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Aschaffenburg: Versuchter Anschlag bei Paris: Iranischer Diplomat in Bayern festgenommen

Aschaffenburg

Versuchter Anschlag bei Paris: Iranischer Diplomat in Bayern festgenommen

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    Die Tankstelle der Rastanlage Spessart Süd. Hier wurde der iranische Diplomat festgenommen. Die Ratstätte war kurzzeitig abgesperrt.
    Die Tankstelle der Rastanlage Spessart Süd. Hier wurde der iranische Diplomat festgenommen. Die Ratstätte war kurzzeitig abgesperrt. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Die belgische Polizei hat ein Ehepaar festgenommen und damit wohl einen Terroranschlag in Frankreich vereitelt. Die Verdächtigen waren im Auto unterwegs und hatten eine Bombe im Kofferraum. Ziel sei wohl eine Versammlung von 25.000 Exil-Iranern bei Paris gewesen. In

    Iranischer Diplomat in Bayern festgenommen: Verbindung zum versuchten Terroranschlag

    An der Autobahnraststätte "Spessart Süd" bei Aschaffenburg wurde ein iranischer Diplomat verhaftet. Er soll mit dem Ehepaar in Verbindung stehen, dass einen Terroranschlag auf Exil-Iraner bei Paris geplant hatte. In Wien, wo der Diplomat stationiert war, bestellte die Regierung Irans Botschafter ein. 

    Der Iraner war am Sonntag auf Grund eines europäischen Haftbefehls auf der Raststätte der A 3 festgenommen worden. Die Anlage war wegen Verdachts auf Sprengstoff zeitweise gesperrt. Am Montag berichtete dann die Brüsseler Staatsanwaltschaft vom vereitelten Anschlag bei Paris. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft berichtete auch von einem an der Botschaft in Wien stationierten iranischen Diplomaten, der in Deutschland zu dem Fall befragt worden sei. Am Dienstag bestätigte ein Sprecher offiziell: Es handelt sich um den Mann von der Autobahnraststätte, den 46-jährigen Assadollah A., der der bayerischen Polizei bei einer Fahndungskontrolle ins Netz ging.

    Versuchter Terroranschlag: Österreich will Assadollah A. den Diplomatenstatus aberkennen

    Österreich will dem Mann binnen 48 Stunden seinen Diplomatenstatus aberkennen, wie das Außenamt am Dienstag der österreichischen Nachrichtenagentur APA in Wien mitteilte. Wegen des Falles sei der iranische Botschafter ins Außenministerium in Wien zitiert worden, sagte ein Sprecher. "Wir haben den Entsendestaat ersucht, die Immunität des iranischen Diplomaten aufzuheben." 

    Der Mann konnte in Deutschland festgenommen werden, weil ihn der Diplomatenstatus nur in dem Land vor Strafverfolgung schützt, wo er stationiert ist. Er könnte nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bamberg demnächst nach Belgien ausgeliefert werden. 

    Terroranschlag bei Paris vereitelt: Ziel war eine im Iran verbotene Organisation

    Ziel der Attentatspläne war den Angaben zufolge eine Veranstaltung der im Iran verbotenen Organisation "Volksmudschahedin" am vergangenen Samstag in Villepinte bei Paris. Die Exil-Iraner demonstrieren dort Jahr für Jahr gegen die Regierung in Teheran. Die Veranstalter vom "Nationalen Widerstandsrat Iran" vermuten das iranische "Mullah-Regime" hinter dem Anschlagsversuch.

    Irans Außenminister Mohamed Dschawad Sarif äußerte Zweifel an den Berichten über den geplanten Anschlag. "Wie praktisch: Gerade als wir zu einem Präsidentenbesuch (Schweiz, Österreich) nach Europa aufbrechen, wird eine angebliche iranische Operation aufgedeckt und werden zwei (Iraner) verhaftet", schrieb der Chefdiplomat auf Twitter. Den Vorfall und dessen Verbindung zum Iran bezeichnete er als dubios. Teheran sei jedoch trotzdem bereit, bei der Aufklärung des Falles mit den relevanten Behörden zusammenzuarbeiten.

    Ruhani war am Dienstag zu politischen Gesprächen in der Schweiz. Er will bei seinen Treffen den von den USA bekämpften Atomdeal retten und um wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Teheran werben.

