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Ansturm: Zehntausende wollen „Bufdis“ werden

Ansturm

Zehntausende wollen „Bufdis“ werden

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    Der Bundesfreiwilligendienst ist gut angelaufen. Allerdings sind viele Bufdis lieber in der Kita als im Pflegeheim tätig. (Foto: Friso Gentsch) dpa
    Der Bundesfreiwilligendienst ist gut angelaufen. Allerdings sind viele Bufdis lieber in der Kita als im Pflegeheim tätig. (Foto: Friso Gentsch) dpa

    Berlin/Augsburg Alle Prognosen haben sich als falsch erwiesen: Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) ist ein Renner – Kritiker hatten ihm zum Start am 1. Juli 2011 ein Fiasko vorausgesagt. Der Erfolg kam derart überraschend, dass er unerwartete Probleme mit sich bringt. So gibt es weit mehr Menschen, die sich als „Bufdis“ engagieren wollen, als Plätze vorhanden sind. Nun wird darum gestritten, ob der Staat Geld für weitere Stellen bereitstellen soll.

    Die Zahlen sprechen für sich: Nach Auskunft des Bundesfamilienministeriums sind aktuell 34000 BFD-Plätze vergeben – 35000 Plätze werden finanziert. Das Ministerium rechnet mit 60000 Bewerbern. Der Ansturm war am Mittwoch gar Thema im Bundeskabinett. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe den Erfolg des BFD gelobt. Der Wegfall des Zivildienstes sei durch den neuen Dienst bereits komplett kompensiert, sagte Seibert. Die Frage einer Aufstockung der Finanzierung sei im Kabinett nicht angesprochen worden.

    Der Bund fördert alle Freiwilligendienste mit 346,4 Millionen Euro. 253,8 Millionen gehen an den BFD, insgesamt 92,6 Millionen an das Freiwillige Soziale Jahr und das Ökologische Jahr. „Einige der Bewerber werden in der Tat wahrscheinlich nicht angenommen werden können“, sagte der Beauftragte für den BFD, Jens Kreuter, unserer Zeitung. „Die Stellen sind da. Eine Deckelung wäre extrem schade. Jeder weitere Euro wäre eine Investition in den Zusammenhalt unserer Gesellschaft“, erklärte Gerhard Timm, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege. Mitglieder in der Arbeitsgemeinschaft sind Spitzenverbände wie das Rote Kreuz, die Caritas oder die Diakonie.

    Doch Timm ist skeptisch, ob es wirklich mehr Geld aus Berlin gibt. Dennoch unterstützt er den Vorstoß des CDU-Familienexperten Markus Grübel. Der Bundestagsabgeordnete fordert weitere 100 Millionen Euro aus der Staatskasse. „Damit würde es jedem Freiwilligen ermöglicht, sich soziale Kompetenz fürs Leben anzueignen.“

    Grübel hat bereits mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gesprochen: „Er hat mir wohlwollend zugehört, aber auf die Priorität des Schuldenabbaus hingewiesen.“ Die Angelegenheit liege nun bei den Staatssekretären. Aufgeben will Grübel nicht, wie er unserer Zeitung versicherte. Das Problem ist, dass der Bundestag über eine Aufstockung der Mittel per Nachtragshaushalt beschließen müsste. Dies könnte aber neue Begehrlichkeiten wecken.

    Jens Kreuter rät Bewerbern für die drei Freiwilligendienste  schon mal, Geduld aufzubringen: „Ab September 2011 werden die Plätze frei, die im Jahr zuvor besetzt wurden.“

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