das östliche Ende der Kette am Meiler Krümmel. In sieben Orten an der Strecke gab es anschließend Veranstaltungen mit Musik von Künstlern wie Jan Delay oder Microphone Mafia.

    Gabriel: Längere Laufzeiten sind Wahnsinn

    In Elmshorn (Kreis Pinneberg) reihten sich der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel und der Grünen-Politiker Jürgen Trittin ein. "Längere Laufzeiten für Kernkraftwerke sind arbeitspolitischer und energiepolitischer Wahnsinn", sagte Gabriel. Sie würden Arbeitsplätze vernichten und den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland blockieren. "SPD und Grüne stehen weiterhin zu dem von ihnen gemeinsam beschlossenen Ausstiegsprogramm.". Die Menschenkette sei ein unübersehbares Zeichen gegen die Atompolitik der Bundesregierung.

    Die Grünen-Politikerin Christa Goetsch, die als Schulsenatorin in Hamburg in einer Koalition mit der CDU regiert, unterstrich die Notwendigkeit des Protests gegen Laufzeitverlängerungen: "Für mich ist die Menschenkette eine ganz wichtige Demonstration zu zeigen, (...) dass es ein Wahnsinn ist, was da gerade in Berlin geplant wird. Man kann nicht genug protestieren dagegen."

    Die Menschenkette blieb nicht die einzige Aktion der Anti-Atom- Bewegung am Samstag. Mehr als 10 000 Menschen demonstrierten im hessischen Biblis.

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