Am Tag nach den Anschlägen von Brüssel haben die Ermittler alle drei Selbstmordattentäter identifiziert: Es sind zwei polizeibekannte Brüder, die zum Umfeld des Paris-Attentäters Salah Abdeslam gehörten sowie der 24-jährige Najim Laachraoui. Ibrahim El Bakraoui und Laachraoui sprengten sich am Flughafen in die Luft, eine Stunde später löste sein Bruder Khalid die Explosion in der U-Bahn-Station aus. Mindestens 31 Menschen sterben, 300 werden verletzt. Unter den Toten könnte auch eine Frau aus Aachen sein. Nach einem weiteren Täter wird noch gesucht.
Die Nacht auf Mittwoch stand im Zeichen von Schock, Trauer und Angst. Immer wieder rasten Polizeifahrzeuge mit Blaulicht durch die Straßen. Die Ermittler mussten davon ausgehen, dass noch weitere Attentäter in der belgischen Hauptstadt unterwegs waren. Den entscheidenden Hinweis auf die Brüder El Bakraoui gab schließlich ein Taxifahrer. Der Mann hatte am frühen Dienstagmorgen drei Männer aus einer Wohnung in der Stadtgemeinde Schaerbeek abgeholt. Er brachte sie zum Flughafen. Die Fahrgäste fielen ihm auf, weil sie sich beim Einladen des auffällig großen Gepäcks nicht helfen lassen wollten.
Die größte Bombe ging anscheinend nicht in die Luft
Stunden später wusste der Taxifahrer, warum sich seine Kunden so seltsam verhalten hatten. Auf dem Fahndungsfoto, das die drei mutmaßlichen Täter mit Gepäckwagen zeigt, erkannte er einen von ihnen sofort wieder. Es ist der Mann in der Mitte: Ibrahim El Bakraoui, ein gebürtiger Belgier. Der Selbstmordattentäter, der in der Nähe eines Abflugschalters so viele Menschen mit in den Tod riss.
Noch einen der beiden anderen Männer auf dem Bild konnte die Polizei nach belgischen Medienangaben bis zum Abend identifizieren: Es handelt sich um den im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris gesuchten 24-jährigen Najim Laachraoui. Er starb, als er die zweite Explosion am Flughafen auslöste. Nach dem dritten Verdächtigen sucht die Polizei noch immer. In seinem Koffer befand sich angeblich die größte und gefährlichste Bombe – die aber nicht gezündet wurde.
Am Morgen, an dem Ibrahim mit seinen Begleitern zum Flughafen fuhr, machte sich sein Bruder Khalid auf den Weg zur Metro. Er wurde anhand von Fingerabdrücken identifiziert. Beide Brüder waren der Polizei wegen schwerer Straftaten bekannt, darunter eine Schießerei mit Beamten. Unter Terrorverdacht standen sie nicht.
Einer der Terroristen hinterließ in Brüssel ein Testament
Erst nach den Taten fanden sie auf einem Laptop im Müll nahe der Wohnung der Brüder eine Art Testament. Darin schrieb Ibrahim El Bakraoui, er werde „überall gesucht“ und wolle „nicht in einer Gefängniszelle landen“. Bei der Durchsuchung der Wohnung entdeckten die Fahnder Chemikalien, Zünder, Nägel und Schrauben für den Bombenbau.
Hatten die beiden Brüder weitere Helfer? Leben die Drahtzieher der Anschlagsserie noch? Antworten darauf gab es gestern nicht. Gegen Mittag machte das Gerücht die Runde, ein weiterer Terrorist sei gefasst worden. Doch es erwies sich als falsch. Am Abend sorgte dann der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan für Aufregung.Er behauptete, einer der Attentäter von Brüssel sei im vergangenen Jahr aus der Türkei ausgewiesen worden. Die belgischen Behörden hätten Warnungen aus Ankara nicht ernst genommen. (mit afp, dpa, AZ)