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Angela Merkel in Augsburg: Wie die Kanzlerin Kuka lahmlegt

Angela Merkel in Augsburg

Wie die Kanzlerin Kuka lahmlegt

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    Hände und Handys: Als Kanzlerin Angela Merkel in Augsburg ankommt, nimmt sie sich ein bisschen Zeit, um die wartenenden Kuka-Mitarbeiter zu begrüßen.
    Hände und Handys: Als Kanzlerin Angela Merkel in Augsburg ankommt, nimmt sie sich ein bisschen Zeit, um die wartenenden Kuka-Mitarbeiter zu begrüßen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Mit Merkel-Besuchen haben sie Erfahrung bei Kuka. Schließlich war die Kanzlerin schon mal beinahe da. Es ist der 23. Februar: In den Produktionshallen des Augsburger Roboterbauers gehen Mitarbeiter nervös auf und ab. Fotografen prüfen ihre Kameras. Sicher ist sicher. Azubis überlegen sich für den Fall der Fälle, was sie die mächtigste Frau der Welt fragen könnten. Ernst dreinblickende Männer haben den Eingang im Blick. Und dann kommt sie nicht. Weil Merkels Flugzeug wetterbedingt nicht abheben kann, platzt der Termin ganz kurzfristig.

    Nun also der zweite Anlauf: Die Mittagspause am Freitag ist gerade vorbei. Im Hof, an den Fenstern, in den Hallen stehen Kukaner in kleineren und größeren Gruppen. Und warten. „Ich glaub’s erst, wenn ich sie selber sehe“, sagt einer zu seinem Nebenmann. Beide lachen. Ein paar Minuten später fährt ein weißer Bus vor. Es steigt aus: die Kanzlerin. Einen roten Teppich gibt es nicht, aber ein bisschen erinnert die Szene an Filmpremieren. Wer in der ersten Reihe steht, bekommt einen Händedruck, die anderen immerhin ein paar Beweisfotos mit der Handykamera. Für Facebook oder die Mama zu Hause.

    Merkel-Besuch: Roboterbauer Kuka steht heute so gut da wie nie

    Kuka-Chef Till Reuter kann seine Freude über den prominenten Besuch nur mit Mühe hinter dem managertypischen Pokerface verbergen. Vielleicht will er es auch gar nicht. Seit 2009 steht er an der Spitze des Konzerns. Damals steckte man in enormen Schwierigkeiten. Doch dem früheren Investmentbanker gelang die Trendwende. Heute steht Kuka so gut da wie nie. Und dieser Moment ist so etwas wie der sichtbare Beweis dafür: Die Kanzlerin ist extra gekommen.

    Reuter führt Merkel in die Halle, wo im Alltag der ganze Stolz des Unternehmens montiert wird: der hochsensible und lernfähige Leichtbauroboter LBR iiwa. Einige Mitarbeiter ziehen Schrauben an, doch an richtige Arbeit ist an diesem Tag nicht zu denken. Ludwig Lindermeir steht ein paar Meter abseits, als die Kanzlerin „einzieht“ – und mit ihr Dutzende Kamerateams, Journalisten und Augsburger Politiker. Normalerweise ist Lindermeir als Meister mit seinem Team dafür verantwortlich, dass die Roboter effizient und sorgfältig zusammengebaut werden. Heute geht alles ein bisschen langsamer. Heute zählt bei Kuka nur die Kanzlerin. Es wird bis Montag dauern, ehe der Betrieb wieder ganz normal läuft.

    Kanzlerin Merkel plaudert bei Kuka mit Azubis und lässt sich Roboter zeigen

    Nach ein paar Minuten zieht die Karawane weiter. Gleich nebenan zeigt Eva Andraschko der Besucherin aus Berlin, was der gefühlvolle Leichtbauroboter in der Praxis so alles kann. Merkel ist begeistert und fragt gleich mal nach dem Preis, – man kann ja nie wissen. Als Naturwissenschaftlerin hat sie wenig Berührungsängste mit der Technik. Erst vor ein paar Tagen hatte Merkel in Japan ein Roboter-Männchen überrumpelt, dem sie unbedingt die Hand schütteln wollte – obwohl der

    Auch in Augsburg zeigt sich Merkel sehr interessiert. Sie plaudert mit Azubis, lässt sich verschiedene Roboter zeigen und sagt dann etwas, was die Kukaner gerne hören: „Wir können stolz sein, dass in Deutschland Unternehmen wie Kuka zu Hause sind.“ Nun gehe es darum, die Technik so weiterzuentwickeln, dass „wir auch in Zukunft vorne dran sind“. Reuter nutzt die Gelegenheit, um Werbung in eigener Sache zu machen. Der Besuch der Kanzlerin zeige die Bedeutung von Kuka und der mittelständischen Industrie, sagt er und lächelt. Von wegen Pokerface.

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