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Armut: Armut nimmt in der Coronakrise zu in Deutschland

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Armut nimmt in der Coronakrise zu in Deutschland

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    Die Armut und soziale Ungleichheit in Deutschland nimmt zu. In Bayern ist die Armutsquote im bundesweiten Vergleich dabei am niedrigsten.
    Die Armut und soziale Ungleichheit in Deutschland nimmt zu. In Bayern ist die Armutsquote im bundesweiten Vergleich dabei am niedrigsten. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

    Am Freitag veröffentlichte der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) seinen diesjährigen Armutsbericht. Laut dem aktuellen Bericht verzeichnet die Armutsquote in Deutschland mit 15,9 Prozent - das entspricht rechnerisch circa 13,2 Millionen Menschen - einen neuen Höchststand. Im bundesweiten Vergleich ist der Anteil der armutsgefährdeten Bürgern in Bayern mit knapp 12 Prozent geringer als in allen anderen Bundesländern. Das ist im Zuge der Corona-Pandemie aber dennoch alarmierend, warnt der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband. Die soziale Ungleichheit und die Armut dürften mit der Corona-Krise laut dem Verband in nächster Zeit eher noch zunehmen.

    Knapp 12 Prozent der Menschen in Bayern gelten als arm

    Nach der Definition des Wohlfahrtsverbandes ist jeder arm, der weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens für Wohn- und Lebenshaltungskosten zur Verfügung hat. Beispielsweise würde das für einen Alleinstehenden mit weniger als 1074 Euro monatlich zutreffen - und zwar bundesweit und unabhängig davon, wo er lebt und Miete zahlt. Arm wären nach dieser Definition in Bayern 11,9 Prozent und in Deutschland 15,9 Prozent der Bürger. In Bremen wäre dahingehend sogar jeder vierte Einwohner arm.

    Armutsgeografisch zerfällt Deutschland laut dem Wohlfahrtsverband dabei in zwei Teile. Aus dem Armutsbericht lässt sich entnehmen, dass im gut gestellten Süden Bayern und Baden-Württemberg eine gemeinsame Armutsquote von 12,1 Prozent aufweisen. Der Rest Deutschlands, vom Osten über den Norden bis in den Westen, kommt zusammen dagegen auf eine Quote von 17,4 Prozent. Es lässt sich somit feststellen, dass außerhalb von Bayern und Baden-Württemberg durchschnittlich mehr als jeder Sechste unterhalb der Armutsgrenze lebt.

    Alleinerziehende, Arbeitslose und kinderreiche Familien sind laut dem aktuellen Armutsbericht in Deutschland besonders stark von Armut betroffen.
    Alleinerziehende, Arbeitslose und kinderreiche Familien sind laut dem aktuellen Armutsbericht in Deutschland besonders stark von Armut betroffen. Foto: picture alliance / ZB (dpa)

    München ist Region mit niedrigster Armutsquote in Bayern

    In Bayern bezogen laut dem paritätischen Armutsbericht 2019 nur 3,7 Prozent der Bürger Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II. Das ist der niedrigste Wert seit Jahren, so der Verband. In Hof lag die Quote bei 13,9 Prozent, im Unterallgäu bei 1,4 in Eichstätt und Ansbach bei 1,5 Prozent. Im bundesweiten Vergleich ist nach dieser Definition München die Region mit der niedrigsten Armutsquote, gefolgt vom Oberland, von Ingolstadt, Südost-Oberbayern, Hochrhein-Bodensee und Landshut.

    Das problematischste Bundesland bleibt mit Blick auf Armutsdichte und Dynamik Nordrhein-Westfalen, so der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband. Aus dem Armutsbericht lässt sich entnehmen, dass seit 2006 die Armutsquote in dem bevölkerungsreichen Bundesland zweieinhalbmal so schnell gewachsen ist wie die gesamtdeutsche Quote.

    Geringfügig Beschäftigte und junge Menschen stark von Armut betroffen

    Besonders betroffen von Armut seien geringfügig Beschäftigte und junge Menschen, die aktuell vor allem coronabedingt von wachsender Arbeitslosigkeit betroffen seien, so der Wohlfahrtsverband. Außerdem macht der Bericht deutlich, dass bei allen ohnehin seit Jahren besonders von Armut betroffenen Gruppen - wie beispielsweise Alleinerziehenden, Arbeitslosen und kinderreichen Familien - die Armut von 2018 auf 2019 noch einmal zugenommen habe.

    In Bezug auf die aktuellen Ergebnisse des Berichts und einer vermuteten Verschärfung der Situation durch die Corona-Pandemie fordert der Verband sofortige Maßnahmen. Konkret sei die bedarfsgerechte Anhebung der Leistungen in Hartz IV und in der Grundsicherung für alte Menschen sowie für Asylbewerber nötig. Außerdem plädiert der Verband für die Einführung einer Kindergrundsicherung und für Reformen von Arbeitslosen- und Rentenversicherung. (mit dpa/lby)

    Wie trifft die Corona-Krise Jugendliche? Hören Sie sich dazu unseren Podcast von Juni 2020 aus der Reihe "Augsburg, meine Stadt" an:

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