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Ansprache: "Merkels Ruhe ist Merkels Kraft": Die Pressestimmen zur Rede der Kanzlerin

Ansprache

"Merkels Ruhe ist Merkels Kraft": Die Pressestimmen zur Rede der Kanzlerin

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    Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Bundespressekonferenz: Ihre Ansprache spaltet die Presse.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Bundespressekonferenz: Ihre Ansprache spaltet die Presse. Foto: Wolfgang Kumm (dpa)

    Nachdem sie ihren Urlaub unterbrochen hat, meldet sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der Sommer-Pressekonferenz wieder zu Wort. Dort erklärt sie nicht nur, Deutschland befinde sich im Krieg gegen den IS, sondern legte auch einen Neun-Punkte-Plan als Reaktion auf die Terroranschläge in Bayern vor (lesen Sie hier mehr dazu). Die Presse reagiert gemischt auf ihren Auftritt in Berlin. Hier sind die Stimmen:

    "Angesichts einer aufgeregten öffentlichen Debatte tut es dann doch gut, wenn die Regierungschefin sich um Differenzierung bemüht - wie gestern bei ihrem Auftritt vor der Bundespressekonferenz. Vielleicht gefällt ihre gestrige Botschaft nicht jedem, aber niemand wird ihr vorwerfen können, sich weggeduckt zu haben. Ihr Signal an die Bürger ist ein doppeltes: Der Staat muss das Menschenmögliche tun, um die Sicherheit im Land zu gewährleisten. Aber er muss dies in einer Weise tun, die die Grundwerte unserer Gesellschaft nicht in Frage stellt." Stuttgarter Zeitung

    "Das ist die Lage: Das Land ist verunsichert - und Angela Merkel hat nicht nur keinen Plan, sie sagt noch nicht einmal, ob sie die Verantwortung weiter tragen will. "Wir schaffen das" - ja, wie? Und mit ihr oder ohne sie? In so einer angespannten Lage auf einen günstigeren Zeitpunkt zu warten, ehe sie sich erklärt, ist zu klein, zu taktisch im Angesicht der großen Bewährungsprobe. Das Land muss schon wissen, woran es ist. Auch mit dieser Bundeskanzlerin." Der Tagesspiegel

    Pressestimmen zur Sommerpressekonferenz: "Merkels Ruhe ist Merkels Kraft"

    "Man kann Angela Merkel für hölzern, für emotionslos, für distanziert halten. Aber gerade mit dieser Zurückhaltung sorgt die Kanzlerin dafür, dass Angst und Hysterie eben nicht noch größer werden als sie ohnehin schon sind. Nach Terroranschlägen kann man als führender Politiker zu den Tatorten eilen, in Aktionismus verfallen. Man kann aber auch Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Merkels Ruhe ist Merkels Kraft. Trotz der ungeheuren Belastungen, des Drucks, der auf ihr lastet, wirkt die Kanzlerin nicht müde. Unbeirrt hält sie an Prinzipien fest, die wir alle nicht in Frage stellen sollten. Es sind die Prinzipien der Menschenwürde, der Rechtsstaatlichkeit, der Humanität, der freiheitlich-demokratischen Grundordnung." Freie Presse (Chemnitz)

    "Sie glaube nicht, dass sie die Folgen ihrer Politik unterschätzt habe. Das ist eine der wenigen wirklich bemerkenswerten Aussagen aus Angela Merkels sommerlicher Blitzkonferenz. Bemerkenswert deshalb, weil die Kanzlerin wieder einmal nur so tat, als lege sie sich fest, als reagiere sie mit Konsequenz auf eine historisch gefährliche Lage. In Wahrheit gibt es immer nur eine Botschaft: Irgendwie wird es weitergehen, und mit wem wohl sonst als mit ihr? Angela Merkel hat ihren Sommerurlaub unterbrochen, um ihre perfekte Rationalität als nichtssagende Alternative für Rat- und Hilflosigkeit anzupreisen. Das wäre nicht nötig gewesen." Leipziger Volkszeitung

    "Auch wenn die Kanzlerin ihren Urlaub unterbrochen hat, um sich zu Wort zu melden, wirkt sie doch so, als ob sie die Stimmung im Land nicht kennt. Ihre Politik des langen Abwägens, einst geschätzt, trifft jetzt auf zunehmendes Unverständnis. Von der Kanzlerin wird ein "Wir haben verstanden" erwartet, eine große Geste, eine ernste Ansprache. Stattdessen aber bleibt sie stoisch bei ihrem "Wir schaffen das" und fügt spitz hinzu, dass es einfach sei, habe sie ja nie gesagt. Die deutsche Kanzlerin ist nicht schuld am islamistischen Terror, nicht an den Unruhen in der Türkei, nicht an den Flüchtlingszahlen und noch nicht einmal an der steigenden Ausländerfeindlichkeit im Land. Aber dass sie als Reaktion stoisch auf ihre Neujahrsansprache von 2014 verweist - "lauft denen, die Hass in ihren Herzen tragen, nicht hinterher"- , und ihr Credo vom letzten Jahr - "wir schaffen das" - wiederholt, zeigt, dass sie nicht auf der Höhe der Zeit ist." Schwäbische Zeitung (Ravensburg)

    Lob für Angela Merkels Sommerpressekonferenz: "Sie knickt nicht ein"

    "Merkel beschränkt sich auf das Machbare. Aus ihrem "Wir schaffen das" ist ein "Wir haben schon viel geschafft" geworden. Eine mutige Einschätzung in derart aufgeheizten Zeiten und vor dem Hintergrund, dass Rechtspopulisten europaweit die Kanzlerin als Türöffnerin für den Flüchtlingsstrom direkt verantwortlich machen für die Serie von Bluttaten mit zum Teil islamistischem Hintergrund. Merkel knickt nicht ein. Und schon das allein wirkt beruhigend."  Landeszeitung (Lüneburg)

    "Die Bürger schätzen Politiker, die selbst im Sturm einen kühlen Kopf bewahren und erst dann auftreten, wenn sie etwas von Belang zu sagen haben. Helmut Schmidt war ein solcher Politiker. Selbst im "Heißen Herbst" 1977 verbreitete Schmidt das Gefühl, die Geschicke des Landes in der Hand zu halten und wichtigeres zu tun zu haben, als dem Zeitgeist hinterherzurennen. Merkel ist nicht Schmidt. Vor allem fehlt ihr sein geschliffenes Wort. Doch auch sie strahlte auf ihrer Pressekonferenz eine ruhige Willenskraft aus, die ihre Wirkung nicht verfehlen wird. Merkel war so selbstsicher, dass sie sogar ihr "Wir schaffen das" wiederholte. Auch dieser Satz mag in Terrorzeiten Zuversicht schenken. Allerdings verdeckt er, dass die Bundeskanzlerin ihre Politik längst korrigiert hat. Zwar will Angela Merkel ihren Fehler nicht zugeben, wenigstens aber hat sie aus ihm gelernt." Die Welt

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