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Anschläge in Israel: „Dieses Mal eröffneten sie das Feuer“

Anschläge in Israel

„Dieses Mal eröffneten sie das Feuer“

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    Nach den Terroranschlägen sichern israelische Sicherheitskräfte die Hauptstraße nach Eilat.
    Nach den Terroranschlägen sichern israelische Sicherheitskräfte die Hauptstraße nach Eilat. Foto: dpa

    Busfahrer Benni Bilawski (60) ist gestern in den Mittagsstunden mit seinem Bus der Linie 392 im Süden Israels auf der Strecke von Beer Schewa nach Eilat unterwegs. „Für mich war es eine Routinefahrt“, berichtet er später. „Ich fuhr auf der Straße nahe der Grenze in Richtung eines ägyptischen Postens. Da stehen immer Soldaten, aber dieses Mal eröffneten sie das Feuer auf meinen Bus.“

    Der Anschlag auf den Bus ist nur der erste Terrorakt in einer ganzen Serie von Anschlägen im Süden Israels. Im Bus stirbt ein Mensch, sieben Personen werden verletzt, 20 erleiden einen Schock.

    Ebenfalls auf dem Weg nach Eilat befindet sich gestern Sarah aus Lod. Mit im Auto sitzen ihre Kinder. „Ich sah ägyptische Soldaten in ihren typischen Uniformen, wie sie das Feuer auf uns eröffneten“, erzählt sie. Zwei ihrer Kinder werden verletzt. „Obwohl sie angeschnallt waren, schrie ich sie an, dass sie sich auf den Boden werfen sollten. Eine Kugel schlug wenige Zentimeter neben dem Kopf meiner Tochter ein.“

    Aber es sind wohl keine ägyptischen Soldaten, die auf unbewaffnete Israelis feuern. Israelische wie ägyptische Sprecher dementieren, dass die ägyptische Armee in die Anschläge involviert sei. Israel erklärt bereits kurz nach den Anschlägen, die Angreifer kämen aus dem von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen und seien über die Halbinsel Sinai nach Israel eingedrungen.

    Die Täter waren bis an die Zähne bewaffnet

    In schneller Abfolge kommen Berichte über weitere Anschläge. Ein zweiter Bus wird 26 Kilometer vor Eilat von einer Explosion erschüttert und brennt aus. Der Fahrer stirbt, Fahrgäste sind nicht an Bord. Zunächst heißt es, der Bus sei von einer Panzerfaust getroffen worden. Später geben die Ermittler bekannt, dass sich ein Selbstmordattentäter neben dem Fahrzeug in die Luft gesprengt hat. Nahe Eilat liefern sich unterdessen Sondereinheiten der Polizei mit Terroristen ein Feuergefecht. Kampfhubschrauber unterstützen die Soldaten. Nach einer Stunde wird gemeldet, dass mehrere Terroristen getötet worden seien.

    Wenig später heißt es, dass in der Gegend eine Straßenbombe explodiert sei. Ein Militärfahrzeug wird angeblich getroffen. Nahe einer Straßensperre auf der Hauptstraße nach Eilat sehen Reporter vier Privatwagen mit Einschusslöchern. In einem Auto seien vier Menschen getötet worden, in einem anderen eine weitere Person. Insgesamt sterben ersten Angaben zufolge bei den Anschlägen rund um den Badeort sieben Israelis und fünf Angreifer.

    Unklar ist, wo die Terroristen hergekommen sind. In israelischen Militärkreisen heißt es, die Täter seien aus dem Gazastreifen über die offene und nicht richtig befestigte Grenze von Ägypten nach Israel gekommen. Da mehrere Sprengsätze explodierten, Mörsergranaten abgeschossen wurden und zudem Fahrzeuge beschossen wurden, müssten die Angreifer bestens ausgerüstet gewesen sein.

    Beim Vergeltungsangriff sterben sechs Palästinenser

    Die Überfälle nahe Eilat zeugen aus israelischer Sicht davon, dass die ägyptischen Streitkräfte zunehmend die Kontrolle über die entmilitarisierte Sinaihalbinsel verloren haben. Die Soldaten seien vor allem damit beschäftigt, Erdgasleitungen und Pumpstationen zu bewachen. Um Ägypten zu helfen, die Ordnung wiederherzustellen, hat Israel kürzlich die Verlegung von rund tausend ägyptischen Soldaten mitsamt Panzerwagen in den Sinai genehmigt. Eigentlich darf Ägypten gemäß dem Friedensvertrag mit Israel dort nur Polizei einsetzen und kein Militär.

    Am frühen Nachmittag wird aus dem Gazastreifen berichtet, dass Kämpfer der Hamas in Erwartung eines Vergeltungsangriffs ihre Stellungen geräumt haben. Kurz darauf ist es so weit. Bei einem israelischen Luftangriff auf den Gazastreifen sterben nach Angaben palästinensischer Mediziner mindestens sechs Palästinenser, darunter ein Kind.

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