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Antisemitismus: Angreifer nach Gürtel-Attacke gegen Israeli zu Arrest verurteilt

Antisemitismus

Angreifer nach Gürtel-Attacke gegen Israeli zu Arrest verurteilt

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    Der Angeklagte im Gerichtssaal des Amtsgerichts Tiergarten. Der aus Syrien stammende Angeklagte ist zu vier Wochen Arrest verurteilt worden.
    Der Angeklagte im Gerichtssaal des Amtsgerichts Tiergarten. Der aus Syrien stammende Angeklagte ist zu vier Wochen Arrest verurteilt worden. Foto: Paul Zinken (dpa)

    Zwei Monate nach dem Gürtel-Angriff auf einen Kippa tragenden Israeli in Berlin ist ein 19-Jähriger wegen Beleidigung und Körperverletzung schuldig gesprochen worden. Das Amtsgericht Tiergarten verhängte am Montag einen Arrest von vier Wochen gegen den Syrer nach Jugendstrafrecht. Zudem wird er für ein Jahr unter Erziehungsaufsicht gestellt. Der Arrest gilt wegen der Untersuchungshaft als verbüßt. Der Verurteilte kommt frei. 

    Laut Urteil hatte der Syrer den jungen Israeli mit einem Hosengürtel mehrmals geschlagen sowie auch dessen Freund beschimpft. Beide waren am 17. April im Stadtteil Prenzlauer Berg mit Kippa unterwegs.

    Die Attacke hatte eine Welle der Solidarität ausgelöst

    Der Israeli hatte die Schläge gefilmt und die Aufnahme ins Netz gestellt. Zu sehen ist, wie ein Mann wütend und hasserfüllt mit einem Gürtel auf den Filmenden einschlägt und auf Arabisch "Jude" ruft. Die Attacke hatte über Deutschland hinaus Bestürzung und zugleich eine Welle der Solidarität ausgelöst. Der junge Israeli ist nach eigener Aussage nicht jüdisch, aber unter Juden aufgewachsen. 

    Der Flüchtling hatte die Schläge mit dem Gürtel zugegeben, in seinem Schlusswort aber die Tat bereut. Antisemitische Motive hatte er im Prozess bestritten. Er habe sich im Recht gefühlt, weil er zuerst beschimpft und beleidigt worden sei. Zudem habe er Drogen genommen. Der junge Israeli sagte hingegen aus, er habe mit dem Angreifer kein Wort gewechselt.  

    Der Student der Tiermedizin fühlt sich nach eigener Aussage bis heute unsicher in Berlin. "Ich würde die Kippa nicht wieder aufsetzen, wenn ich allein bin", sagte der 21-Jährige als Zeuge. Adam A. erlitt Schmerzen an Bauch und Beinen, eine Lippe platzte auf.

    Zeuge: Hätte nicht gedacht, dass es so gefährlich ist, mit Kippa durch Berlin zu gehen

    Dessen Begleiter sagte ebenfalls als Zeuge, er habe nicht gedacht, dass es so gefährlich sei, mit Kippa durch Berlin zu gehen. Das sei kein Experiment gewesen. Er und sein Freund trugen demnach die Kopfbedeckungen, weil sie einen Bekannten mit jüdischen Wurzeln besuchen wollten, so der 24-Jährige. Er war weggerannt. 

    In mehreren deutschen Städten gab es nach dem Angriff Solidaritätskundgebungen. Viele Menschen trugen die traditionelle Kopfbedeckung jüdischer Männer, die kleine runde Stoffkappe. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich betroffen.

    Antisemitismusbeauftragter begrüßt das Urteil

    Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat das Urteil im Kippa-Prozess in Berlin begrüßt. "Ich begrüße, dass das Urteil relativ zeitnah ergangen ist", sagte Klein der Nachrichtenagentur AFP am Montagabend. "Das Urteil zeigt: Wer sich antisemitisch betätigt oder äußert, steht außerhalb der Gesellschaft und muss mit den Konsequenzen des Rechtsstaats rechnen." (dpa, afp)

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