Schon im September hatte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi zur offiziellen Prognose der Bundesregierung gesagt: "An 800.000 Flüchtlinge im Jahr 2015 glaubt kein Mensch mehr. Tatsächlich wurde die Zahl schon bis Ende Oktober fast erreicht. Laut Bundesinnenministerium gab es bis dahin nämlich 758.000 Registrierungen über das Datensystem Easy.
Und das sind nur die offiziellen Zahlen. Das Innenministerium räumt selbst ein, dass die tatsächlichen höher liegen müssen."Viele der Flüchtlinge werden schon vor der EASY-Registrierung auf die Länder verteilt und wohnen bereits in Einrichtungen der Länder und Kommunen", erklärt ein Sprecher. Die sind in dieser Statistik noch nicht erhalten.
Rechnerisch ist die Prognose von 800.000 Flüchtlingen schon überschritten
Im November hat der Flüchtlingsstrom nicht nachgelassen. Laut Bundespolizei kamen in den vergangenen Wochen jeden Tag ungefähr 5000 bis 6000 Flüchtlinge allein nach Bayern, die dann auf ganz Deutschland verteilt wurden. Rechnerisch wäre die Prognose der Bundesregierung damit bereits übertroffen. Eine neue Vorhersage gibt es allerdings nicht.
Auch das Bayerische Innenministerium möchte keine treffen. "Wenn ich die aktuellen Zahlen aufs Jahr hochrechne, komme ich auf über zwei Millionen", sagt Sprecher Oliver Platzer. Doch das eigne sich nicht als Prognose. "Über 24 Stunden hinaus lässt schwer vorhersagen, wie viele Flüchtlinge in Zukunft kommen", führt er aus. Es ließe sich auch nicht abschätzen, wie stark sich der nahende Wintereinbruch auf den Zustrom auswirke.
Pro Asyl: Mit Zahlen lassen sich Stimmungen erzeugen
Pro Asyl warnt allgemein vor Prognosen. Das gelte auch für die 1,5 Millionen, die aus einem internen Bericht der Bundesregierung hervorgehen sollen. Die Zahl der eingereisten oder registrierten Flüchtlinge sage außerdem nicht darüber aus, wie viele am Ende tatsächlich bleiben. Denn Deutschland liege am Ende der Balkanroute und diene vielen zur Durchreise.
Am Ende sieht Pro Asyl in den verschiedenen Zahlen politische Instrumente. Ein Sprecher sagt: "Damit lassen sich Stimmungen in der Bevölkerung erzeugen - richtig belastbar sind sie aber selten."