    Wegen des versuchten Terroranschlags in Frankreich wurden die Verdächtigen verhaftet

    In Brüssel wurden die beiden Verdächtigen gestoppt. Sie hätten laut Polizei etwa 500 Gramm des Sprengstoffs TATP mit Zündvorrichtung im Auto gehabt, die inzwischen kontrolliert gesprengt wurden.

    Ein Ermittlungsrichter habe gegen den 38-jährigen Mann und die 33-jährige Frau mit iranischen Wurzeln Haftbefehl wegen eines versuchten Terroranschlags und anderer Delikte erlassen. Die Polizei Antwerpen habe zudem am Samstag fünf Gebäude in verschiedenen Gemeinden durchsucht. Ergebnisse dieser Razzien könnten noch nicht genannt werden, hieß es.

    Chronologie des Terrors in Frankreich

    7. Januar 2015: Beim Attentat auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» sterben in Paris zwölf Menschen. Zu dem Anschlag bekennt sich ein Ableger der Terrororganisation Al-Kaida. Ein dritter Täter erschießt eine Polizistin und nimmt in einem jüdischen Supermarkt Geiseln, von denen er vier erschießt, bevor er selbst von der Polizei getötet wird. Er hatte sich zuvor zur Terrormiliz IS bekannt.

    19. April: Nach der Ermordung einer Frau in Villejuif bei Paris wird ein Student festgenommen. Der 24-Jährige mit Kontakt nach Syrien soll mit einem Waffenarsenal aus Kalaschnikow-Sturmgewehren, Pistolen und Revolver Anschläge auf Kirchen geplant haben.

    26. Juni: Ein 35-jähriger Islamist wird überwältigt, als er in einem Industriegas-Werk in Saint-Quentin-Fallavier bei Lyon eine Explosion verursachen wollte. Er hatte zuvor seinen Arbeitgeber enthauptet und den Kopf mit zwei Islamistenflaggen auf den Fabrikzaun gesteckt.

    21. August: Ein 25-jähriger Islamist wird im Thalys-Schnellzug Brüssel-Paris bei einem Anschlagversuch mit einem Schnellfeuergewehr von Fahrgästen überwältigt. Zwei Zuginsassen werden verletzt.

    13. November: Bei einer koordinierten Anschlagsserie in Paris töten IS-Extremisten 130 Menschen. In der Konzerthalle «Bataclan» richten sie ein Massaker an, Bars und Restaurants werden beschossen, am Stade de France sprengen sich während des Fußball-Länderspiels Frankreich-Deutschland drei Selbstmordattentäter in die Luft.

    18. November: Bei einem Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis bei Paris nimmt die Polizei sieben mutmaßliche Komplizen der Attentäter fest. Drei weitere Verdächtige kommen ums Leben, wie sich später herausstellt - einer ist der gesuchte Abaaoud.

    7. Januar 2016: Am Jahrestag der Anschläge auf «Charlie Hebdo» schießen Polizisten vor einem Pariser Kommissariat einen Mann nieder. Er war mit einem Messer bewaffnet und trug die Attrappe einer Sprengstoffweste.

    24. März 2016: Ermittler nehmen einen 34-jährigen Franzosen fest und finden in einer von ihm angemieteten Wohnung im Pariser Vorort Argenteuil ein großes Waffenarsenal, unter anderem mit fünf Kalaschnikow-Sturmgewehren, einer Maschinenpistole und Sprengstoff. Nach Ansicht der Ermittler gehörte der Festgenommene zu einem Terrornetzwerk, das kurz vor einem schweren Anschlag stand.

    14. Juni 2016: Ein Mann ersticht in Magnanville im westlichen Umland von Paris einen Polizisten und verschanzt sich in dessen Haus, wo später auch die Lebensgefährtin des Opfers tot aufgefunden wird. Die Polizei stürmt das Gebäude und erschießt den Täter, der sich zuvor zum IS bekannt hatte. Vor dem Hintergrund der laufenden Fußball-EM hatten zahlreiche Behörden immer wieder vor der hohen Terrorgefahr in Frankreich gewarnt.

    14. Juli 2016: Bei einem Anschlag am französischen Nationalfeiertag sind in der Hafenstadt Nizza mindestens 80 Menschen getötet worden. Zahlreiche weitere wurden verletzt, als ein Lastwagen durch eine feiernde Menschenmenge raste. (dpa)

    (AZ, dpa)

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